24 Gebäude werden in der Keltersiedlung abgerissen. Foto: Archiv Lichtgut/Max Kovalenko

Im Bezirksbeirat wurde der Planungsstand des Neubauprojektes der Stuttgarter Wohnungs-cund Städtebaugesellschaft vorgestellt. 180 Wohnungen sollen entstehen. Allerdings muss auch der Boden von Altlasten befreit werden. Die Kosten allein hierfür belaufen sich auf mindestens 3,6 Millionen Euro.

Stuttgart-Zuffenhausen - Im Frühjahr soll der Abriss von 105 Wohnungen in der Keltersiedlung beginnen. Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) plant auf dem Gelände zwischen der Künzelsauer, Schöntaler, Möckmühler- und Langenburger Straße 14 Neubauten mit insgesamt 180 Wohnungen – mehr als 50 Prozent davon sind dann Sozialwohnungen, betonte der Technische Geschäftsführer der SWSG, Helmuth Caesar, am Dienstag in einer Sitzung des Bezirksbeirates.

Die Lokalpolitiker zeigten sich von der Quote und den insgesamt 94 Sozialwohnungen hoch erfreut. „Das ist ein gutes Zeichen und besonders hervorzuheben“, sagte Claus-Peter Schmid (CDU). Auch sein SPD-Kollege Hans-Georg Kerler war voll des Lobes: „Das entspricht genau unseren Wünschen. Derzeit gibt es dort nur neun Sozialwohnungen.“ Das sei zu wenig.

Die 24 Altbauten, die abgerissen werden, stehen schon weitgehend leer. „Insgesamt 79 von 98 Mietparteien haben wir mit Ersatzwohnungen versorgt. Die übrigen haben anderweitig eine Wohnung genommen“, sagt SWSG-Pressesprecher Peter Schwab. „Übrigens: Allen Keltersiedlern hat die SWSG eine Wohnung angeboten.“ Momentan würden noch fünf Mieter in den Altbauten an der Künzelsauer Straße leben. „Zwei davon haben einem Wohnungsangebot der SWSG zugestimmt. Bei einem dritten Bewohner befindet sich die SWSG auf der Zielgerade für eine Ersatzwohnung. Für zwei Bewohner sucht sie noch eine Lösung“, erklärt Schwab. „Für alle Bewohner der alten Siedlung gilt: Sobald die neue Keltersiedlung fertig ist, können sie dorthin zurückziehen.“ Dass allerdings viele der ehemaligen Bewohner wieder zurückkommen, glaubt Helmuth Caesar nicht. Die meisten seien in Neubauten zu sehr günstigen Mieten untergekommen – und mit ihrer neuen Wohnung wohl sehr zufrieden.

Mehr Parkplätze würden zu viel Geld kosten

Ein Umzug in die neue Keltersiedlung ist grundsätzlich auch erst im Sommer 2021 möglich, wenn die neuen Gebäude fertig sind. „Sie werden schlank und hoch; keine Mietskasernen“, schwärmte Caesar. Zudem gewinne die Siedlung durch die neu geschaffenen Wohnhöfe an Aufenthaltsqualität. Von den 180 Wohnungen sind 117 mit dem Aufzug und 135 stufenlos zu erreichen. 41 Wohnungen seien barrierefrei „und somit rollatorgerecht“, sagte Caesar. „Eine Wohnung wird für eine selbstverwaltete Pflege-Wohngemeinschaft für acht Personen konzipiert“, sagt Peter Schwab.

Für die neuen 180 Wohnungen schafft die SWSG 138 Parkplätze in zwei Tiefgaragen. Das entspricht einem Schlüssel von 0,75 Stellflächen pro Wohnung. „Wir hatten ja angeregt, den Schlüssel weiter zu senken – auf 0,5. Aber mit 0,75 sind wir nicht unzufrieden“, sagte Kerler. Das sahen die Christdemokraten anders. „Wir denken, der Schlüssel von 1,0 ist der richtige“, betonte Claus-Peter Schmid. Er befürchtet, dass sich die künftigen Mieter über zu wenig Stellplätze ärgern werden. Helmuth Caesar geht allerdings davon aus, dass nur 50 Prozent der Mieter aus den Sozialwohnungen einen Parkplatz benötigen werden. Das seien Erfahrungswerte: „Zudem ist es ein Kostenkompromiss. Wenn wir in den Tiefgaragen mehr Plätze zur Verfügung stellen müssten, wäre es nicht mehr wirtschaftlich. Da geht es um richtig viel Geld.“

Ebenfalls um eine sehr hohe Summe geht es auch beim Thema Altlastensanierung. Der Leiter des Amtes für Umweltschutz, Hans-Wolf Zirkwitz, spricht von einer ersten Kostenschätzung und mindestens 3,6 Millionen Euro: „Die Kosten können derzeit noch nicht genauer abgeschätzt werden.“ Die Sanierung bezahlen wird nicht die SWSG, sondern die Landeshauptstadt. „Sonst hätten wir das Objekt auch nicht gekauft“, sagte Caesar.

Die Stadt bezahlt die Sanierung des Grundstücks

Untersuchungen haben ergeben, dass der Boden durch Teer-Öle verunreinigt ist. „Die Verunreinigungen insbesondere durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Mineralölkohlenwasserstoffe, aromatische Kohlenwasserstoffe und Phenole sind oberflächennah wie auch bis in etwa acht Meter Tiefe nachgewiesen“, sagt Zirkwitz auf Nachfrage unserer Zeitung. „Darunter steht der Gipskeuper an, der nach bisherigen Kenntnissen nicht verunreinigt ist.“ Zu einer möglichen Grundwassersanierung seien noch keine belastbaren Aussagen möglich. Als Verursacher komme dort nur die 1883/84 bis 1912 betriebene Teerfabrik in Frage. Laut Caesar hat die Altlastensanierung keine Auswirkungen auf das Neubauvorhaben.

Nach einer knapp zweistündigen Diskussion über das Bauvorhaben votierten die Bezirksbeiräte einstimmig dafür, dass der notwendige neue Bebauungsplan für die Keltersiedlung ausgelegt werden kann. Die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Technik des Gemeinderats werden sich in ihrer Sitzung am 29. Januar aller Voraussicht nach dem Beschluss anschließen.