Inge Gräßle kandidiert nicht mehr für den Vorsitz der Frauen-Union Baden-Württemberg Foto: dpa

Nach dem Rückzug der ehemaligen Europaabgeordneten Inge Gräßle wählt die Frauen-Union Baden-Württemberg eine neue Landesvorsitzende. Erstmals gibt es eine Kampfkandidatur.

Stuttgart - An der Spitze der baden-württembergischen Frauen-Union (FU) zu stehen war zuletzt wenig vergnüglich. Um mehr Frauen in den Landtag zu bringen, hatte Grün-Schwarz im Koalitionsvertrag 2016 auch auf Druck der CDU-Frauen eine Reform des Landtagswahlrechts vereinbart. Doch als diese passieren sollte, stellten sich die CDU-Landtagsabgeordneten quer. In den vergangenen Monaten erlebte die seit 2015 amtierende FU-Vorsitzende Inge Gräßle dann persönlich, wie schwer sich ihre Partei mit der viel beschworenen Frauenförderung tut. Bei der Aufstellung der Wahlliste für die Europawahl am 26. Mai wurde die Haushaltskontrolleurin des Europaparlaments von der Südwest-CDU erst auf dem fünften Platz nominiert – der Bezirksproporz war ihrer Partei wichtiger als das Frauenquorum. Gräßle verpasste den Wiedereinzug ins EU-Parlament. Deshalb kündigte sie den Rückzug aus ihren politischen Ämtern an.

Staatssekretärin gegen Journalistin

Wer ihre Nachfolgerin als FU-Vorsitzende wird, entscheiden die CDU-Frauen an diesem Samstag beim Delegiertentag in Urbach (Rems-Murr-Kreis). Erstmals in der mehr als 70-jährigen Geschichte der Frauen-Union gibt es einen Zweikampf um das Ehrenamt: Wirtschafts-Staatssekretärin Katrin Schütz (52) und die Journalistin Susanne Wetterich (63) kandidieren um den Vorsitz. Mit über 15 000 Mitgliedern ist die FU immerhin die größte Gruppe innerhalb der Südwest-CDU.

Beide Kandidatinnen engagieren sich seit Langem in der FU und leiten einen der vier Bezirksverbände. Katrin Schütz (Nordbaden) initiierte als Generalsekretärin der Südwest-CDU 2011 unter anderem die Kampagne „Frauen im Fokus“. Auf den Landeslisten müssten künftig ebenso viele Frauen wie Männer auf aussichtsreichen Plätzen kandidieren, sagt sie. „Das müssen wir über die parteiinternen Nominierungsverfahren lösen. Und ich bin überzeugt, wir müssen ans Landtagswahlrecht!“ Susanne Wetterich, Regionalrätin im Verband Region Stuttgart, hält eine Frauenquote für unverzichtbar, um sicherzustellen, dass genügend Frauen auf sicheren Plätzen nominiert werden. „Der unterdurchschnittliche Frauenanteil in den Parlamenten, der Partei und ihren Führungsgremien schadet der Partei zunehmend.“

Die Südwest-CDU hat 24 Prozent Frauen. Im Landtag sind zehn der 43 CDU-Abgeordneten weiblich, im Bundestag vier der 38 CDU-Abgeordneten aus dem Land, im Europaparlament ist die Südwest-CDU nur noch mit vier Männern vertreten.