Über 300 Jahre später ist der Name Waldhorn geblieben, trägt nun aber den Zusatz Incanto - in unserer Zeit ist die italienische Küche begehrt.

Schon Mozart und Casanova sollen im Waldhorn abgestiegen sein, im ältesten Haus Ludwigsburgs. 1706 hatte Herzog Eberhard Ludwig gegenüber seines Schlosses anstelle des Kavaliersbaus ein Wirtshaus für Arbeitsleute, Künstler und Gäste bauen lassen. Weil der Herzog ein leidenschaftlicher Jäger war, nannte er es Zum goldenen Waldhorn. Auf dem Wirtshausschild freilich stand die französische Übersetzung: A la trompe d'or. Denn alles Französische war damals groß in Mode. Über 300 Jahre später ist der Name Waldhorn geblieben, trägt nun aber den Zusatz Incanto - in unserer Zeit ist die italienische Küche begehrt.

Wer ins neue Waldhorn Incanto tritt, das nach einer fehlgeschlagenen Seafood- und Steak-House-Phase im Juli dieses Jahres von der toskanischen Familie Mazzaccheri mit großem Ehrgeiz übernommen wurde, findet sich in einem Stilmix wieder, der alte mit modernen Zeiten verbindet. Barock-herrschaftlich ist's mit Kronleuchter, alten Meistern im Silberrahmen, schweren Vorhängen, aber auch schick mit runden Sitzbänken und moderner Malerei an den Wänden. Einzigartig ist die Lage. Wer aus den Fenstern blickt, sieht das Ludwigsburger Schloss in seiner vollen Pracht. Im Inneren des Hauses setzt sich der Stilmix auch auf den Tellern fort.

Das neue Waldhorn zelebriert das, was man Cross-Over-Küche nennt - ungewohnte Zutaten werden mit Lust auf neue Harmonien den traditionellen italienischen Gerichten zugeführt. So sind die Teller voll, als hoffe der Koch, dass immer etwas dabei ist, was der Gast außergewöhnlich findet. Der Küchengruß vereint die Süße von Melonen mit der würzigen Schärfe von Ingwer zu einem kalten Sommersüppchen, das auch ohne Sommer sehr gut schmeckt.

Die Vorspeise Le Verdure ist laut Karte "eine Fantasie aus gegrilltem, gedünstetem und gebackenem Gemüse", bietet aber auch nicht mehr, als was wir von Italienern schon kennen. Il Coniglio, die gefüllte Kaninchenroulade, wird mit Spinat, Taleggio-Käse, einer Balsamicosoße, gegrillten Paprikastreifen, Oliven, Apfelkapern und gebackenem Ricottakäse zu aufwendig serviert. Als Hauptgang bietet uns die Kellnerin eine Dorade an, die nicht auf der Karte steht, sich aber nach Nachfrage beim Koch als so groß erweist, dass vier Personen sie bestellen müssten.

Wir entscheiden uns für La Triglia, ein Rotbarbenfilet, das sich mit magerem und festem Fleisch als hervorragend erweist und gut zur Sesamkruste mit Garnelenschaum passt. Die dazugereichte Tomate allerdings ist mit zu viel Käse gefüllt. Äußerst empfehlenswert ist die hausgemachte Pasta: Die Safran-Cavatelli mit Seeteufel und Auberginefilangé sind ein Genuss.

Der Service ist sehr freundlich, so dass man so nah am Schloss königlich bedient wird. Auch wenn man sich bei manchen Gerichten mehr Klarheit wünscht, lohnt der Ausflug nach Ludwigsburg, um an einem historischen Ort auf Casanovas und Mozarts Spuren zu wandeln.

Küche: Mediterran mit Lust zur Innovation

Atmosphäre: Zwischen barock und schick

Preis/Leistung: Gute Qualität zu fairen Preisen

Adresse: Waldhorn Incanto, Ludwigsburg, Schlossstraße 33, Telefon 0 71 41 / 6 43 36 02.

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Öffnungszeiten: montags bis samstags von 11.30 bis 15 Uhr und von 18 bis 23.30 Uhr, sonntags von 11.30 bis 18 Uhr.

Extras: Wintergarten für Raucher, ein Weinkeller, 170 Plätze für Feste.

Anfahrt: Von Stuttgart die S 4 Richtung Marbach bis Ludwigsburg; dort umsteigen in Bus 422, 425, 427 oder 430 bis Arsenalplatz. Von dort etwa drei Minuten Fußweg. Für Autofahrer: Parkplatz bei der Unteren Kasernenstraße.