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Formel-1-Pilot Adrian Sutil über den Reiz des Duells mit dem Rekordweltmeister.

Stuttgart - Bei Adrian Sutil läuft es in dieser Formel-1-Saison rund - der Gräfelfinger fährt im Force India regelmäßig in die Punkte, beim Großen Preis von Großbritannien am Sonntag (14 Uhr/RTL) will Sutil vor Altstar Michael Schumacher ins Ziel kommen: "Es fühlt sich gut an, mit den Großen mithalten zu können."

Hallo, Herr Sutil, was haben Sie zwischen den zwei Rennen getrieben?

Ich war kürzlich in München, habe dort eine Trainingswoche hinter mich gebracht, danach habe ich mich noch ein paar Tage bei mir zu Hause in der Schweiz erholt - und jetzt steht das Rennen in Silverstone an.

Ich nehme an, Sie fliegen recht zuversichtlich nach England. Ihre bisherige Saison verlief ja ziemlich erfreulich.

Auf jeden Fall, das kann man sagen. Es war mir wichtig, konstant eine gute Leistung zu zeigen. Das ist mir gelungen, weil ich auch aus mir selbst mehr raushole. Und unser Auto ist ebenfalls konstant gut.

Spielt auch die größere Erfahrung eine Rolle?

Auch, aber nicht nur. Das Gesamtpaket stimmt: Ich habe mehr Erfahrung, ein gutes Auto, das klasse funktioniert, ich kenne das Team und die internen Abläufe immer besser - all das gibt mir ein wirklich gutes Gefühl. Da kann man dann auch das eigene Limit erhöhen.

Ihren Teamkollegen Vitantonio Liuzzi haben Sie im Griff - sind Sie der Mannschaftskapitän bei Force India?

Wir haben keine Nummer eins und keine Nummer zwei im Team - aber ich fahre eine gute Saison, was auch daran liegt, dass er mich pusht, dass er drängt und mich immer wieder antreibt. Derzeit liege ich klar vor ihm, aber wenn er ein paar gute Resultate abliefert, kann sich das schnell ändern. Im Moment jedenfalls habe ich die Nase vorn.

Das tut gut, oder?

Natürlich, das ist ein kleiner interner Erfolg für mich.

Mit den Großen mithalten

Auf der WM-Tabelle steht Michael Schumacher nur drei Punkte vor Ihnen.

Die will ich natürlich noch aufholen, das ist mein Ziel, am Ende des Jahres auf Platz neun der Formel-1-WM zu stehen. Das erscheint mir auch nicht utopisch - Mercedes und Schumacher haben derzeit ja ein paar kleine Probleme. Jedenfalls fühlt es sich richtig gut an, wenn man mit den Großen aus dem Formel-1-Zirkus mithalten kann.

Liegen Sie im November vor dem Superstar?

Das wird sicher nicht einfach. Aber es würde mir schon gefallen, in der WM am Ende vor Schumi zu stehen.

Registrieren Sie im Rennen überhaupt, gegen wen Sie im Zweikampf liegen?

Grundsätzlich ist es einem Fahrer egal, wer vor einem liegt. Man fährt am Limit und versucht, jeden zu überholen. Aber man ist sich schon im Klaren, wer im Auto vor einem sitzt. Und zumindest mir gibt das einen Extraschub Motivation, wenn ich gegen einen kämpfe, der einen großen Namen trägt. Natürlich ist's ein Kick, wenn das Überholen auch gelingt.

Wer war Ihr härtester Zweikampfgegner?

Ich habe jetzt ja ein Auto, mit dem man auch in den vorderen Regionen herumfährt - da bekomme ich es oft mit den Renaults zu tun, vor allem mit Robert Kubica. Der macht kaum Fehler, er verteidigt sich sehr gut, es ist extrem schwer, an ihm vorbeizukommen. In Kanada bin ich zuletzt einige Runde hinter im festgesessen, auch auf den Geraden hat's nie 100-prozentig gereicht.

Sind Ihre fünf deutschen Formel-1-Kollegen auch Konkurrenten im Kampf um Sponsoren?

Klar, hat man viel mehr Aufmerksamkeit, wenn man der einzige Formel-1-Pilot einer Nation ist. Aber ich sehe das positiv: Es ist doch ein gutes Zeichen für die Nachwuchsarbeit in Deutschland und für die Talente, wenn wir gleich sechs Fahrer stellen. Aber eines verstehe ich nicht, vielleicht können Sie mir das als Journalist erklären.

Die Schumania hat sich beruhigt

Fragen Sie!

Die anderen deutschen Fahrer gehen hinter dem großen Namen Michael Schumacher völlig verloren. Da erzielen sie wirklich gute Resultate, fahren wie Sebastian Vettel sogar um Grand-Prix-Siege mit, aber sie werden in den Medien nur kurz erwähnt. Selbst wenn Vettel gewinnt, ist es für die Reporter anscheinend interessanter, wenn Schumacher auf Platz 15 ins Ziel kommt.

Die Medien stürzen sich eben auf den Superstar, das ist nicht nur in der Formel 1 so. Aber ich finde, dass sich seit zwei, drei Rennen dieser extreme Rummel gelegt hat. Jetzt spielt Vettel in Deutschland die Hauptrolle.

Stimmt, Sie haben recht. Die Schumania hat sich beruhigt, nachdem er nach dem Comeback nicht das getan hat, was er früher tat: allen davonfahren. Jetzt hat jeder registriert: Schumacher ist auch nur ein Mensch, der ein gutes Auto braucht. Jetzt spielen auch wieder die anderen Deutschen eine Rolle, aber zu Saisonbeginn war's schon extrem.

Finden Sie, dass Sie persönlich zu schlecht in den Medien wegkommen?

Wer in der Formel 1 in den Top 10 fährt, der kriegt eigentlich schon die nötige Aufmerksamkeit. Aber darum geht es mir primär nicht, mir geht es um den persönlichen Erfolg. Und wenn der vorhanden ist, kommt die Aufmerksamkeit automatisch. Ich bin derzeit zufrieden, wie es ist. Es hat auch einen Vorteil.

Tatsächlich?

Ja, man hat extrem viel Ruhe nach den Rennen. Man gibt ein, zwei Interviews, dann kann man sich aber gleich wieder um den Job kümmern, Nachbesprechungen mit den Ingenieuren und so.

Haben Sie durch Ihre Erfolge neue Sponsoren gewonnen?

Meine Bekanntheit ist sicher gestiegen, ich werde jetzt auf der Straße häufiger erkannt. Aber bei den Sponsoren hat sich eigentlich nichts getan - ich habe acht persönliche Sponsoren, mit denen ich seit vielen Jahren eine Partnerschaft habe. Für viel mehr hätte ich auf dem Helm und dem Overall gar keinen Platz.

Autogramme schreiben ist schön

Sie waren kürzlich in München. Können Sie dort noch ungestört über den Marienplatz?

Ich komme nicht ganz unerkannt durch, ich muss schon ein paar Autogramme schreiben - aber das ist ja auch schön. Damit merkt man, dass man Erfolg hat, dass es im Job vorwärtsgeht.

Wie weit nach vorn geht's denn noch für Adrian Sutil?

Meine Ziele sind, in ein Topteam zu kommen und um Siege mitzufahren. Force India ist das beste Privatteam, danach kommen die Werkteams wie Mercedes, McLaren oder Renault. Das wäre natürlich was. Aber in ein anderes Privatteam zu gehen, dieser Wechsel würde sich nicht lohnen - da bin ich bei Force India sehr gut aufgehoben.

Gab's schon Kontakte zu anderen?

Es wird immer viel geredet, viel spekuliert in der Formel 1 über Fahrer und ihre Verträge. Besonders jetzt, wo wir Saisonhalbzeit haben, wird die Anzahl der Gerüchte wieder steigen. Ich mache mich frei davon, erst mal will ich die Saison fertig fahren. Ich habe noch genügend Zeit zu überlegen. Jetzt ist es noch zu früh.

Was darf man noch von Ihnen erwarten, was ist noch möglich für Sie in diesem Jahr?

Es geht hoffentlich so weiter - die Top 5 sind das Ziel in den Rennen, manchmal aber auch bloß unter die Top 10. Ich denke, das ist der Bereich, in dem ich mich aufhalten werde. Aus eigener Kraft aufs Podium ist wohl eher nicht für mich drin. Ich habe jetzt 31 Punkte, wenn noch mal 31 dazukommen bis zum Saisonende, dann würde ich dieses Jahr als erfolgreich bezeichnen.