Foto: Regina Brocke

Der 26-jährige Tänzer Giuseppe Spota kann das Publikum als Komödiant mit der gleichen Leidenschaft zum Lachen wie zum Weinen bringen. Seit dem Sommer ist er Mitglied bei Gauthier Dance.

Stuttgart - Der 26-jährige Tänzer Giuseppe Spota kann das Publikum als Komödiant mit der gleichen Leidenschaft zum Lachen wie zum Weinen bringen. Seit dem Sommer ist er Mitglied bei Gauthier Dance. Im Theaterhaus tanzt er in "M. M." an der Seite von Egon Madsen.

Man kann sich Giuseppe Spota leicht in vielen Rollen vorstellen. Als Fremdenführer, der in seiner Heimatstadt Bari die Aufmerksamkeit von Touristen mit gut platziertem Humor hoch hält? Damit hat kein Problem, wer den Tänzer beim neuen Abend von Eric Gauthiers Kompanie im Theaterhaus auf der Bühne gesehen hat. In "M.M.", der Hommage an den Pantomimen Marcel Marceau, gibt der Italiener an der Seite von Egon Madsen den rührend besorgten Begleiter, der, immer zu Späßen aufgelegt, die Seiten im Lebensbuch umschlagen darf.

Giuseppe Spota, seit letztem Sommer Mitglied der Theaterhaus-Kompanie Gauthier Dance, ist ein geborener Komödiant und kann als solcher mit der gleichen Leidenschaft zum Lachen und zum Weinen bringen. "Ich mag es, mit dem Publikum in Kontakt zu sein", sagt der 26-Jährige von sich selbst. In "Quilt", Gauthiers getanzter Kriegsklage, wischt er jedes Pathos beiseite und verhilft dem Pas de deux gemeinsam mit seiner Kollegin Garazi Perez Oloriz zu einer neuen, glaubhaften Expressivität.

Viele Rollen und Stile kennenzulernen - das erhofft sich Giuseppe Spota von seinem Engagement bei Gauthier Dance. Vier Jahre hat er beim Aterballetto in Reggio Emilia getanzt und dort auch immer wieder mit Choreografen wie Jirí Kylián zusammengearbeitet. "Hier in Stuttgart gibt es eine breitere Palette an Choreografien und Stilen. Das ist doch eine ganz andere Arbeit als mit Mauro Bigonzetti, dessen Stücke beim Aterballetto dominieren."

Als 2008 die Direktion des Aterballetto wechselte, war für Giuseppe Spota klar, dass er wegwollte. "Ich kannte Cristina Bozzolini bereits von meinem ersten Engagement am Balletto di Roma - und da hatte ich doch das Gefühl, auf der Stelle zu treten."

Ein Ballettmeister des Aterballetto, der in Stuttgart Bigonzettis "Pression" einstudiert hatte, machte Giuseppe Spota auf die freien Stellen bei Gauthier Dance aufmerksam - und so kam der Italiener über einen kurzen Zwischenstopp beim St. Gallener Theater nach Stuttgart. Auch ein Angebot aus Kanada hat ihn nicht von der eingeschlagenen Route abgebracht. "Die Vorstellung, beim Ballet Jazz de Montréal zu tanzen, war komisch. Nordamerika hat eine ganz andere Kultur; außerdem hätte es eine Festlegung auf einen bestimmten Stil bedeutet", sagt Giuseppe Spota.

Zum Tanzen kam er im Alter von zwölf Jahren über Salsa und Rumba. Die Begeisterung für lateinamerikanische Tänze brachte ihn zum klassischen Ballett. "Ich nahm heimlich Unterricht, mein Vater durfte auf keinen Fall etwas davon wissen." Ein Stipendium für die Schule des Balletto di Toscana brachte seine Leidenschaft ans Licht und Giuseppe Spota im Alter von 16 Jahren nach Florenz. "Für mich war da alles neu. In Bari hatte ich aus purem Spaß getanzt, in Florenz habe ich bemerkt, dass ich daraus meinen Beruf machen will."

Dass dieser Beruf in Stuttgart große Anerkennung genießt, freut ihn besonders. "In Italien kommt das Publikum nur, wenn berühmte Gäste tanzen, ansonsten hat Ballett einen schweren Stand. Mir gefällt, dass in Eric Gauthiers Kompanie eine tolle, familiäre Atmosphäre herrscht. Mit vielen Kulturen zu tun zu haben ist sehr inspirierend. Ein Tänzer ist ja wie ein Schwamm, der ständig Anregungen aufsaugt."

Giuseppe Spota tanzt mit Gauthier Dance wieder am 5. und 6. Januar sowie vom 2. bis 4. Februar in "M. M. & More".