Irene Dresel (l.) und Anna Saragaglia haben die Bhz-Geschichte mitgeprägt. Foto: Achiv öbi

Der Tafelladen des Bhz besteht seit 20 Jahren. Sozial benachteiligte Menschen profitieren.

Stuttgart-Feuerbach - Der Tafelladen des Bhz (ehemals Behindertenzentrum Stuttgart) kann auf eine 20-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Von der Wichtigkeit der Einrichtung ist nicht nur Feuerbachs Bezirksvorsteherin Andrea Klöber überzeugt, die die Einrichtung am vergangenen Mittwoch im Rahmen einer kleinen Feierstunde lobte. Auch der Technische Leiter des Bhz-Werkhauses, Michael Langer, stellte klar, welche Bedeutung der Tafelladen für den Stadtbezirk und die Gesellschaft hat: „Wir haben schon immer Möglichkeiten gesucht, um Menschen mit Behinderung in Arbeit zu bringen. Und als vor 25 Jahren die Tafelladen-Idee in Deutschland aufkam, sind wir eingestiegen. Damit haben wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.“

Denn nicht nur zehn Bhz-Beschäftigte mit Behinderung können nun seit Jahren im Tafelladen an der Hohnerstraße Geld verdienen. Dort können auch sozial benachteiligte Menschen Lebensmittel zu stark reduzierten Preisen erwerben. Nur 20 Prozent der ursprünglichen Kosten fallen zum Beispiel für Obst und Gemüse an.

Einkaufen dürfen im Tafelladen Besitzer einer Bonuscard oder Hartz-IV-Empfänger. „Im Schnitt kommen zu uns täglich 80 bis 100 Menschen“, sagte Michael Langer. Sie finden außer Obst und Gemüse unter anderem noch Milchprodukte, Konserven und Backwaren an der Hohnerstraße. Die Waren werden gespendet – von Einzelhändlern, Metzgereien, Drogeriemärkten, Bäckereien und Discountern.

Faulstellen? Fehlanzeige

Vor allem bei Letzteren ist die Auswahl an Lebensmitteln riesig. Auf hunderten Quadratmetern türmen sich Waren von der Ananas bis zur Zucchini. Doch wenn das teilweise abgepackte Obst und Gemüse eine braune Stelle hat, die Tube Senf eine Delle aufweist oder das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) in wenigen Tagen erreicht ist, dann wird die Ware zum Ladenhüter. In den meisten Fällen landet sie nicht im Einkaufswagen, sondern in der Mülltonne. Und an dieser Stelle kommen die etwa 30 Ehrenamtlichen des Tafelladens ins Spiel. Teilweise sortieren sie vor Ort die Waren, meistens holen sie die vollen Körbe der Spender aber nur ab. Um 9 Uhr muss alles an der Hohnerstraße sein, denn dort öffnet nur eine Stunde später der Tafelladen seine Türen. Dort wird zu dieser Zeit bereits etwa eine Stunde gearbeitet. Alles, was auf den Touren durch Feuerbach eingesammelt wird, untersteht nun noch einmal einer strengen Kontrolle. Nur, was auch wirklich uneingeschränkt für den Verzehr geeignet ist, kommt in die Regale. Hauptsächlich sind das Obst und Gemüse. Faulstellen darf es keine geben. „Wir haben schon eine sehr hohe Qualität“, betonte Monika Borchwald vom Bhz schon im Jahr 2014 gegenüber unserer Zeitung. Immer wieder höre man, dass man „der Feinkost Böhm unter den Tafelläden“ sei.

Vor allem morgens ist der Andrang im Tafelladen groß. Aber dort herrschen klare Regeln, an die sich die Kunden zu halten haben. „Bei uns wird nicht gedrängelt, nicht gestoßen. Wer rennt, kann gleich durchrennen“, sagt Borchwald. Nämlich zum Ausgang. „Es geht hier ruhig zu.“ Das liegt an mehreren Faktoren: Zuerst einmal dürfen maximal 15 Personen gleichzeitig einkaufen und zum anderen wird versucht, während der gesamten Öffnungszeiten des Tafelladens immer das gleiche Sortiment anzubieten.

Von einem eher heiteren Gedränge wusste Michael Langer aber dann doch noch zu berichten: Eine Frau sei nach der Öffnung des Ladens gleich zur Kühltheke gelaufen – verfolgt von weiteren Kunden, die von hinten so drängten, dass die Frau plötzlich in der Kühltheke lag, sagte Langer und schmunzelte. Passiert sei glücklicherweise nichts.

Zum Abschluss der Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des Tafelladens erhielten übrigens noch drei verdiente Ehrenamtliche das Kronenkreuz der Diakonie. Helga Jaiser, Doris Staib und Monika Brosi bekamen die Auszeichnung.