Bis zu 35 000 Menschen sollen an der syrisch-türkischen Grenze ausharren, andere Quellen sagen bis zu 50 000 Menschen seien auf der Flucht. Foto: dpa

Tausende Flüchtlinge aus der umkämpften syrischen Stadt Aleppo harren vor der türkisch-syrischen Grenze aus, die geschlossen ist. Ob die Menschen ins Land gelassen werden, ist unklar.

Aleppo - Die Offensive der syrischen Regierungstruppen und Russlands um Aleppo hat bisher Zehntausende Menschen an die Grenze zur Türkei fliehen lassen. Die türkischen Behörden kümmerten sich um 30 000 bis 35 000 dort gestrandete Menschen, doch in das Land werde man sie bis auf Weiteres nicht lassen, sagte ein hoher türkischer Regierungsbeamter am Samstag. Lediglich einige Verletzte durften einreisen. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini kritisierte Ankara für die Politik der geschlossenen Grenze.

Die Türkei bekomme von der EU Unterstützung unter anderem genau dafür, um Flüchtlinge zu beschützen und unterzubringen, sagte Mogherini in Anspielung auf die bisher vereinbarten drei Milliarden Euro an finanzieller Hilfe aus Brüssel. Davon verspricht sich die EU, dass die Türkei den Flüchtlingsstrom Richtung Westeuropa deutlich verringern kann.

Einige Tausend Flüchtlinge ins Land gelassen

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sprach allerdings von einer „Politik der offenen Grenzen“. „Wir haben bereits mehr als 5000 von ihnen hineingelassen. Weitere 50 bis 55 000 sind unterwegs, und wir können sie nicht dort lassen“, sagte er am Samstag, ohne Details zu nennen.

Die Regierung in Ankara kündigte humanitäre Hilfe für die Vertriebenen auf der syrischen Seite der Grenze an, vor allem Lebensmittel und Notunterkünfte. Der Gouverneur der Grenzprovinz Kilis, Süleyman Tapsiz, sagte, man bereite sich aber darauf vor, sie im Fall einer „außerordentlichen Krise“ in die Türkei hineinzulassen. Er ging jedoch nicht ins Detail. Seinen Schätzungen zufolge könnten aber weitere 70 000 Syrer Richtung türkischer Grenze fliehen, falls die Bombardierung durch die syrischen Treuppen von Präsident Baschar al-Assad und Russland anhalten.

Bis zu 50 000 Menschen aktuell auf der Flucht

Die 15 Syrer, die am Freitag in die Türkei einreisen durften, waren bei Bombenangriffen in der Nähe von Aleppo verletzt worden, wie die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Der türkische Grenzübergang Oncupinar gegenüber dem syrischen Bab al-Salam blieb am Samstag den zweiten Tag in Folge geschlossen. Er war einer der wichtigsten Übergänge für Flüchtlinge aus und humanitäre Hilfe nach Syrien.

Bei Bab al-Salam haben sich nach UN-Angaben etwa 20 000 Flüchtlinge versammelt. Die türkische Hilfsorganisation IHH sprach sogar von 50 000 Zivilisten, die vor einer Offensive syrischer Regierungstruppen und massiven russischen Luftangriffen bei Aleppo geflohen seien. Die Türkei hat bereits rund 2,5 Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien aufgenommen.