Italien kommt nicht zur Ruhe – nach der Versorgung der Menschen, machen sich offizielle Stellen nun auch Sorgen um das Kulturerbe des Landes. Das Foto zeigt eine Statue von San Pellegrino, die durch das Erdbeben umgestürzt war. Foto: AP

Wieder versetzt ein Erdstoß die Menschen in Zentralitalien in Angst, wieder werden neue Schäden gemeldet. Tausende Menschen sind ohnehin schon obdachlos. Auch der Verlust bedeutender Kulturgüter bereitet den Experten Sorge.

Rom - Die Erde in Mittelitalien kommt nicht zur Ruhe. Die Bewohner in der Region südöstlich von Perugia wurden am frühen Donnerstagmorgen erneut von einem neuen Beben aufgeschreckt. Das Zentrum des Erdstoßes der Stärke 4,7 lag in der Provinz Macerata, berichtete die nationale Erdbebenwarte (INGV). In mehreren Orten wurden neue Schäden gemeldet. Auch in Rom war das Beben kurz nach Mitternacht zu spüren, hieß es.

Die Region wurde in den vergangenen Tagen von einer Serie von Erdbeben erschüttert. Seit dem verheerenden Erdstoß am Sonntag, der mit einer Stärke von 6,5 als stärkster seit Jahrzehnten gilt, suchten mehr als 2200 Nachbeben die ohnehin schon verwüstete Region heim. Seit den zwei starken Erdstößen am Mittwoch vergangener Woche waren es sogar bereits etwa 22 200. Mehr als 40 Beben hätten eine Stärke von mehr als 4 gehabt, teilte die INGV mit.

28.000 Menschen in Notunterkünften

Die Häuser von Tausenden Menschen sind unbewohnbar. Der Zivilschutz kümmere sich insgesamt um rund 28 000 Menschen, hieß es in einer Mitteilung von Donnerstag. 8400 Menschen seien mittlerweile an der Adria-Küste untergebracht, hieß es.

Sorge bereitet Experten aber auch die Beschädigung von Kulturgütern. In der Erdbebenregion liegen zahlreiche kleine Orte mit historischen Zentren. Es sei ein bedeutender Verlust von Kulturstätten, sagte der Unesco-Experte Giovanni Boccardi der Deutschen Presse-Agentur in Paris. Der Italiener ist im Hauptsitz der UN-Organisation für die Notfallrettung von Kunstwerken zuständig.

Die italienischen Behörden versuchten, aus den Kirchen und Museen so viele Gemälde, Relikte und andere Kunstobjekte wie möglich zu retten. Die beschädigten und zerstörten Kulturgüter stammen überwiegend aus der Zeit der Römer und dem Mittelalter. Das Museum für zeitgenössische Kunst in Rom, MAXXI, wolle die Einnahmen vom kommenden Samstag für die Restaurierung der beschädigten Kulturgüter spenden, teilte es am Donnerstag mit. Das Museum hatte bereits nach dem verheerenden Beben Ende August Einnahmen für den Wiederaufbau beschädigter Kulturerbestätten gespendet.

Am Mittwochabend hatte Papst Franziskus den Bischof von Norcia angerufen, wie Radio Vatikan berichtete. Norcia ist eine der Gemeinden, die die Erdbeben besonders schwer trafen; eine mittelalterliche Basilika stürzte bei dem Erdstoß am Sonntag ein. „Ich bin allen Menschen in Norcia nahe, bete für sie und segne sie“, wurde Franziskus zitiert.