Licht aus: Die Wasserballer des SV Ludwigsburg müssen sich aus der Bundesliga zurückziehen. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Die finanzielle Schieflage des Schwimmvereins sorgt für das abrupte Ende einer Erfolgsgeschichte. Im Club rumort es, eine Stellungnahme ist plötzlich gelöscht.

Lange sah es so aus, als seien die Wasserballer des SV Ludwigsburg 08 eine wahre Erfolgsgeschichte. Im rasanten Tempo stieg der Verein aus der Zweiten Liga zunächst in die B-Gruppe der Ersten Bundesliga, dann in die A-Gruppe. Mit stabilen Leistungen etablierten sich die Ludwigsburger in der höchsten deutschen Liga und zogen mehrfach in den europäisch zweitklassigen Euro Cup ein. Junge talentierte Spieler, wie den in Ludwigsburg zum Nationalspieler gereiften Tobias Bauer oder der vielversprechende Zoran Bozic, fanden neben Routiniers den Weg nach Ludwigsburg. Doch nun ist dort auf einen Schlag Schluss mit hochklassigem Wasserball.

 

Der Bundesliga-Spielbetrieb fordert hohe Summen

„Der Schwimmverein Ludwigsburg hat entschieden, die Teilnahme seiner Bundesliga-Wasserballmannschaft an der laufenden Saison mit sofortiger Wirkung zu beenden“, lautet die Mitteilung auf der Homepage des Vereins. Der am 25. November komplett neugewählte Vorstand um Präsidentin Katharina Poker begründet dies mit der finanziellen Schieflage des Vereins. „Besonders die hohen Kosten des Bundesliga-Spielbetriebs – einschließlich Spielergehälter, Reisekosten, Bädermieten und Trainergehälter – können nicht durch entsprechende Einnahmen gedeckt werden“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Noch Anfang Dezember hatten die Ludwigsburger Bundesligisten gegen die White Sharks aus Hannover gespielt. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Der vorherige Vorstand sei in der Vergangenheit finanzielle Verpflichtungen eingegangen, die die Vereinsfinanzen über ein natürliches Maß hinaus belasten würden, das habe die Bestandsaufnahme der neuen Clubführung ergeben. „Wir sind aktuell noch dabei die wirtschaftliche Lage zu sondieren, es hat sich aber schnell dargestellt, dass wir handeln müssen“, sagt Katharina Poker. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und sie in Absprache mit der Wasserballabteilung getroffen.“

Es folgte die Notbremse. Die Bundesliga-Mannschaft wurde vom Spielbetrieb abgemeldet und den Spielern entsprechende Auflösungsverträge vorgelegt. „Die meisten werden uns verlassen und im aktuellen Wechselfenster zu anderen Bundesligisten wechseln“, sagt der kommissarische Abteilungsleiter Lucca Kölmel. Nationalspieler Bauer etwa ist auf dem Weg nach Spandau. Auch das Trainerteam um Robert Bleich wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Nachwuchsarbeit soll künftig gestärkt werden

Zähneknirschend akzeptiert die Wasserballabteilung die Entscheidungen, ist zu hören. „Mir blutet mein schwarz-gelbes Wasserball-Herz“, wird der SVL-Betreuer Dieter Gscheidle in einer mittlerweile wieder gelöschten Stellungnahme der Abteilung in den sozialen Medien zitiert. „Wir haben in den vergangenen Jahren mit sehr limitierten, eigenen Mitteln, mit viel persönlichem Einsatz und ohne signifikante Unterstützung von außen Unvergleichliches und Außergewöhnliches erreicht“, sagte der vorherige Vorstand Matthias Nagel, der die Geschäfte der Wasserballer bislang leitete, in eben jener. Zudem ist darin die Rede, dass viele SVL-Wasserballer der Meinung seien, es wäre weiterhin möglich gewesen, den Spielbetrieb wie bisher aufrechtzuerhalten.

Auf Nachfrage teilte der Pressesprecher des Vereins mit, der Post sei auf Treiben des Vereinsvorstands am Dienstagabend gelöscht worden, da die Abteilung aus ihrer Sicht vorschnell mit der eigenen Erklärung an die Öffentlichkeit gegangen sei. Am Mittwochnachmittag folgte dann eine weitestgehend ähnliche Stellungnahme in der jedoch eben jene relevanten Aussagen fehlen.

 

Das Ziel des neuen Vereinsvorstandes bestehe nun darin, in der nächsten Saison wieder in der 2. Bundesliga anzutreten. Der Deutsche Schwimmverband bot den Ludwigsburgern das Startrecht für diese Liga an. Bis zum Herbst soll die Zeit genutzt werden, um ein „klares, langfristiges Konzept“ zu entwickeln, bei dem sich hochklassiger Leistungssport mit verstärkter Nachwuchsarbeit vereinbaren lässt. Die ist seit Jahren ein Sorgenkind und nicht mit dem Bundesliga-Team mitgewachsen. Schon lange schaffte es kein Jugendspieler mehr in die Auswahl des bisherigen Trainers Robert Bleich. Auch, weil es keine klassische Zweite Mannschaft als ernsthaftes Sprungbrett gegeben hätte.