Strahlefrau: Die Norwegerin Therese Johaug. Foto: AFP/Christof Stache

Norwegen stellt die mit Abstand erfolgreichste Nation bei der Nordischen Ski-WM. Allen voran die Langlaufstars Therese Johaug und Johannes Kläbo. Es gab aber auch noch andere, die Glanzlichter setzten.

Oberstdorf - Keine Frage: Karl Geiger ist einer der Stars von Oberstdorf gewesen. Doch er war nicht der einzige Athlet, der dieser Ski-WM ein Gesicht gegeben hat. Therese Johaug Vier Rennen, vier Titel – mehr ging nicht aus Sicht der norwegischen Super-Langläuferin, für die längst nicht mehr der Sieg der Maßstab zu sein scheint, sondern der Vorsprung auf die Konkurrenz. Über die 30-km-Distanz spurtete sie die Berge hinauf, als klebten ihr die längst abgehängten Gegnerinnen noch am Skiende. Letztlich lag sie 2:34,2 Minuten vor Heidi Weng (Norwegen), es war der größte Vorsprung der WM-Geschichte. Weshalb die Diskussionen über die Außerirdische weitergingen. „Ich kenne sie nur aus dem Fernseher, auf der Strecke sehe ich sie ja nicht“, meinte Sofie Krehl, die 22. geworden war, „ich weiß nicht, wie sie das macht.“ Und Laura Gimmler (10.) erklärte: „Johaug wiegt gefühlt nur 30 Kilo, sie läuft in ihrer eigenen Liga.“ Fakt ist: Die Strecke in Oberstdorf mit ihren vielen harten Anstiegen war wie gemacht für die 32-Jährige, die nun 14 WM-Titel gesammelt hat – nur ihre Landsfrau und Freundin Marit Björgen (18) kommt auf mehr. Ob bei ihr alles mit rechten Dingen zugeht? „Davon gehe ich aus“, sagte Bundestrainer Peter Schlickenrieder, der zuletzt aber auch erklärt hatte, keine Erklärung für ihre Überlegenheit zu haben. „Johaug muss genauso viele Dopingtests machen wie alle anderen. Sie hat außerordentliche Fähigkeiten und ist sehr hart zu sich selbst – sie hat auf Skiern vier Weltumrundungen mehr absolviert als unsere jungen Athletinnen.“

 

„Richtig coole Socke“

Johannes Kläbo Die Fähigkeiten, die der Norweger in sich vereint, sind höchst selten. Er ist der beste Sprinter der Welt, was er im Einzel, im Teamsprint und als Schlussläufer der Gold-Staffel bewies. Und dann holte er zum Abschluss der WM noch einen vierten Sieg – im Langdistanz-Klassiker über 50 km. Das wäre, als würde der Gewinner der Tour de France zugleich jede Sprintetappe für sich entscheiden. „Kläbo ist ein Sauhund vor dem Herrn“, sagte Schlickenrieder, „eine richtig coole Socke.“ Bei dem allerdings auch nicht immer alles passt. Denn die vierte Goldmedaille wurde Kläbo (24) eine Stunde nach dem 50er-Rennen wieder aberkannt. Der dreimalige Olympiasieger von Pyoengchang 2018 und dreimalige Weltmeister von Seefeld 2019 hatte sich zu Beginn der langen Zielgerade außen an seinem großen Rivalen Alexander Bolschunow vorbeigezwängt. In dem kurzen Gerangel brach der Stock des Russen, seinem Protest gab die Jury statt und disqualifizierte Kläbo. Der Sieg ging an Emil Iversen, der den gehandicapten Bolschunow noch überholt hatte. Was das für Kläbo bedeutet? Dass er in den nächsten Duellen der beiden Superstars gegen Bolschunow (24) noch angriffslustiger sein wird. Fortsetzung folgt. Garantiert.

Als Gewichtheber begonnen

Johannes Lamparter Auch der norwegische Kombinierer Jarl Magnus Riiber hätte bei der WM vier Titel holen können, doch nach zwei Gold-Rennen (Einzel und Staffel von der Normalschanze) machte dem großen Favoriten ein junger Österreicher einen Strich durch die Rechnung. Johannes Lamparter (19) sprang Superstar Riiber auf der Großschanze davon und ließ sich in der Loipe nicht mehr einholen. Erst im Einzel-Wettbewerb, dann zusammen mit Lukas Greiderer im Teamsprint. „Das ist unglaublich“, jubelte Lamparter, der seine sportliche Karriere als Gewichtheber begonnen hatte, „es fühlt sich genial an, mich Doppelweltmeister nennen zu dürfen.“ Vermutlich sind es nicht seine letzten Titel gewesen. Lamparter wird Riiber (23) das Leben weiter schwermachen.

Genau die richtige Siegerin

Maren Lundby Die norwegische Skispringerin gehört beim Thema Schanzengleichheit zu den fleißigsten Aktivistinnen. Bei der WM gelang, was die Gleichberechtigung angeht, ein Sprung nach vorne: Erstmals fand ein Frauenwettbewerb auf der Großschanze statt – und die Siegerin hieß Maren Lundby (26). Der Tenor der Konkurrentinnen war eindeutig: „Da hat es genau die Richtige getroffen.“ Letztlich gelang der Olympiasiegerin dasselbe Kunststück wie Karl Geiger: vier Medaillen in vier Springen – eine außergewöhnliche Leistung der Vorspringerin.

Wir haben Bilder von Superstars der Nordischen Ski-WM. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie.