Lutz Metzger macht nach 14 Jahren Schluss Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Suite 212 gibt nach 14 Jahren auf. Eine Systemgastronomie soll folgen. Schuld am Aus ist laut Inhaber Lutz Metzger auch der schlechte Ruf der Theodor-Heuss-Straße.

Stuttgart - Hat die Theodor-Heuss-Straße ihre besten Tage hinter sich? Die bevorstehende Schließung der Suite 212 – Vorreiterin auf Stuttgarts Partymeile – Ende Juni spricht dafür. Inhaber Lutz Metzger sieht nach 14 Jahren keine Zukunft mehr für die Clublounge, die vielen Gastronomie-Betrieben konzeptionell wie architektonisch als Blaupause diente. Dafür macht er auch den inzwischen schlechten Ruf der Theodor-Heuss-Straße verantwortlich.

Doch das sei laut Metzger nicht der einzige Grund für das Aus. Die Gastronomie-Landschaft habe sich grundsätzlich verändert. „Unser Konzept in der Größe trägt sich nicht mehr“, sagt Metzger. In den vergangenen Jahren habe er immer mehr Umsatz an die Mitanbieter verloren.

Das liege daran, dass immer mehr Spezialisten in die Innenstadt drängten. „Wir haben hier mittlerweile Restaurants für Suppen, Asiatisches, Salate, Orientalisches – als ,eierlegende Wollmilchsau‘ können wir da nicht mehr mithalten“, sagt Metzger. Vor 14 Jahren, als die Suite eröffnete, sah das noch ganz anders aus.

Damals gab es in der Theodor-Heuss-Straße, von Besuchern oft nur „Theo“ genannt, so gut wie keine Gastronomie. Zumindest mit Ausnahme des kultigen Clubs Paul’s Boutique am Kleinen Schlossplatz keine originelle. „Stuttgart war gastronomisch völlig unterversorgt“, sagt Metzger. Da setzte die auf zwei Stockwerke verteilte Suite, die Bar- mit nächtlichem Tanzbetrieb nach dem Vorbild angesagter Clubs in Berlin, Barcelona oder New York miteinander verband, ganz neue Maßstäbe im Kessel.

Es folgten goldene Zeiten für die Theo, deren Ruf damals deutlich besser war als heute. „Ein Laden nach dem anderen eröffnete nach uns“, erinnert sich Metzger. Der Suite folgten ähnlich geartete Clubs wie das Barcode, der Rohbau, die Discothek Muttermilch oder das 7Grad. „Höhepunkt war der Sommer 2006. Während der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland wurde die Suite von internationalen Magazinen als die Stuttgarter Location für Public Viewing schlechthin gehandelt“, sagt Metzger. Glanz, von dem heute wenig übrig sei. Die Durchfahrtsstraße macht vor allem durch Raser, Proleten und Schlägereien am Wochenende von sich reden.

„Die Theo hatte irgendwann das Problem einer gastronomischen Monokultur“, so Metzger weiter. Zu viel Partybetrieb, der obendrein an Niveau verloren habe, zu wenig sei am Tage geboten. Ob der Wegfall des Pioniers eine fatale Signalwirkung für die anderen Theo-Anrainer habe?

Lutz Metzger hält sich bedeckt. „Vielleicht beruhigt sich die Straße ein wenig, wenn das Polizeipräsidium bei uns ins Nachbarhaus einzieht. Aber so lange wollten wir nicht warten“, sagt er.

Darum möchte Metzger noch im nächsten halben Jahr ein Tagescafé am Eugensplatz vor der Loriot-Säule eröffnen. Ruhiger, mit Mittagstisch und in einem gastronomisch weniger erschlossenen Viertel. In die Räumlichkeiten der Suite soll eine Systemgastronomie einziehen. Ein heißer Kandidat könnte Burger King sein.

Nach dem Café Soho im Stuttgarter Westen ist die Suite nun die zweite Institution innerhalb von zwei Wochen, die in Stuttgart schließt. Gerüchten zufolge steht auch das Aus einer alteingesessenen Gastronomie am Kleinen Schlossplatz bald an. Der Italiener Oggi und das Waranga sind nicht betroffen.