Die Politik sollte den Vorfall in Süßen als Initialzündung für eine bessere Zusammenarbeit mit türkischen Vereinen nutzen, findet unsere Autorin Karen Schnebeck.
Süßen - Man darf sich nichts vormachen: Vorfälle wie der aktuelle in Süßen, bei dem ein Imam Kinder für einen Sieg der türkischen Armee beten ließ, wird es immer wieder geben. Deshalb den Dialog mit den Moscheevereinen abzubrechen, wäre freilich völlig kontraproduktiv. Denn so schwierig das Verhältnis zu den Vereinen sein mag, sie haben in der Vergangenheit auch immer wieder bewiesen, dass sie einen großen Beitrag zur Integration und zum gegenseitigen Verständnis der Kulturen leisten können.
Neben der türkischen Einflussnahme auf die Vereine ist eines der Hauptprobleme für den Dialog zwischen Deutschen und Türken, dass viele Türken schlicht völlig anders denken als die meisten Deutschen. Das fängt mit so manchen Sprachbarrieren an und hört bei den unterschiedlichen Vorstellungen von Heimatliebe und gelungener Kommunikation noch lange nicht auf. Wie sagte ein Deutschtürke in einem Imbiss in Süßen? „Wenn wir auf türkisch übers Wetter reden, denken die Deutschen, wir gehen uns gleich an die Gurgel.“ Genau.
Wenn der Dialog funktionieren soll, haben beide Seiten noch einiges zu lernen. Von der deutschen Seite fehlen oft klare Ansagen, was hierzulande geht und was nicht, die den Gesprächspartner nicht in die Defensive bringen. Auf der türkischen Seite fehlt immer wieder die Bereitschaft, bittere Erfahrungen der eigenen Integrationsgeschichte im Dialog beiseite zu lassen und nicht zu verallgemeinern.