Mitglieder der kurdischen «Frauenverteidigungseinheiten» (YPJ) feiern in Al-Rakka. Foto: AP

Nach monatelangem Kampf ist der IS aus der syrischen Stadt vertrieben. Doch von ihren Gebäuden und der Infrastruktur ist nicht viel übrig: Ganze Viertel liegen in Trümmern.

Al-Rakka - Von den USA unterstützte syrische Rebellen haben den Sieg über den IS in dessen einstiger Hochburg Al-Rakka verkündet. In der Stadt gebe es keine Kämpfer der Terrormilz Islamischer Staat mehr, sagte ein Kommandeur der von Kurden geführten Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) am Freitag. „Unser Sieg ist einer gegen den Terrorismus“, sagte Talal Sillo. Hilfsorganisationen und die internationale Gemeinschaft sollten beim Wiederaufbau helfen.

Die SDF übertrugen die Stadtverwaltung an einen Rat aus lokalen Beamten und Stammesführern. Sillos Pressekonferenz wurde an einem Ort mit symbolischer Bedeutung veranstaltet: einem Stadion, das der IS in ein riesiges Gefängnis verwandelt hatte, wo er Gegner festhielt und folterte.

Omar Allusch vom Bürgerrat der Stadt sagte, ein Aktionsplan des Gremiums sehe zunächst die Räumung von Landminen vor. Anschließend würden Trümmer beseitigt und Straßen geöffnet, dann werde die Versorgung mit Wasser und Strom wiederhergestellt. Tillo erklärte, Einwohner dürften zurückkehren, sobald die Minen und Sprengsätze geräumt seien. In anderen, früher zurückeroberten Städten dauerte dies Wochen.

Ganze Viertel in Schutt und Asche

Filmaufnahmen zeigen das Ausmaß der Zerstörungen nach monatelangen Kämpfen in der Stadt. Auf am Donnerstag veröffentlichten Bildern aus der nordsyrischen Stadt waren ausgebombte Gebäude, Trümmerberge und zerstörte Fahrzeuge zu sehen. Ganze Stadtviertel lagen in Schutt und Asche, von einem zivilen Leben war kaum etwas zu sehen. Die Bilder wurden von Drohnen aufgenommen.

SDF-Kommandeur Sillo sagte, während der vier Monate andauernden Gefechte hätten 655 örtliche und ausländische Kämpfer ihr Leben verloren. Vor Beginn der Bodenoffensive hatten Kampfflugzeuge die Stadt bereits monatelang bombardiert. Die UN und Hilfsorganisationen schätzen, dass etwa 80 Prozent der Stadt zerstört oder unbewohnbar sind.

Al-Rakka galt als Hauptstadt des vom IS ausgerufenen Kalifats. Die SDF hatten schon am Dienstag erklärt, sie hätten den IS nach wochenlangen Kämpfen aus der Stadt vertrieben. Der Sprecher der Anti-IS-Koalition, Ryan Dillon, twitterte am Donnerstag, 98 Prozent der Stadt seien geräumt. Einige Kämpfer hätten sich noch östlich des Stadions verschanzt.

Der Verlust der Stadt am Euphrat gilt als schwerer Schlag für die Extremisten. Auch andernorts in Syrien und dem Irak befindet sich der IS auf dem Rückzug. Im Sommer wurde die Terrormiliz auch aus Mossul vertrieben, der zweitgrößten irakischen Stadt.