Im Südsudan wird gekämpft. Foto:  

Das sechste Jahr der Unabhängigkeit Südsudans beginnt mit Chaos und Gewalt. Schon am Freitag kamen mehr als 100 Menschen ums Leben, und auch am Sonntag soll es zahlreiche Todesopfer gegeben haben. Der UN-Sicherheitsrat verlangt ein sofortiges Ende des Blutvergießens.

Nairobi - Der Weltsicherheitsrat hat ein sofortiges Ende der Kämpfe im Südsudan gefordert. Mit scharfen Worten verurteilte das höchste UN-Gremium am Sonntag die Gewalt in dem ostafrikanischen Land. Besonders schockiert und empört sei man über die Attacken auf UN-Anlagen und zivile Einrichtungen, teilte es nach einer Dringlichkeitssitzung mit. Diese Attacken könnten Kriegsverbrechen gleichkommen. Mitgliedsstaaten des Rats zeigten sich außerdem bereit, eine Ausweitung der UN-Friedensmission für den Südsudan zu erwägen.

Nach seinem fünften Jahrestag versinkt der Südsudan mehr und mehr in Gewalt. Auch am Sonntag wurden aus der Hauptstadt Juba wieder Gefechte zwischen rivalisierenden Armeefraktionen mit zahlreichen Toten gemeldet. Belastbare Zahlen lagen nicht vor, aber seit Beginn der jüngsten Kämpfe am Donnerstagabend könnten nach Schätzungen von Medizinern und Mitarbeitern von Hilfsorganisationen weit über hundert Menschen getötet worden sein.

Zahlreiche Opfer

„Die Lage ist wirklich schlimm“, sagte der Sicherheitsbeauftragte der Klinik im Flüchtlingslager der Vereinten Nationen in Juba am Sonntag. „Wir haben hier eine Menge Opfer. Ich denke, ohne die von gestern sind es 50 bis 60.“ Mehrere Raketengeschosse seien auch im Lager selbst eingeschlagen, in dem mehr als 25 000 Vertriebene untergebracht sind. Bereits nach den Kämpfen am Freitag hatten Ärzte von mehr als 100 Toten berichtet. Am Samstag beging der jüngste Stadt der Erde den fünften Jahrestag seiner Unabhängigkeit.

Der japanische UN-Botschafter Koro Bessho, dessen Land derzeit den Vorsitz im Sicherheitsrat innehat, meldete, unter den Todesopfern sei ein chinesischer Blauhelmsoldat. Zudem seien mehrere chinesische und ruandische Blauhelmsoldaten verwundet worden. In einer Reaktion auf die Gewalt ordnete das US-Außenministerium den Abzug von nicht zwingend notwendigem Personal aus der amerikanischen Botschaft in Juba an.

Am Sonntag konzentrierten sich die Gefechte auf zwei Stadtteile von Juba: Jebel und Gudele. Anwohner berichteten von gewaltigen Explosionen in Gudele. Viele seien zu Fuß aus dem Viertel geflohen.

Gefechte zwischen unterschiedlichen Volksgruppen

In dem Konflikt stehen sich die Soldaten von Präsident Salva Kiir und jene des früheren Rebellenführers und jetzigen Vizestaatschefs Riek Machar gegenüber. Die beiden hatten nach jahrelangem Bürgerkrieg eigentlich eine Regierung der nationalen Einheit gebildet und riefen auch am Freitag noch einmal zur Ruhe auf. Doch ihre Anhänger, die auch unterschiedlichen Volksgruppen angehörten, kämpften weiter.

Der Sprecher von Machars Truppen, William Gatjiath Deng, sagte, Kiirs Soldaten hätten die Gegend um Jebel angegriffen. Drei Kampfhubschrauber hätten Bomben geworfen. Die Regierungsarmee bestätigte, dass es in Jebel zu Gefechten gekommen sei. Wie diese begonnen hätten, sei aber unklar, sagte ein Sprecher.