Georg Neumann will die Belinda spätestens im Mai wiedereröffnen. Foto: Stoppel/Archiv

Der Besitzer des Rockschuppens Belinda und des Brauhauses am Schlössle einigt sich mit seinen Pächtern. Jetzt muss noch die Bank zustimmen, dann könnte der Neustart gelingen.

Sulzbach - Er sei „ein bisschen erleichtert“, sagt Georg Neumann am frühen Donnerstagnachmittag. Eben hat er mit seinem Anwalt Frank Beck aus Mainz telefoniert. Der Jurist konnte dem Eigentümer der weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannten Sulzbacher Kultdisco Belinda, der zudem das benachbarte Brauhaus am Schlössle verpachtet, eine frohe Botschaft übermitteln. Die Pächterfamilie, die seit ein paar Jahren das Brauhaus betreibt, habe einem Vergleich zugestimmt. Die Schaafs seien nun bereit – gegen die Zahlung einer größeren Summe – das Pachtverhältnis aufzugeben. Über Details sei mit dem Anwalt der Gegenseite, Gunnar Stuhlmann aus Weissach im Tal, Stillschweigen vereinbart worden. Vermutlich fließen knapp 100 000 Euro. Diese Summe hatten die Schaafs jedenfalls beim letzten Treffen vor dem Landgericht Stuttgart Anfang vergangenen November gefordert.

Die beiden Parteien hatten, wie mehrfach berichtet, Monate lang erbittert gestritten. Die Pächter hatten vorgebracht, dass das Gebäude erhebliche Mängel aufweise und deshalb die Pacht stark gestutzt. Neumann hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Er hatte seinen Bankkredit aber nicht mehr bedienen können und war immer tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Es drohte die Zwangsversteigerung der Kultdisco und des benachbarten Brauhauses.

Ein resignierender Georg Neumann hatte die Belinda deshalb Ende vergangenen Jahres dicht gemacht. Nun, sagt er, müsse nur noch seine Hausbank, die Kreissparkasse Waiblingen, dem Vergleich zustimmen. Man habe mit den Pächtern vereinbart, dass die Sache bis Ende Februar geregelt sein muss, sonst sei der Vergleich hinfällig. Dann müsste das Gebäudeensemble an der B 14 vermutlich doch zwangsversteigert werden. Die Kreissparkasse erklärt mit Verweis auf das Bankgeheimnis, dass sie zu der Sache nichts sagen dürfe. Das Kreditinstitut dürfte aber ohnehin wenigstens ein paar Tage benötigen, um zu entscheiden.

Neumann sagt, dass er mit den Einnahmen, die der neue Pächter überweist, den Kredit tilgen könne. Der neue, der aus Sulzbach beziehungsweise aus der näheren Umgebung kommen soll, dürfte auch die Zahlung an die alten Pächter übernehmen. Georg Neumann jedenfalls hat zurzeit ganz bestimmt keine knapp sechsstellige Summe zu Verfügung.

Viele Rockfans in der Region dürften jubeln

Wenn alles nach Plan läuft, erklärt Neumann, dann eröffne der neue Pächter das Brauhaus spätestens Anfang Mai. Zeitgleich will Neumann dann auch die Belinda wieder auf machen. Viele Rockfans aus des gesamten Region dürften jubeln. Bei der Silvester-Abschlussparty hatte der 60-jährige Rockopa, der den Schuppen im Jahr 1970 gemeinsam mit seinen Eltern eröffnet hatte, zum letzten Tanz gebeten.

Die Teenies sagen dem Boss in der Disco einen Gruß vom Opa

Die Belinda ist eine Institution gewesen. Viele Gäste der ersten Jahre sind längst Großväter und Großmütter. Im Eröffnungsjahr der Belinda wurde auch die Rockband Uriah Heep gegründet – das ist alles eine gefühlte Ewigkeit her, fast 44 Jahre. Teenies, die zum Schwofen in die Belinda kamen, richteten dem Boss mit den langen Haaren und dem Schlapphut gelegentlich Grüße von ihren Opas aus. „Der war früher auch immer hier“, hieß es dann.

Wenn Georg Neumann von anno dazumal erzählt, dann leuchten seine Augen. Er ist in Sulzbach aufgewachsen. Die Eltern hatten 1951 die alte Weinbrennerei und Likörfabrik gepachtet und 1962 gekauft. Als die Geschäfte nicht mehr gut liefen, beschlossen der Vater, der damals schon 60 Jahre alt gewesen ist, und sein 17-jähriger Filius Georg, in dem Gebäude eine Disco zu eröffnen. Die Dorfdisco war die Sensation im Flecken, eine kleine Revolution in Sulzbach. Schnell sprach sich damals im weiteren Umkreis herum, dass man in der Belinda gut abrocken konnte. Legendär sind die beiden großen Open-Air-Konzerte der Disco in der Murrhardter Froschgrube. 1990 war Roger Chapman der Headliner, 1991 hat Meat Loaf gespielt.

Doch was passiert, wenn der Deal mit den Pächtern platzt? Dann, sagt Neumann, „packe ich hier mein Köfferchen“.