Laut SDK-Betriebsvorstand Benno Schmeing werden rund 50 Prozent der Bevölkerung zum Pflegefall, deshalb gelte es bereits in jungen Jahren vorzusorgen. Foto: dpa/Jens Kalaene

Benno Schmeing, SDK-Betriebsvorstand, erklärt, warum die Beiträge steigen und einige Kunden deshalb heftig reagieren. Zudem verrät der Fachmann, welche Versicherung man unbedingt abschließen sollte.

Jeder ist pflegeversichert. Doch das reicht im Ernstfall nicht aus – meint zumindest Benno Schmeing. Deshalb rät der Vorstand für Versicherungstechnik, Betrieb und Kapitalanlage bei der Süddeutschen Krankenversicherung (SDK) zu einer Pflegezusatzversicherung. „Mindestens 50 Prozent der Bevölkerung werden zum Pflegefall werden. Das ist eine hohe Belastung, deshalb macht da eine Versicherung total Sinn“, sagt Benno Schmeing.

Im Pflegefall übernehme die gesetzliche Pflichtversicherung nur einen Teil der Kosten. Der große Rest sei vom Pflegebedürftigen oder seinen Angehörigen selbst zu zahlen. „Früher war das Thema schambesetzt, heute aber versuchen Betroffene so früh wie möglich, als Pflegefall eingestuft zu werden, um Leistungen zu beziehen“, sagt der SDK-Betriebsvorstand bei einer Gesprächsrunde in der Fellbacher Hauptverwaltung.

Anpassungen in der privaten Versicherung – ein „kontroverses Thema“

Der Austausch hatte in erster Linie nicht die Pflegeversicherung zum Thema, sondern die Beitragsanpassung in der privaten Krankenversicherung, kurz BAP. Ein „kontrovers diskutiertes Sachverhalt im Versicherungswesen“, wie es die Unternehmenssprecherin der SDK, Karin Ebinger, formulierte. So unterliege die Anpassung der Beiträge in der privaten Krankenversicherung (PKV) einem komplexen Mechanismus, der eine stetige und regelmäßige Anpassung verhindere. Dass sich dennoch alljährlich Schlagzeilen lesen lassen, die sich mit den teils sprunghaften Beitragsanstiegen auseinandersetzen, ärgert Benno Schmeing. „Zuletzt habe ich wieder in der FAZ gelesen, man müsse raus aus der privaten Krankenversicherung, dabei ist das duale System gut.“

In Europa leistet sich nur Deutschland das Nebeneinander von gesetzlicher und privater Krankenversicherung. Die Niederlande hingegen haben ihr duales System abgeschafft – das hat die SDK wohl eher nicht vor. Stattdessen lohne sich ein näherer Blick auf das Thema Beitragsanpassung, sagt Schmeing. Im Vergleich seien die gesetzliche und die private Krankenversicherung um 3,3 sowie 2,6 Prozent gestiegen. Die geringere Steigerung bei der privaten Krankenversicherung liege an der Altersrückstellung – also an den Sparanteilen, mit denen ein finanzielles Polster gebildet wird.

Der demografische Wandel spiele eine große Rolle

Generell führt der Betriebsvorstand der SDK bei der Beitragssteigerung den demografischen Wandel und damit die höhere Lebenserwartung an. „Wir haben viel mehr ältere Versicherte, das heißt mehr Leistungsausgeber. Dazu kommen neue Behandlungen. Einige Medikamente sind teurer als jede OP.“ In Kombination mit Corona würden sich so die Ausgaben erhöhen. „Zwar moderat, aber man merkt es. Die Steigerung liegt bei sechs Prozent, davon liegen drei Prozent am höheren Alter der Versicherten und die anderen drei Prozent an der Kostensteigerung.“

Es müsse darum gehen, das System stabil zu halten, sagt Schmeing und fügt an, dass es die heftigsten Reaktionen von Versicherten bei höheren Beiträgen in der Pflegeversicherung gebe. „Mit dem wichtigen Produkt müssen wir vernünftig umgehen. Über allem steht, dass wir Versicherte unterstützen müssen, gesund zu bleiben. Da geht es auch um Eigenverantwortung.“