Eine traumhafte Kulisse mit rotem Schloss: Pop und Poesie beim achten SWR-Sommerfestival Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Vor 4500 Zuschauern hat Radio-Legende Matthias Holtmann beim SWR-Sommerfestival mit einer großartigen Band „Pop und Poesie“ zelebriert. Sein Überraschungsgast: der singende „Tatort“-Schauspieler Andreas Hoppe, der für Gänsehaut sorgte.

Stuttgart - VfB-Fans sind furchtlos genug, um sich nach den Abstieg nicht zu verstecken. Vor dem Neuen Schloss, das am Samstagabend bei „Pop und Poesie“ unter der Regie von Radiolegende Matthias Holtmann in roter Farbe erstrahlte, sind gleich mehrfach Schals des künftigen Zweitligisten in die Höhe gestreckt worden. Die Kameras haben beim achten SWR-Sommerfestival diese Sympathiekundgebung der enttäuschten VfB-Fans auf die riesigen Leinwände übertragen – Beifall brandete auf.

An einem für Stuttgart ganz besonderen Tag sorgte Holtmann für einen ausverkauften Ehrenhof – am Abend sind auch noch Dutzende von Stehplatzkarten verkauft worden. „Der VfB ist abgestiegen, und meine Nase läuft“, klagte der Moderator, der vor einem Jahr zu seinem 65. Geburtstag seine aktive Zeit in den Radiostudios des SWR-Funkhauses beendet, aber noch immer eine treue Fangemeinde hat. „Aber ich weiß nicht, was schlimmer ist“, fuhr er fort. Einfacher sei es für die Blauen, den Aufstieg in der nächsten Saison zu schaffen.

Holtmann trägt eine orangefarbene Hose

In schlechten Zeiten kann sich der Mensch an Rock’n’Roll aufrichten. Eine exzellente Band, die Matthias Holtmann bei seiner Show „Pop und Poesie“ auf der Bühne um sich versammelt, sorgt dafür, dass an diesem historischen Abend nach einem Fußball-Doppel-Debakel doch noch gute Laune ins Herz der Stadt einzieht. Es ist sogar noch die Sonne rausgekommen, auch wenn es später dann eisig kalt wird.

Furios ist allein schon der Überraschungsgast: Andreas Hoppe, bekannt als Partner von Ulrike Folkerts im „Tatort“, sorgt für seine Interpretation des Songs „Have I Told You, That I Love You“ von Van Morrison für Gänsehaut. Wie immer an diesem Abend wird der englische Text erst theatralisch auf Deutsch vorgetragen.

Mit weißen Haaren, die nach oben stehen, erinnert Holtmann ein wenig an den Hausherrn des Neuen Schlosses, an den Ministerpräsidenten. Der 66-Jährige trägt eine orangefarbene Hose, die ebenso wie seine Haltung auffällt. Warum sein Kopf stark nach unten gebeugt ist, wissen seine Fans. Holtmann redet gleich von Anfang an auf der Bühne offen über seine Parkinson-Erkrankung, deren Anzeichen ihn zum ersten Mal vor zehn Jahren genau an diesem Ort heimsuchten, als er 2006 auf der Schlossplatz-Bühne eine WM-Party zum Fußball-Sommermärchen moderierte.

Nächstes Jahr will er wieder kommen

Mit seiner Band spielt er Songs von Robbie Williams, Beatles, Free und vielen anderen, macht Witze, wird aber auch nachdenklich, wenn er den Blick nach oben richtet und sagt: „Mit der Nähe zu Gott wächst die Distanz zur Kirche.“ Im nächsten Augenblick kehrt er aber zum Rock’n’Roll, dem Thema seines Lebens, zurück. Im Grunde würde es bei allen Songs nur um ein Thema gehen – wenn auch immer mit anderen Texten: „Bei allen Songs geht es darum, eine Braut abzuschleppen, nach Hause zu bringen und sich mit ihr dann gegenseitig Shakespeare vorzulesen.“ Das Publikum ist begeistert und freut sich schon aufs nächste Jahr. Dann will Holtmann erneut auf diese Bühne zurückkehren.