Präsident Baschar al-Assad (Mitte) zeigte sich am Montag öffentlich auf dem Weg zum Gebet. Foto: DPA

Die Menschen in Syrien erwarten den Beginn der Waffenruhe. Ab Sonnenuntergang sollen die Waffen schweigen. Vorher spitzt sich die Lage aber zu.

Damaskus - Stunden vor einer vereinbarten Waffenruhe haben die Kämpfe in Syrien noch einmal an Intensität zugenommen. Bei Luftangriffen in der von Rebellen kontrollierten Provinz Idlib wurden am Montag nach Angaben von Beobachtern mindestens vier Zivilisten getötet. Kampfflugzeuge flogen auch in der Nähe der nordsyrischen Metropole Aleppo zahlreiche Angriffe, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete.

Auch am Boden gingen die Gefechte weiter. Wie syrische Staatsmedien meldeten, starb ein Zivilist in Aleppo beim Beschuss durch „Terroristen“. Mit dem Begriff bezeichnet das Regime von Präsident Baschar al-Assad die Aufständischen.

Islamistische Gruppen wollen sich nicht an die Waffenruhe halten

Die ausgehandelte Feuerpause sollte zur Zeit des Sonnenuntergangs am Montagabend (etwa 17.45 Uhr MESZ) in Kraft treten. US-Außenminister John Kerry und der russische Chefdiplomat Sergej Lawrow hatten einen entsprechenden Plan in der Nacht zum Samstag in Genf vorgestellt. Russland ist mit der syrischen Regierung verbündet, die USA unterstützen gemäßigte Rebellengruppen.

Islamistische Gruppen hatten bereits angekündigt, dass sie sich nicht an die Waffenruhe halten werden. Die moderate Opposition forderte „Garantien“, dass sich die syrischen Truppen an die Absprachen halten. Sie befürchtet, das Regime könnte die Feuerpause nutzen, um Gebiete zurückzuerobern.

Assad zeigt sich beim Opferfest

Unterdessen zeigte sich Syriens Präsident Assad öffentlich beim Gebet zum muslimischen Opferfest Eid al-Adha, wie die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Montag berichtete. Dabei bekräftigte er seinen Anspruch auf die Herrschaft über das gesamte Bürgerkriegsland.

„Die Streitkräfte machen ohne zu zögern und unabhängig aller inneren und äußeren Bedingungen weiter, die Sicherheit in allen Gebieten Syriens wiederherzustellen“, sagte Assad nach einem Gebet in der Stadt Daraja, einem Vorort von Damaskus. Erst vor gut zwei Wochen hatten Rebellen die zerstörte Stadt aufgegeben, nachdem Regime und Opposition fast vier Jahre um sie gekämpft hatten.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sieht in der Waffenruhe einen möglichen Wendepunkt in dem fünf Jahre andauernden Bürgerkrieg: „Wir sehen das Abkommen als einen Startpunkt, der letztlich zu politischen Gesprächen und politischem Wandel führen kann“, sagte Mogherini am Montag in Brüssel.