In Aktion: die Sandmalerin Katrin Weißensee in „Summer Countdown“ Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Im „Summer Countdown“ des Magierehepaars Topas und Roxanne gibt es zauberhafte Füße, eine durchlöcherte Frau, Trump, Merkel und Kunstwerke aus Sand.

Stuttgart - Am Ende verrät er sich: „Das war der Magic Countdown!“, ruft Topas den Gästen des Friedrichsbau Varietés zu. Die sollten’s aber besser wissen, steht der eigentliche Titel der gesehenen Darbietung doch auf ihrer Eintrittskarte: „Summer Countdown“ heißt die neue Show, die am Mittwoch Premiere feierte. Tatsächlich ist selbige aber eine Variation des Programms „Magic Countdown“, mit dem das Magierehepaar Topas und Roxanne alias Thomas und Petra Fröschle schon seit drei Jahren begeistern.

Sei’s drum, dem Verblüffungstalent des Duos tut’s ja keinen Abbruch. Wenn jemand den Sommer herbeizählen kann, dann Topas und Roxanne. Die beiden wichtigsten Momente des Zauberkunstgenusses erlebt man schon in der ersten Minute. Zuvörderst der „Oh no! Warum ich?“-Moment: Direktemang bittet Topas eine Zuschauerin zu sich, der die dankbare Aufgabe zukommt, die Echtheit der baren Magierfüße zu prüfen. Immerhin offeriert Topas zu diesem Zwecke einen Gummihandschuh. Darauf folgt der „Wie funktioniert das?“-Augenblick: Topas steigt in eine begehbare Cajón, trommelt wilde Rhythmen und sieht plötzlich seinen Unterleib einen halben Meter neben sich steppen. Und die Füße? Echt.

Neu in der Varietéversion: die Sandmalerin Katrin Weißensee

Wer das zugrunde liegende Programm schon kennt, der kennt eine noch nicht: Die Sandmalerin Katrin Weißensee ist eigens für die Varietéversion engagiert worden. Auf der großen Leinwand lässt sich verfolgen, wie Weißensee auf ihrem Tischchen Sandkörner zu Kunstwerken zusammenrieseln lässt: Sonnenuntergänge am Strand, knutschende Schildkröten, träumende Café-Besucherinnen - man kann mit diesem Zeug also noch mehr anstellen, als es in Säcke zu füllen.

Freilich trägt Topas den Abend nicht nur mit Illusionen, sondern auch mit seinem Charme. Wo andere sich todernst ihrem vorgegaukelten Harakiri widmen, um sich im Anschluss als doch nicht zersägte oder zersäbelte oder zerfleischte Wunderwirker von der Menge feiern zu lassen, parodiert der gebürtige Stuttgarter seine Hexerkollegen, indem er großgestisch und Pirouetten drehend durch die Gegend hüpft.

Als nebenberuflicher Comedian glänzt er selbstredend auch mit schnittigen Sprüchen: „Es gibt keinen anderen Ort, an dem Menschen zerteilt und daneben Maultaschen gegessen werden“, merkt er beim Blick auf die schlemmende erste Reihe an, während er seine Frau löchert. Selbige erholt sich aber rasch. Später verwandelt sie sich durchs rasante Frisieren ihrer brünetten Mähne in etliche bekannte Charaktere: Vom Star-Wars-Zottelbär Chewbacca über Angela Merkel sogar bis hin zu - kaum vorstellbar bei Roxannes Haarpracht - Donald Trump.

Besonders eindrucksvoll sind die Teleportationen der Magier

Die Fröschles haben viele starke Nummern im Programm, die alle sehenswert und dramaturgisch klug mit kleineren Münz- und Kartentricks gepaart sind. Besonders hervorzuheben: die Teleportationen, bei denen der Künstler, eben noch auf der Bühne stehend, sich plötzlich am anderen Ende des Saals materialisiert. Man müsste ihn mal fragen, ob er ein guter 100-Meter-Läufer ist.

Wer allerdings geglaubt hat, der „Summer Countdown“ im Friedrichsbauvarieté könne die Freude auf die heiße Jahreszeit steigern, der sieht sich eines Besseren belehrt: Denn wenn es sommert, nahen ja nicht nur Sonnenbrand, Speiseeisflecken und Ozonlöcher, sondern auch – die Sommerpause! Und auf die hat man angesichts dieser unterhaltsamen Show eigentlich keine Lust.

Termine: bis 30. Juli