Vor gut zwei Monaten zog Madame Phóc in die Räume des ehemaligen Restaurants Bambus.
Kaum mehr als zwei Monate ist es her, dass Madame Phóc in die Räume des ehemaligen Restaurants Bambus in nächster Nähe des Theaters Rampe am Marienplatz einzog. Der Inhaberwechsel war durch den alters- und krankheitsbedingten Rückzug des im Lehenviertel beliebten Bambus-Wirtspaares eingeleitet worden. Dennoch bleibt einiges beim Alten: Wie ihre Vorgänger stammt Phóc Brunner aus Vietnam und bietet in dem spitz zulaufenden Ecklokal recht preiswerte Gerichte ihrer Heimat an. Die Räume wurden renoviert, wirken aber nicht grundlegend verändert.
Gastronomische Erfahrung bringt die neue Wirtin aus Ulm mit. Aus privaten Gründen ist Frau Phóc nach Stuttgart gezogen, wie wir später erfahren - und hat an dem Abend unseres Besuchs volles Haus. Wir haben Glück, dass wir überhaupt noch einen Tisch bekommen.
Um eine Idee von der Bandbreite der Vorspeisen zu bekommen, bestellen wir eine Fingerfood-Platte für zwei. Darauf liegen Frühlingsrollen, unfrittierte Sommerrollen, vegetarische Herbstrollen, Wan-Tan und Hühnerfleischspieße - mit klein geschnittenem Eisbergsalat und mit zweierlei Saucen serviert. Nur, wo sind die für die vietnamesische Küche so typischen Kräuter? Die fehlen uns, auch wenn alle Rollen gut gefüllt sind und wir in den Sommerrollen dann doch etwas Minze entdecken.
Als Frau Phóc unsere Teller abräumt, fragen wir nach und erfahren: "Viele Gäste mögen keinen Koriander. Sie sagen, der schmeckt nach Seife." Und zum Wegwerfen seien Kräuter gerade in dieser Jahreszeit zu teuer. Letzteres leuchtet uns zwar ein, dennoch erinnern wir uns daran, dass im früheren Bambus mehr aromatisches Grün serviert wurde. Auch vom Ingwertee sind wir enttäuscht: Wo andernorts frisch geschnittene Knollenscheiben schwimmen, sehen wir in den zünftigen Teetassen nur Wasser. Anbei ein Beutel Ingwertee. Selbst nach minutenlangem Ziehen entfaltet der kein Aroma.
Mit der als Hauptspeise georderten kross gebratenen Ente auf Gemüse in einer wohlschmeckenden Sauce bringt Frau Phóc, die mit dem französischen Madame auf die Geschichte ihres Landes anspielt, einen Teller mit Kräutern. Das freut uns. Auch der Reisnudeltopf mit Rindfleisch wurde extra mit Chili und Koriander gewürzt. Nun sind die vielen Aromen, welche die vietnamesische Küche auszeichnen, zu schmecken.
Wer also keine an europäische Gaumen angepassten Gerichte haben will, dem sei hiermit empfohlen, Frau Phóc bei der Bestellung Bescheid zu sagen. Und vielleicht beherzigt sie ja unseren Vorschlag, auf der Speisekarte eine Rubrik mit Originalgerichten einzurichten. In Stuttgart gibt es schon einige asiatische Restaurants, die gerade wegen ihres Muts zum Original sehr geschätzt werden.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Ordentliche Portionen zum günstigen Preis
Atmosphäre: Dicht bestuhltes Ecklokal in zartem Gelb
Küche: Vietnamesisch für europäische Gaumen
Adresse: Madame Phóc, Inhaberin: Phóc, Brugger, Filderstraße 49, 70180 Stuttgart, Telefon 6019325.
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 11.30 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 22.30 Uhr, Freitag 11.30 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 23.30 Uhr, Samstag und Sonntag 17.30 bis 23.30 Uhr.
Extras: preiswerte Mittagsmenüs.
Anfahrt: Die U-Bahn-Linien 1 und 14 halten am Marienplatz, ebenso die Zahnradbahn. Fast vor der Tür hält der Bus 43 sowie der Nachtbus N1. Für Autofahrer: Im Lehenviertel und am Marienplatz gibt es wenig Parkplätze