Man muss kein Prophet sein, um schon vor dem Finale zu wissen, wer die Top 1000 von SWR 1 in Baden-Württemberg gewinnt. Ja klar, Queen mit „Bohemian Rhapsody“! Trotzdem gibt’s am Freitagabend in der Schleyerhalle einige Überraschungen.
Wenn Songs im Sender SWR 1 laufen, die 15 Minuten oder länger sind, dann ist Hitparadenherbstzeit. Das Formatradio, von Programmberatern als Quotenbringer mit Drei-Minuten-Hits angepriesen, hat dann erst mal ausgedudelt und muss für fünf Tage Platz machen für eine akustische Wundertüte. So sehr die Wundertüte auf unteren Plätzen mit einem Durcheinander erfreut, so wenig überraschend ist das Finale. Die Hörerschaft liebt die Beständigkeit und holt sich mit Musik, die im Radio selten läuft, ein bisschen Jugend zurück.
Die Hitparade ist nun 35 Jahre alt
Die ersten Plätze scheinen in Stein gemeißelt: Gold für „Bohemian Rhapsody“ von Queen (wie seit sieben Jahren in Folge), Silber für „Stairway to heaven“ von Led Zeppelin (die waren lange Zeit auch auf Platz eins), Bronze für „Child in time“ von Deep Purple.
„Radio für den wilden Süden“ – ihrem damaligen Slogan machte die Popwelle SDR 3 vor genau 35 Jahren alle Ehre: 1989 wurde Radiogeschichte geschrieben! Der unvergessene, vor fünf Jahren verstorbene Thomas Schmidt und sein Kollege Stefan Siller (er ging Ende 2015 in den Ruhestand) moderierten rund um die Uhr die „Top 1000 X“ und versetzten das Land in einen Ausnahmezustand, der sich in dieser Dimension nicht mehr wiederholen lässt.
Am Anfang waren sie zu zweit, heute sind sie zu acht (zwei Frauen und sechs Männer) abwechselnd am Mikrofon – arbeitnehmerfreundlich. Bei den Stimmen der Präsentatoren ist es wie bei den Titeln: Bei den einen hört man gern hin, bei anderen macht man lieber das Radio leis’ oder schaltet gleich um.
Das „Narrenschiff“ auf Platz 5
Mit „We are the champions“ belegen Queen zwar „nur“ Platz 273, aber sie sind doch immer mit dem Meisterwerk „Bohemian Rhapsody“ die Champions. Nach „The sound of silence“ von Disturbed auf Platz vier kommt endlich Bewegung in die Top Ten. Reinhard Mey schippert mit seinem „Narrenschiff“ auf Platz 5 und vertreibt damit Äffle & Pferdle mit „Der Hafer- und Bananenblues“ auf Platz 7.
„Don’t stop believin‘“ von Journey schafft es erneut unter die Bestplatzierungen auf Platz 6 und verdrängt „Komet“ von Udo Lindenberg & Apache. Auf Platz 9 rutschen die Dire Straits mit „Brothers in arms“ hoch. „Music“ von Jon Miles muss weichen: Neu auf Platz 10 sind Die Ärzte mit „Schrei nach Liebe“.
Dieter Thomas Kuhn ist der Überraschungsgast live on stage
Während die Hitparaden-Platzierungen vom Band laufen, gibt es Überraschungsgäste, die live auf der Bühne spielen: die Rock-Ikone Doro Pesch und Schlagerstar Dieter Thomas Kuhn. Mister Föhnwelle kann den Platz 98 singen, auf dem der bestplatzierte Song von Udo Jürgens steht: „Ich war noch niemals in New York“.
Queen, Abba, Pink Floyd, AC/DC, Die Toten Hosen, Bruce Springsteen – diese Bands und Sänger sind mit den meisten Titeln in den Top 1000 vertreten. Swifties werden enttäuscht sein: Taylor Swift kommt mit „Anti-hero“ über Platz 256 nicht hinaus. „Wie weit“, der neue Song von den Fantastischen Vier, schafft es von Null auf Platz 243. „Mir im Süden“ der Stuttgarter A-Cappella-Band Die Füenf, die sich erst kürzlich verabschiedet und aufgelöst hat, belegt diesmal Platz 23.
Mittlerweile wird im Netz diskutiert, ob man den Abstimmungsmodus ändern sollte, damit die Dauerschleife an der Hitparadenspitze endlich mal endet und das Finale endlich spannender wird.