Wer es urig mag, ist im Jägerhaus in Esslingen richtig. Foto: Kienzle

Wer es urig mag, ist im Höhenhotel Jägerhaus in Esslingen-Liebersbronn genau richtig.

Niemals zuvor habe der König so herzhaft gelacht wie im Jägerhaus hoch über Esslingen, besagt eine Anekdote über Wilhelm II. Erheitert hatte den letzten König Württembergs die Wirtin des Lokals. "Noi, noi, Majeschdäd, do hot dr Herr Obrbürgrmeischdr a paar drzuagmacht", soll die schlagfertige Frau entgegnet haben, nachdem der Esslinger Schultes sie fälschlicherweise als achtfache Mutter vorgestellt hatte. Damals hatte das ehemalige Forsthaus bereits eine jahrzehntelange Tradition als Gastronomiebetrieb. Seinen Ursprung hat das denkmalgeschützte Anwesen in einer Hütte aus dem Jahr 1729, einst errichtet, um dem ausufernden Holzdiebstahl im Schurwald zu begegnen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach renoviert und umgebaut, ist es in jüngster Zeit um das beliebte Ausflugslokal still geworden. Als der Vorbesitzer 2010 starb und sich in dessen Familie kein Nachfolger fand, kaufte die Familie Rörich das Jägerhaus. "Wir mussten uns innerhalb eines Monats entscheiden", sagt Brigitte Rörich. Seit 1. Januar 2011 führen ihr Sohn Jochen Rörich und dessen Frau Ivonne das Höhenhotel Jägerhaus, die Mutter hilft nach Kräften mit. Als Pächter des Clubrestaurants der Stuttgarter Kickers und des Ochsen in Neuhausen auf den Fildern sind die Rörichs in der Gastroszene keine Unbekannten. Ein ähnliches Speisenangebot wie dort finden die Gäste auch im Jägerhaus vor: gutbürgerliche Küche im besten Sinn. Maultaschen, Nierle, Schnitzel, Steaks, dazu Salate und Fisch.

Die Karte wechselt wöchentlich und bietet gute Qualität ohne kulinarischen Firlefanz. Beim Testbesuch entscheiden wir uns fürs Filetspitzentöpfle mit Rahmchampignons und handgeschabten Spätzle in Pfeffersoße sowie für das Schweinerückensteak mit gebratenem Speck, wilden Kartoffeln und Salsasoße - und sind zufrieden. Das Fleisch zart mit Beilagen und Salat als ausgewogenen Begleitern. Alles kommt wie zuvor die Rinderkraftbrühe mit Kräuterflädle und der mildgeräucherte Lachs auf den Tisch, ohne zu überraschen, ohne negativ zu überraschen. Das Konzept dürfte seine Vorteile haben, vor allem wenn sich Wanderer und Radfahrer nach einer anstrengenden Tour durch den Schurwald stärken wollen. Beim Service klappt noch nicht alles reibungslos, aber Defizite in den Details macht das Personal durch Freundlichkeit wett.

Pluspunkte des Jägerhauses sind unbestritten die heimelige Wirtsstube, in der unter den Schuhsohlen die Dielen knarzen, zudem der grandiose Blick übers Neckartal, der sich vom Biergarten aus eröffnet. Noch gibt es viel zu tun, um das Anwesen vollends auf Vordermann zu bringen, sagt Brigitte Rörich. Auch die Hotelzimmer werden nach und nach renoviert. Die Gäste sollen davon nichts mitbekommen.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Das Angebot ist sein Geld wert

Atmosphäre: Gepflegt und freundlich mit grandioser Aussicht

Küche: Schwäbisch-solide

Adresse: Höhenhotel Jägerhaus, Familie Rörich, Römerstraße 1-2, 73732 Esslingen, Tel. 0711/370330, Fax 0711/3703343.

Öffnungszeiten: täglich von 11 bis 23 Uhr, warme Küche bis ca. 22 Uhr.

Extras: Biergarten mit zurzeit 150 Plätzen, der noch vergrößert werden soll; täglich frische Kuchen.

Anfahrt: mit der S-Bahn-Linie S1 nach Esslingen, von dort mit der Buslinie 108 zum Halt Liebersbronn Jägerhaus. Für Autofahrer: Parkmöglichkeit am Haus und auf der gegenüberliegenden Seite der Römerstraße.