Hellwache Dialoge, berückende Momente: das Quartett beim Auftritt im Bix Foto: Georg Linsenmann

Drei brillante Instrumentalisten und eine hinreißende Sängerin: Das Stuttgarter Quartett Swingin’ Woods hat im Jazz-Club Bix eine bejubelte CD-Release gefeiert.

S-Mitte - Eine Zugabe zum 14er-Pack der CD gleich mit dem Entrée – und eine hübsche Probe darauf, wie dieses Quartett mit „A tribute to Nat King Cole“ den Cole-Swing geben würde. Denn „What A Day It Has Been“ ließe sich auch in der Lounge platzieren, zum Zurücklehnen und Abschalten. Hier nun erklang diese gefühlvolle Ballade in feiner Balance zwischen individuellem Liebesjubel und jener Herzensweite, die sich bei echtem Cole ganz unmittelbar einstellt: ein Lächeln im Gesicht, „on my face / for the whole human race“. Und da es die Formation mit subtil gedehnten Achteln gleich ordentlich swingen ließ, zeigte sie sich aus dem Stand auf Betriebstemperatur.

Swing als Ohrenspitzer, dicht und federleicht zugleich

Und gleich mit ordentlich Tempo! So kommt „I Get A Kick“ als stürmischer Swing – und einer spannungsvollen, reichen Textur im instrumentellen Arrangement, was sich schnell als Gütesiegel dieser Produktion erweisen sollte. Mit flinken, präzise swingenden Pizzicati gibt Jens Loh den Timekeeper, lässt Lorenzo Petrocca den Stahl seiner Gitarre silbrig schimmern, perlt Thilo Wagner am Klavier putzmuntere Floskeln dazwischen oder schärft mit Akkordeinwürfen die Kontur. Das ist Swing als Ohrenspitzer, dicht und federleicht zugleich! In „Beautifull Moons Ago“ kurvt Sängerin Barbara Bürkle im lichten, schwebend-leichten Sound, zieht herrlich sich dehnende Linien, während Thilo Wagner im Klavierdiskant noch ein paar Sternlein putzt. Wie souverän das Quartett mit den unverwüstlichen Klassikern umgeht, wie sinnfällig sie das Vokale und Instrumentale verweben und dabei eine mitreißende Spiellust entwickeln, das erfährt in „Nature Boy“ einen ersten Höhepunkt. Wenn der Bass ein Spannung aufbauendes, perkussives Intro zupft, die Gitarre sich mit virtuosem Spiel dazugesellt, das Klavier Klang und Rhythmus anreichert und die Sängerin Scat-Partikel dazwischenwirft, dann ist das wie aus einem Guss.

Sattes Pedal, kernige Repetitionen, schräge Synkopen

Charakteristisch ist die Lust an ausgedehnten, jazzenden Instrumental-Passagen. „Straighten Up And Fly Right“ wird so zur ersten, abhebenden Jubelnummer. Mit einem hyperflinken Sidestep des Gitarristen, was der Bass lässig aufgreift und das Piano mit blitzendem Witz begleitet – oder in „Gee Baby“ auch mal mit sattem Pedal, kernigen Repetitionen und schrägen Synkopen zu kraftvoll drängendem Spiel weitet. So hat jeder prächtig Freiraum, aus dem sie dann wie von alleine zu hellwachen Dialogen zurückfinden.

Ein Pfund in dieser hochmusikalischen Formation mit ihren brillanten Instrumentalisten ist natürlich auch die Sängerin. Barbara Bürkle gibt nicht die reißende, leidenschaftliche Rampenkanone. Ihre Präsenz kommt ganz aus der Stimme. Wunderbar elastisch geführt, absolut präzise und souverän auch in den kühnsten Intervallsprüngen und ohne jede Spur von Ermüdung auch nach satten zwei Stunden. Und Bürkle hat eine Klarheit in der Artikulation, mit der auch kleinste Nuancen ausgeleuchtet werden. Nicht zuletzt gibt sie die Songs mit einer Zärtlichkeit und Wärme, die schlicht berührend sind. Scaten kann sie auch ganz fabelhaft, ihr Organ auch mal bluesig und dunkel färben. Und die Hingabe, mit der sie das melodische „Smile“ singt, zur sensiblen, feintönigen Gitarre, mit geschlossenen Augen und rückhaltlosem Mut zum reinen Gefühl, das macht das Publikum im Club mucksmäuschenstill. Und natürlich endgültig glücklich mit der ähnlich berückenden, finalen Zugabe, dem Überhit des Nat King Cole: „When I Fall In Love With You“. Federleichter Swing mit Tiefgang, das Glück eines ganzen Abends.