Im Rahmen der Vorstellung der Aufklärungskampagne über Depressionen konnten Journalisten mit einer VR-Brille einen Eindruck davon bekommen, wie sich die Krankheit anfühlt. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Am 10. November jährt sich der Todestag des Fußballspielers Robert Enke zum zehnten Mal. Die Robert-Enke-Stiftung möchte mit einer Virtual-Reality-Erfahrung auf das Thema Depression aufmerksam machen.

Berlin - Der Suizid des Hannover-96-Profis und Nationaltorhüters Robert Enke erschütterte am 10. November 2009 Deutschland. Zur öffentlichen Trauerfeier im Stadion in Hannover kamen rund 40.000 Menschen. Kurze Zeit später wurde vom Deutschen Fußball-Bund, dem Ligaverband und Hannover 96 die Robert Enke-Stiftung gegründet. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, über Depressionen aufzuklären und die Erforschung und Behandlung der Krankheit zu fördern.

Nun will die Robert-Enke-Stiftung mit virtueller Unterstützung mehr Menschen für das Thema Depression sensibilisieren. Nicht-Erkrankte bekommen mit einer sogenannten VR-Brille einen Eindruck, was es heißt, erkrankt zu sein, wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag in Berlin zum Start einer bundesweiten Aufklärungskampagne sagte. Damit werde mehr gesellschaftliches Bewusstsein für die Krankheit geschaffen. Wichtig sei, dass Betroffene sich helfen ließen, betonte der Minister. Mit der Kampagne sollen auch Hilfsangebote für Betroffene und Angehörige aufgezeigt werden.

Betroffene sollen schnell Hilfe erhalten

Teresa Enke, deren Mann, Nationaltorwart Robert Enke, an einer Depression erkrankt war und vor zehn Jahren Suizid beging, betonte: „Depression ist keine Schwäche, sondern eine Krankheit, die heilbar ist.“ Ihr ist es wichtig, dass psychische Erkrankungen aus der Tabuzone geholt werden und Betroffene schnell Hilfe erhalten. „Wir wollen verhindern, dass jemand schnell in eine Depression rutscht“, sagte sie.

Deshalb müssten Betroffene bei ersten Anzeichen wie einer anhaltenden Niedergeschlagenheit schnell behandelt werden. Besonders hob Enke das Thema Prävention hervor. Wichtig sei deshalb, dass auch die Politik „das Thema hochhält“. Seit dem Tod ihres Mannes vor zehn Jahren sei einiges passiert und der gesellschaftliche Umgang mit dem Thema Depression habe sich gewandelt, betonte Enke.

Zahl psychischer Erkrankungen nimmt zu

Spahn betonte, dass in Deutschland jährlich etwa 10.000 Menschen Suizid begingen. Auch die Zahl psychischer Erkrankungen nehme zu. Deshalb seien schnelle Hilfsangebote so wichtig. Dazu zählten nicht nur Therapieplätze, Hilfe von Fachärzten, sondern auch Gesprächskreise. Spahn sagte, es gebe bereits ein offeneres Klima in der Gesellschaft beim Thema Depression, „aber es ist noch nicht völlig enttabuisiert“.

Universitäten, Unternehmen, Schulen oder öffentliche Einrichtungen können sich an die Robert-Enke-Stiftung wenden und an der Virtual-Reality-Erfahrung teilnehmen. In einem sechs- bis zehnminütigen Rundgang wird ein Eindruck von der Psyche eines depressiv Erkrankten vermittelt. Danach gibt es eine gemeinsame Reflexion, bei der die Gedanken wieder ins Positive gelenkt werden. Begleitet wird das Projekt von Experten.