So sieht’s aus in einem Zimmer der neuen Superoffices über der Brauereigaststätte Dinkelacker an der Tübinger Straße. Foto: /Bogen

Janusch Munkwitz hat ein gutes Gespür für Trends. Leer stehende Gebäude wie das Hotel am Schlossgarten küsst er für ungewöhnliche Gastro-Projekte wach. Jetzt übernimmt der Studio-Amore-Chef zwei Etagen über der Brauereigaststätte Dinkelacker. Was hat er vor?

Wo einem die besten Ideen kommen? Til Odenwald, Prokurist von Dinkelacker/Schwabenbräu, muss nicht lange überlegen. „Bei einem Bier!“, sagt er. Der Verkaufsdirektor der traditionsreichen Familienbrauerei traf Janusch Munkwitz, den vielseitigen Projektentwickler, der in Stuttgart etliche gastronomische Glanzpunkte setzt (vom Studio Amore bis zur Sattlerei, von der Pizzeria Ciao Amore bis zur Altstadtbar Paul & George), mal wieder auf ein Bier. Dabei kam zur Sprache, dass seit etwa vier Jahren zwei Etagen über der Brauereigaststätte Dinkelacker an der Tübinger Straße leer stehen.

Janusch Munkwitz hat neue Pläne für Stuttgart. Foto: Lichtgut//Julian Rettig

Leerstand? Da wird einer wie Munkwitz, Chef der Firma Supersupply, immer hellhörig. Brachflächen sind eine Chance für kreative Pioniere – noch dazu, wenn sie sich in einem aufstrebenden Viertel befinden. Die Tübinger Straße entwickelt sich als Fahrradstraße immer mehr zum urbanen Treff mit viel Kultur und Gastronomie.

Seit 1888 befindet sich die von Carl Dinkelacker gegründete Brauerei an der Tübinger Straße 46 – so alt ist auch das Haus, in dem sich über Jahrzehnte die Verwaltung der Bierproduzenten befand. 1996 schlossen sich Dinkelacker und Schwaben Bräu zur Dinkelacker-Schwaben Bräu AG zusammen, um im schwieriger werdenden Markt weiterhin bestehen zu können. Das eigenständige Unternehmen befindet sich im Familienbesitz, hat sich im Zug der Umstrukturierung so sehr verkleinert, dass etliche Büros frei wurden. Kündigungen habe es nicht gegeben, sagt Odenwald, aber man habe frei werdende Stellen nicht neu besetzt. Und genau diese beiden leer stehende Etagen über der Brauereigaststätte sind’s, die Janusch Munkwitz mit seinem Team nun bespielt.

Ein „buntes Miteinander“ soll entstehen, „mehr als nur ein Coworking Space“

„Superoffices“ – so heißt das neue Projekt. „Mehr als nur ein Coworking Space“ soll dabei entstehen, sagt Munkwitz. Er freut sich auf ein „buntes Miteinander“ aus Innovation, aus kreativen Kräften, die sich gegenseitig anfeuern. Beim Arbeiten der Zukunft gewinnt ein Trend immer mehr an Fahrt, vor allem in Großstädten: Coworking heißt das Zauberwort. Frei übersetzt heißt das nichts mehr als „zusammenarbeiten“. Die im Silicon Valley in Kalifornien entstandene Arbeitsform bezeichnete zunächst einen zeitlich flexiblen Arbeitsplatz, den sich mehrere Menschen teilen.

Typisch für Coworking Spaces der ersten Generation waren große, offene Räume. Im früheren Verwaltungshaus der Brauerei gibt es nun verschiedene, auch kleinere Zimmer für die Mieter, für Freiberufler, Kleinunternehmer, Grafiker, Startups digitale Nomaden und viele mehr. Aber es stehen auch größere Räume zur Verfügung, die man gemeinsam nutzt, auf langen Fluren kann man sich treffen. Die Konferenzzimmer sind mit allen erforderlichen Digitalmedien ausgestattet.

Geöffnet sind die Superbüros 24/7

Die Superoffices der Tübinger Straße sind 24/7 geöffnet, also rund um die Uhr. Man kann sich auch nur für einen Monat einen Schreibtisch mieten, sich vergrößern, wenn die Geschäfte gut laufen, und sich wieder verkleinern, sollten die Umsätze zurückgehen.

Janusch Munkwitz ist überzeugt, dass der Markt in Sachen Coworking Spaces noch mehr hergibt und der Trend sich weiter verstärken wird. Bei ihm haben sich unter anderem Ein-Mann- oder Ein-Frau-Firmen eingemietet, die genug vom Homeoffice haben und sich gern mit anderen austauschen.

Doch der Betreiber des Studios Amore wird sich auch weiter um gastronomische Projekte kümmern. Im Herbst etwa übernimmt das Munkwitz-Team, also die Firma Supersupply, den neuen Pavillon am Stuttgarter Hauptbahnhof – in der Zeit, in der die Schlossgartenbau AG, eine Tochter der Immo-LBBW, das Quartier an der Unteren Königstraße mit saniertem Schlossgartenhotel zu einem „Highlight der City“ im großen Stil umgestalten will.

Zwei Studierende haben den Holzpavillon entworfen

Während der jahrelangen Bauphase des Viertels wird ein Pavillon auf der Spindel zum Parkhaus am Schlossgarten errichtet. In der massiven Holzkonstruktion,die Melanie Winkler und Daniel Schöpflin, zwei Architektur-Studierende der Universität Stuttgart, entworfen haben, soll ein Info-Punkt die Baufortschritte dokumentieren sowie Visualisierungen des neuen Quartiers vorführen. Darüber hinaus soll es dort an sieben Tagen pro Woche von morgens bis abends ein gastronomisches Angebot geben.

Spätestens dort am Pavillon können sich Janusch Munkwitz und der Brauerei-Prokurist Til Odenwald mal wieder zu einem Bier treffen. Wer weiß, was sie dann dort wieder aushecken.

Weitere Infos unter: https://superoffices.de/