Die neuen Eigentümer der Südwestbank stoßen Mitarbeiter und Kunden vor den Kopf. Das ist riskant, meint Redakteurin Sabine Marquard.
Stuttgart - Die Radikalität und Geschwindigkeit, die der neue Eigner der Südwestbank an den Tag legt, überrascht. Die Südwestbank soll eine auf den Privatkunden ausgerichtete digitale Bank werden, deren neuer Schwerpunkt im Geschäft mit Konsumentenkrediten liegt. Die österreichische Bank Bawag, zu der die Stuttgarter seit vergangenem Jahr gehören, ist stark von ihrem Großaktionär, dem US-Finanzinvestor Cerberus geprägt. Und Cerberus hat schon in Wien hart durchgegriffen und die frühere Krisenbank konsequent auf Gewinn getrimmt. Nun soll offenbar die Erfolgsstory von Wien in Deutschland wiederholt werden. Doch der hiesige Markt hat seine Besonderheiten und hierin liegt die Gefahr.
Um die erhofften Gewinne einzufahren, reicht die Kundenzahl der Südwestbank nicht aus. Der Markt ist zudem bei Konsumentenkrediten verteilt: Sparkassen, Volksbanken, Direktbanken wie ING Diba oder ausländische Institute wie Santander und Targobank liefern sich einen erbitterten Wettbewerb. Bawag hat von Anfang an angekündigt, auch durch Zukäufe in Deutschland zu wachsen. Doch allzu viele kleinere Privatbanken, die zum Verkauf stehen, gibt es nicht. Wo sollen all die Kunden herkommen?
Die Digitalisierung voranzutreiben ist richtig
Dass die neuen Eigentümer die Digitalisierung bei der Südwestbank vorantreiben, ist dagegen richtig. Wer bei den Investitionen in neue Technologien zögert oder zu langsam ist, wird von der Konkurrenz gefressen oder geht unter. Angeheizt wird der Wettbewerb zudem, weil auch die mächtigen Internetkonzerne wie Apple und Google etwas vom Kuchen abhaben wollen.
Doch für das Ziel, eine ansehnliche zweistellige Rendite einzufahren, wirbeln die neuen Eigentümer viel Staub auf. Sie stoßen Mitarbeiter und Kunden gleichermaßen vor den Kopf. Die einen, weil sie vor die Tür gesetzt werden, die anderen, weil eine jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit offenbar nicht mehr zählt. Das ist ein krasser Kulturwandel in einem Haus, das solide dasteht. Und es ist riskant. Mittelständische Kunden wollen gepflegt werden. Sie sind nicht auf die Südwestbank angewiesen. Wenn alte Kunden schneller wegbrechen als neue gewonnen werden, geht die Rechnung nicht auf.