About Pop: Edwin Rosen feiert am Freitagabend ein umjubeltes Konzert im Wizemann und lädt zum Gleiten in sphärische Post-Punk Welten ein. Melancholisch, pulsierend und gemeinsam.
Schattenhaft, im Nebel gehalten, als befänden wir uns im dystopischen Raum, so erscheint Edwin Rosen. Dabei hat er die Gitarre und die Drum-Maschine. Kerzen und kleine Röhrenfernseher, wie aus den 80ern, sind seitlich auf der Bühne drapiert. Die 80er, das ist die Referenz. Edwin Rosen ist einer der Headliner am Freitagabend bei der About Pop und die Halle im Wizemann, in die 1300 Gäste passen, ist zu Konzertbeginn gegen 21 Uhr rappelvoll. Trotz des Dauerregens, der eigentlich zur Stimmung passt, sind alle wegen ihm gekommen.
Viele tragen Wave und Gothic-Look, die Strumpfhosen durchlöchert, Lack- und Lederstiefel in Plateau, und den Vokuhila. Der 26-jährige Stuttgarter, der derzeit mit der Neuen Neuen Deutschen Welle durch die Decke schießt, liefert ein umjubeltes und pulsierendes Konzert, bei dem er sein Publikum tanzend durch romantisch-melancholische Post-Punk Welten führt. Die Handys werden gezückt, doch eigentlich wünscht sich Rosen, dass sie auch mal in der Tasche bleiben. Ebenso wie er sich wünscht, dass man aufeinander Rücksicht nimmt.
Zwischen Technosound und aufbegehrendem Gesang
Der Musiker mit dem Edelblumennamen, der inspiriert ist von Bands wie die Selektion oder Joy Division, und in Linie mit Stuttgarter Künstlern wie Levin Goes Lightly oder Flawless Issues steht, liefert gewissermaßen den Sound der Stunde, der sich zwischen Dark- und New-Wave und atmosphärischem Synth-Pop bewegt. Abtauchen und sich auf dieser musikalischen Welle treiben lassen, auflösen in einem Gefühl von Gemeinsamkeit und einer Hülle treibender Musik. Zwischen Technosound und aufbegehrendem Gesang, so spielt Edwin Rosen der Generation Z in die Seele, die sich in peri- und postpandemischen Zeiten musikalisch neu formiert.
Der Musiker hat im rund einstündigen Konzert die Tracks aus seiner EP „mitleerenhänden“ dabei und auch ein paar neue Töne sind zu hören. Die erste Strophe aus „Verschwende deine Zeit“ (2021) lautet: „Ich verschwende meine Jugend/Verschwende mein Geld/Ich verschwende meine Hoffnung/Und alles zerfällt“ und Zeilen später: „Ich verschwende meine Zeit mit dir“. Wie könnte da Post-Punk noch schöner sein? Alle singen laut mit. Zu hören sind „leichter/kälter“, der Song, der mittlerweile 56 Millionen Aufrufe auf Spotify verzeichnet, genauso wie „Die Sonne in deinem Zimmer“, „21 Nächte wach“ und als Zugabe der Übersong „Vertigo“.
Auf der About Pop sind an diesem Wochenende 75 Bands vertreten und der Auftritt von Edwin Rosen war eines der vielen Highlights, das seine volle Wirkung gezeigt hat.