Wie und wo sich der Mensch tätowieren lässt, ist seine eigene Entscheidung. Gehen Gesicht-Tattoos dennoch zu weit? Foto: dpa/Boris Roessler

Statt Schulter und Rücken zieren Tätowierungen immer häufiger Gesichter. Warum ist das so – und wie kann man sich ein Tattoo wieder entfernen lassen?

Stuttgart - Die amerikanischen Sänger Post Malone und Aaron Carter standen zuletzt nicht nur wegen ihrer musikalischen Errungenschaften in den Schlagzeilen, sondern auch aufgrund ihres eher ungewöhnlichem Gesichtsschmucks. Beide hatten sich ihr Gesicht tätowieren lassen. Neben kleineren Tattoos schmückt nun ein Stacheldraht Malones Stirn, über der rechten Augenbraue steht „Stay away“ und unter den beiden Augen „Always tired“ geschrieben. Aaron Carter, Bruder des ehemaligen Backstreet Boy Nick Carter, ging noch einen Schritt weiter und ließ sich als Liebesbeweis für seine Freundin Melanie Martin ihren Namen ins Gesicht stechen.

„US-Rapper lassen sich immer wieder ihr Gesicht tätowieren“, sagt der Inhaber des Stuttgarter Tattoo-Studios „Mommy I’m Sorry“, Silas Becks. „Es gibt ein paar Jugendliche, die mit solchen Wünschen gelegentlich zu uns kommen. Sie wollen dann ihren Vorbildern nacheifern und sich ebenfalls das Gesicht stechen lassen.“ Der Inhaber des nach eigenen Angaben zurzeit gefragtesten Studios Europas ist sich aber sicher, dass kein seriöser Tätowierer einem solchen Wunsch nachgehen würde. Laut Becks kann jemand, der nicht oder kaum tätowiert ist, nicht abschätzen, was für ein enormer Einschnitt das in das künftige Erscheinungsbild bedeutet. Bisher habe er nur eine einzige Ausnahme gemacht, und zwar bei einem über 40-jährigen Stammkunden, der bereits am ganzen Körper tätowiert sei. „Der hat sich dieses Tattoo im Laufe der Zeit verdient.“

Permanent Make-up sehr beliebt

„Was früher die Hände waren, sind heute Hals und Gesicht“, sagt Becks und meint damit, dass besonders die Regionen beim Tätowieren kritisch sind, die nicht mit Kleidung verdeckt werden können. Hand-Tattoos waren in den letzten Jahren extrem populär und sind mittlerweile in der Gesellschaft weitgehend akzeptiert. Bei Tätowierungen im Gesicht ist das noch anders.

Weitaus gängiger sind kosmetische Tätowierungen im Gesichtsbereich, sogenannte Permanent Make-ups. „Gesicht-Tattoos nehmen zu, stellen aber immer noch eine eher kleine Gruppe dar“, sagt auch Konstantin Feise, der Arzt in der Sophienklinik, einer Fachklinik für plastische und ästhetische Chirurgie und Schönheitsbehandlungen, ist. „Permanent Make-ups entfernen wir hingegen sehr häufig.“

Bei einem Permanent Make-up werden mit einer feinen Nadel Farbpigmente in die oberen Schichten der Haut eingearbeitet. Das Permanent Make-up, auch PMU oder Pigmentierung genannt, hält in der Regel nicht so lange wie ein klassisches Tattoo, da die Nadel weniger tief in die Haut eindringt und auch eine andere Farbe verwendet wird. Gängige Anwendungsbereiche sind zum Beispiel das Betonen von Augenbrauen, ein Lidstrich, eine Wimpernkranzverdichtung oder das Nachziehen der Lippenkontur. „Die Farbe, die für diese Art von kosmetischen Tätowierungen verwendet wird, kann sich schnell verändern. So verfärben sich Augenbrauen im Laufe der Zeit schon mal rot oder lila“, weiß Silas Becks. Vor allem künstliche Lidstriche seien kritisch, da sie so dicht am Auge platziert würden.

Nicht alles lässt sich weglasern

Ab Ende 2020 dürfen laut einer neuen Verordnung zum Strahlenschutz nur noch Ärzte Tattoos per Laser entfernen. Wird ein Laser falsch eingesetzt, sind Verbrennungen, Pigmentveränderungen, Entzündungen, Narbenbildung oder auch Krebserkrankungen möglich. Ralf Merkert ist leitender Arzt des Lasertherapiezentrums an der Hautklinik des Klinikum Stuttgart. Zu ihm kommen unter anderem Patienten, die mit ihren Hautverschönerungen unzufrieden sind und diese entfernen lassen wollen. Sei es, weil ihnen ein nicht permanentes Tattoo versprochen wurde, dieses dann aber doch ewig hält oder weil sich mit dem Alter Geschmack oder Haut verändert haben.

Zwischen drei und zehn Sitzungen benötigt Merkert, bis er mit einem speziellen Tattoo-Laser die Motive entfernt hat. „Es ist aber nicht gesagt, dass alles weggeht. Hin und wieder bleiben graue Schatten zurück, die sich nicht mehr entfernen lassen“, so Merkert. Die Behandlung kostet pro Sitzung ab 100 Euro und wird nicht von der Krankenkasse bezahlt.