Syliva Geszty und ihr Yorkshireterrier Pici im Jahr 2006 Foto: Martin Bernklau

Die ungarisch-deutsche Opernsängerin Sylvia Geszty, ein internationaler Star mit fester Verankerung im Stuttgarter Opernensemble, war viele Jahre Gesangsprofessorin in Stuttgart. Jetzt ist sie im Alter von 84 Jahren in Stuttgart gestorben.

Stuttgart - Wenn man unter dem Stichwort „Königin der Koloraturen“ googelt, stößt man auf: Edita Gruberova, Diana Damrau – und Sylvia Geszty. Dabei hat sich eigentlich nur Letztere das Recht auf den Titel gesichert: In ihrer (lesenswerten!) Autobiografie „Königin der Koloraturen“ beschreibt Sylvia Geszty, geboren 1934 in Budapest, ihren Lebensweg von ersten Wettbewerbs-Erfolgen noch während des Gesangsstudiums über ihr Doppelengagement an der Berliner Staatsoper und Komischen Oper bis hin zu ihrer Zeit in Stuttgart. 1970 übersiedelte Geszty, nachdem sie in Berlin als Koloratursopranistin rauschende Erfolge (unter anderem als Königin der Nacht, als Strauss’ Zerbinetta und als Donizettis Lucia Lammermoor) gefeiert hatte, nach Westdeutschland.

Stuttgart-Premiere im „Barbier von Sevilla“

An der Staatsoper Stuttgart war sie fortan fest im Ensemble engagiert: Bei ihrem Einstand als Rosina im „Barbier von Sevilla“ muss das Haus gebebt haben. Als Gast trat die Sängerin außerdem an allen großen Häusern der Welt auf – und profilierte sich dabei nicht nur als Opern-, sondern auch als Liedsängerin, die das Leichte (Operette, Chanson) nie gering schätzte. Wer gerade keine ihrer zahlreichen Schallplattenaufnahmen zur Hand hat, bekommt einen guten Eindruck von ihrer leichten, hellen Stimme auf Youtube („Mozarts Konzertarie „A Berenice . . . Sol nascente“).

Die wichtigste Qualität war ihr beim Singen Natürlichkeit

Als Pädagogin gab die Sopranistin ihr Wissen lange weiter: von 1975 bis 1997 unterrichtete sie an der Stuttgarter Musikhochschule. Heute bekannte Schüler von ihr sind Melanie Diener, Regina Kabis und Marlis Petersen. Sylvia Geszty hat einen Internationalen Koloraturgesangswettbewerb initiiert, sie hat Regie geführt, ist im Fernsehen und in Hörfunksendungen aufgetreten. Vor sechs Jahren zog sie ins Augustinum nach Stuttgart-Riedenberg. Dort ist sie auch noch aufgetreten – bescheiden, aber mit glänzender Technik, mit ungebrochener Liebe zum Gesang und zu jener Qualität, die für sie beim Singen die größte war: Natürlichkeit. In der Nacht zum Samstag ist Sylvia Geszty in Stuttgart gestorben.