Schlicht in Cremeweiß gehalten – und wieder mit Stern ausgezeichnet: Das Olivo Foto: Petsch

Schlicht in Cremeweiß gehalten - und wieder mit Stern ausgezeichnet: Das Olivo

Vor ein paar Jahren lautete unser Trick: Meine Frau und ich spenden im Katharinenhospital Blut. Fünfmal im Jahr. Pro Person brachte dies jedesmal 26 Euro, und nach einem Jahr sind wir dann in ein Sternelokal gegangen und haben unser ganzes Blut vervespert! Dies erzähle ich nur, weil ich weiß: Sternelokale sind nicht billig. Meiner Meinung nach sind sie aber ihr Geld wert, zumindest die Lokale, die ich in Stuttgart aufgesucht habe, waren es eigentlich immer. Über den Wert eines Essens lässt sich natürlich streiten, dazu bräuchte man jedoch mehr Platz, als es hier gibt. Ich gehe eben lieber in ein Restaurant, in dem man mir geniale Geschmackserlebnisse serviert, Gerichte komponiert, die mir im Leben nicht einfallen würden, in denen mir das Personal kulinarische Kunstwerke vor die Nase stellt. Dafür gehe ich eher selten in ein normales Restaurant, denn einfach nur satt essen kann ich mich zu Hause.

Diese lange Einleitung schreibe ich, weil es manche Menschen unmoralisch finden, 300 Euro für ein Abendessen auszugeben. Diese Einstellung finde ich seltsam, schließlich bewerte ich deren Ausgaben - zum Beispiel für einen Mercedes - auch nicht nach moralischen Grundsätzen. Entscheide jeder für sich. Ich finde, der Gang ins Olivo lohnt sich. In dem Spitzenlokal im Hotel Graf Zeppelin kocht seit Juni ein neuer Mann. Vorgänger Marc Rennhack hat sich zu einem neuen Projekt mit seinem Mentor und Drei-Sterne-Koch Juan Amador verabschiedet. Auf ihn folgte nun Nico Burkhardt, der den Stern fürs Olivo sogleich zurückerobert hat. Der neue Küchenchef ist gerade mal 27, hat aber jede Menge Sterneerfahrung - und einiges drauf.

Vor allem hat er Mut: In Zeiten, in denen allerorten von Regionalisierung und Reduzierung geredet wird, setzt Burkhardt auf das volle Programm. Das Olivo nennt die Küche bewusst international und französisch, hier wird die hohe Kunst mit sehr viel Schnickschnack zelebriert. Ich liebe das! Vor allem, wenn die Dekoration nicht der Optik dient, sondern immer ein geschmackliches i-Tüpfelchen ist. Die marinierte Gänseleber zum Beispiel harmoniert wunderbar mit den Himbeeren, die Rote Bete und die Kleinigkeiten rund um die Vorspeise machen diese zu einem Gedicht. Das gelingt auch beim Bachsaibling und der Jakobsmuschel, die mit Meeresalgen, Kürbiskernen und Ingwer zu einem raffinierten Gesamtkunstwerk drapiert werden. Der Rehrücken im Kräutermantel: perfekt. Das Presa vom Iberico-Schwein: Das beste Stück Schweinefleisch meines Lebens!

Was zudem Spaß macht: Die glasweise Weinbegleitung, unterschiedlich für zwei verschiedene Menüs, wird immer sehr nett erklärt. Der ebenfalls neue Service im Olivo macht seine Sache ausgesprochen gut. Kurz: Ich werde in Kürze wieder öfter zum Blutspenden gehen müssen.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Ein ewiger Disput! Ich sage: Ein gutes Verhältnis

Atmosphäre: Modern, cremeweiß, Top-Blick auf den Bahnhof

Küche: International, französisch, herrlich aufwendig

Adresse: Gourmetrestaurant Olivo im Steigenberger Hotel Graf Zeppelin, Arnulf-Klett-Platz 7, 70173 Stuttgart, Telefon 2048-0.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 12bis 14 Uhr und von 18.30 bis 22 Uhr. An Weihnachten (Heiligabend und 25. Dezember) und Silvester besondere Angebote.

Extras: Im Haus gibt es die Davidoff Raucher Lounge, die vom Gault Millau ausgezeichnet worden ist.

Anfahrt: Parkhäuser gibt es viele in der Umgebung, für Nutzer des Nahverkehrs gibt es alle Optionen. Direkt gegenüber halten S-Bahn, Stadtbahnen, Busse - und sogar der ICE.