Der Matucana-Kaktus mit seiner schönen Blüte hat auf den Süddeutschen Kakteentagen schnell einen Abnehmer gefunden. Foto: Stoppel

Mehr als 1000 Kakteen hat Roland Jeutter bisher gesammelt. Was ihn an den stacheligen Mitbewohnern so fasziniert und welche Bedürfnisse die Exoten haben, das hat er bei einem Rundgang über die 25. Süddeutschen Kakteentage in Korb erklärt.

Korb - Wer in den Wüsten dieser Welt beheimatet ist, den wirft so schnell nichts aus der Bahn. Der verzeiht es, wenn er mal wieder mehrere Wochen kein Wasser bekommt – und dann vielleicht doch ein bisschen viel auf einmal aus der Kanne schwappt. Der kann nie zu viel Sonnenlicht haben, und der weiß auch mit der Heizung umzugehen, die direkt unter seiner Fensterbank steht.

Auch Kakteen brauchen eine gute Pflege

Kakteen scheinen die idealen Pflanzen für alle zu sein, deren grüner Daumen eher mäßig ausgeprägt ist. Wer aber einen Rundgang über die 25. Süddeutschen Kakteentage in Korb macht und mit der Anschaffung eines stacheligen Mitbewohners liebäugelt, der lernt eins: Auch ein Kaktus will gepflegt werden. „Viele Arten sollten im Winter nicht gegossen werden und in einem kühleren Raum stehen, sonst blühen sie nicht. Kakteen mögen keine Staunässe und sie können sogar Sonnenbrand bekommen“, sagt Roland Jeutter, Vorstandsmitglied der Kakteenfreunde Württemberg.

Er ist einer der Organisatoren der Süddeutschen Kakteentage, der vermutlich größten Kakteenschau Süddeutschlands. Schon als Kind fand er die exotischen Pflanzen toll, seit mehr als 20 Jahren ist er nun ein richtiger Kakteensammler. Und eins vorweg: ein Patentrezept gegen Stacheln im Finger hat er trotzdem nicht. „Die Pinzette brauche ich immer noch regelmäßig, das gehört dazu“, sagt er.

Jeutter ist ein Allrounder, der viele Arten sammelt

Wie viele Kakteen er bei sich daheim hat, das weiß der 58-Jährige gar nicht so genau: „So um die tausend werden es schon sein. Mein Wintergarten ist auf jeden Fall so voll, dass da kein Platz zum Sitzen ist“, sagt er und lacht. Er ist einer der Allrounder des Vereins, kann allen Arten und Formen etwas abgewinnen. „Aber die mexikanischen Kakteen mag ich besonders, auch weil ich dort schon dreimal war.“

Was ihn an den Kakteen so fasziniert, das erschließt sich selbst Laien beim Rundgang durch die Korber Remstalhalle. Die dort präsentierte Vielfalt der Pflanzen ist beeindruckend: Mal rund, mal lang, mal mit weichen, mal mit harten Stacheln, mal wollig, mal glatt. Fast jede Art hat ihre Besonderheit, hat ihre Geschichte – und Roland Jeutter weiß sie zu erzählen. Er zeigt einen Matucana-Kaktus, der zunächst ohne Dornen wächst. Den „Bischofsmütze“-Kaktus, der die Form der namensgebenden Kopfbedeckung hat. „Der Kaktus ist seiner Größe nach bestimmt 40 Jahre alt“, sagt Roland Jeutter. Andere Exemplare dagegen sind winzig klein: Der Kaktus Mammillaria roczekii ist so groß wie ein Fingernagel. Trotzdem hat Roland Jeutter ihn schon zwischen mexikanischen Felsspalten gesehen: „Aber auch nur, weil wir genau wussten, wo wir ihn finden können. Und weil er geblüht hat – die Blüte ist um ein Vielfaches größer als der Kaktus.“

Eine Kunst: Kakteen zum Blühen bringen

Die Blüte, das ist für Kaktusfreunde sowieso etwas Besonderes: „Es ist immer ein Ziel, die Kakteen zum Blühen zu bringen“, erzählt Roland Jeutter, der in den Berglen lebt. Oft sei da eine Menge Geduld gefragt, weil manche Kakteen erst ab einem bestimmten Alter blühen. „Faszinierend finde ich die ,Königin der Nacht‘, die nur eine Nacht lang blüht“, erzählt Jeutter.

Bei ihm daheim wird es nach der Ausstellung wieder ein bisschen voller werden: „Ich finde immer ein paar Sachen, auch wenn eigentlich kein Platz mehr ist. Aber es sind auch ein paar winterharte Kakteen für den Garten dabei“, sagt Roland Jeutter.

Vereine: Vor 114 Jahren haben sich die Kakteenfreunde Württemberg gegründet. Der Verein ist damit nur wenig jünger als die Deutsche Kakteen-Gesellschaft, die sich bereits 1892 gegründet hat. Zu dieser Zeit waren Kakteen begehrte exotische Raritäten, die mit Frachtschiffen aus der neuen Welt eingeführt wurden. Zur DKG gehören circa 120 Ortsgruppen und mehr als 5000 Mitglieder. Großer Wert wird auf die Weitergabe von Wissen gelegt, dazu dient auch eine monatliche Mitgliederzeitschrift. Die Kakteenfreunde Württemberg haben aktuell etwa 90 Mitglieder – vom Einsteiger bis zum Vollprofi. Sie eint das große Interesse an Kakteen und Sukkulenten – also an Pflanzen, die in ihren Blättern, im Stamm oder in der Wurzel Wasser speichern können.

Aktivitäten: Auch wenn der Verein nicht so groß sein mag, so stehen doch etwa 30 Aktionen im jährlichen Veranstaltungskalender. Ein Höhepunkt sind die Süddeutschen Kakteentage. Zweimal im Monat gibt es Vorträge zur Kakteenpflege, zu den verschiedenen Gattungen oder über Expeditionen in Kakteengebiete. Zudem werden Workshops und Aktionstage rund um die Pflege angeboten. Weitere Infos gibt es im Internet.