Fruchtriegel gelten als gesund, enthalten jedoch viel Fruchtzucker. Foto: Imago/Zoonar

Ein Riegel aus Trockenfrüchten, ohne Zuckerzusatz: Klingt nach einem gesunden Snack. Oder doch nicht? In Fruchtschnitten für Kinder steckt fast so viel Zucker wie in Schokolade. Dafür gibt es einen Punktabzug im „Öko-Test“. Doch auch Schimmelpilzgifte und Blei findet sich in den Schnitten.

Zucker ist beliebt, schmeckt (fast) allen und steckt in vielen Lebensmitteln in rauen Mengen drin. Egal ob in Softdrinks, Fruchtsäften, Fast Food oder Süßigkeiten: Fast keine echt oder vermeintlich gesunde Nahrung kommt ohne das süß schmeckende, kristalline Lebensmittel aus. So auch zum Beispiel Fruchtriegel für Kinder.

 

(K)ein gesunder Snack?

„Ohne Zuckerzusatz“ oder „Süße (nur) aus Früchten“: Mit solchen Bezeichnungen schmücken sich Fruchtriegel für Kinder. Eltern gewinnen da schnell den Eindruck: Das hier ist keine Süßigkeit, sondern ein gesunder Snack.

Auslobungen wie diese kritisiert die Zeitschrift „Öko-Test“ daher. Zwölf Fruchtriegel für Kinder haben sich die Tester näher angeschaut und ziehen das Fazit: Die vermeintlich gesunden Schnitten sind richtige Zuckerbomben – und zwar aufgrund des fruchteigenen Zuckers.

Im Durchschnitt kommen die Fruchtriegel im Test auf knapp 43 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Zum Vergleich: Schokolade liegt mit rund 50 Gramm Zucker knapp darüber. Somit sind die Fruchtriegel eine Alternative zu anderen Süßigkeiten, nicht aber zu frischem Obst, finden die Tester.

Der Zucker in den Riegeln stammt vor allem aus den Hauptzutaten – Apfelsaftkonzentrat und getrocknete Bananen. Foto: dpa/Zacharie Scheurer

Fruchtzucker ist kein besserer Zucker

Der Zucker in den Riegeln stammt vor allem aus den Hauptzutaten, das sind Apfelsaftkonzentrat und getrocknete Bananen. Doch dieser Fruchtzucker ist dem Urteil von „Öko-Test“ zufolge kein „besserer“ Zucker, denn auch er begünstigt Karies und Übergewicht.

Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation für ein- bis dreijährige Kinder lautet: nicht mehr als 30 Gramm Zucker am Tag, am besten nur maximal 15 Gramm. Doch die Fruchtriegel, die in aller Regel 25 Gramm wiegen, enthalten im Schnitt 10 Gramm Zucker. Das ist ein guter Teil der empfohlenen Tageshöchstmenge und damit zu viel, findet „Öko-Test“ – und zieht allen Produkten im Test eine Note ab.

In einigen Riegeln finden sich Schimmelpilzgifte

In einigen Riegeln entdeckten die Tester die Schimmelpilzgifte HT-2 und/oder T-2. Foto: Imago/Niehoff

Insgesamt schneiden fünf Produkte mit der Note „gut“ ab. In drei anderen Riegeln entdeckten die Tester die Schimmelpilzgifte HT-2 und/oder T-2. Sie können sich auf Verdauungstrakt, Immun- und Nervensystem auswirken – auch hier ein Punktabzug.

HT-2 und T-2 sind Mykotoxine – also Schimmelpilzgifte – aus der Gruppe der Trichothecene – eine sehr große Familie chemisch verwandter Mykotoxine, die von verschiedenen Arten von Pilzen produziert werden – und ein Fusarium-Toxin. Letzteres ist ein Gift von einer weltweit verbreiteten Gattung von Schlauchpilzen. Fusarien wachsen meist in pflanzlichem Gewebe, beispielsweise in Lebensmitteln oder Getreide.

Fusarium-Toxine können über befallene Lebens- und Futtermittel schwere Vergiftungen (Toxikosen) bei Menschen und Tieren hervorrufen. Die häufigsten Beschwerden durch Lebensmittel sind Erbrechen, Durchfall und Hautreaktionen.

Zwei Riegel enthalten zudem Blei

Und noch einen unerwünschten Stoff spürte „Öko-Test“ in zwei Riegeln in zu hohen Mengen auf: Blei, das sich im Körper anreichern und gerade bei Kindern zu Nervenschäden führen kann.

Eines der bleihaltigen Produkte rasselte mit der Note „ungenügend“ komplett durch, weil ihm außerdem Eisen zugesetzt ist. Eine Überversorgung damit kann langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, weshalb das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) von einer Anreicherung von Lebensmitteln mit Eisen generell abrät.

Info: Was ist dran an Zucker-Mythen?

Verbraucher
Wie beurteilen Verbraucher den hohen Zuckergehalt in bestimmten Lebensmitteln? 66 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt rund um Schulen und Kindergärten sowie im Fernsehen und Internet weitgehend einzuschränken, wie eine Umfrage für die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch ergeben hat. 67 Prozent der Befragten sind demnach besorgt, dass Kinder und Jugendliche zu viele Snacks und Süßigkeiten essen.

Zuckerbedarf
Foodwatch kritisiert, dass in der Debatte um Übergewicht und Zucker zahlreiche Mythen verbreitet würden. Eine der sieben größten Zucker-Mythen sei die Aussage, wonach der Mensch einen Zuckerbedarf habe. Es gebe aber „keinen Bedarf, Zucker als Lebensmittel aufzunehmen“, so Foodwatch.

Glukose
Das menschliche Gehirn benötige zwar eine bestimmte Menge Glukose am Tag. Der Körper sei jedoch in der Lage, diese Glukose beispielsweise aus Stärke aufzuspalten, die etwa in Brot und Nudeln enthalten ist. Auch die Aussage, wonach Zuckergetränke nicht dick machen, sei falsch.

Übergewicht
„Es herrscht ein breiter wissenschaftlicher Konsens darüber, dass ein erhöhter Konsum zuckergesüßter Getränke die Entstehung von Übergewicht fördert – sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern“, betont Foodwatch.