Oben Blütenpracht, unten Stacheln: eine Trichocereus-Hybridpflanze Foto: Gottfried Stoppel

Kakteen sind nichts für Ungeduldige, belohnen das Warten aber mit ihrer Farb- und Formenvielfalt. In Korb haben sich am Wochenende die Fans der Szene getroffen.

Ein suchender Blick, am Arm baumelt ein Korb oder eine große Einkaufstasche: Die Kakteenfans rund um die Korber Remstalhalle sind am vergangenen Wochenende leicht zu erkennen gewesen. Dorthin hatten die Kakteenfreunde Württemberg anlässlich der 27. Süddeutschen Kakteentage geladen. Für Freunde der mal mehr, mal weniger stacheligen Pflanzen war so nach einer zweijährigen Zwangspause wegen der Coronapandemie endlich wieder Gelegenheit, sich auszutauschen und neue Exemplare zu erstehen.

Kakteen waren einst ein exklusives Hobby

In der Remstalhalle herrschte denn auch ordentlicher Andrang. Mit rund 2000 Besuchern rechnete Detlef Bauer von den veranstaltenden württembergischen Kakteenfreunden, die sich als „die Kaktuskompetenz im Schwabenland“ sehen. Schließlich hat sich der Verein bereits im Jahr 1904 gegründet – zu einer Zeit, als das Sammeln von Kakteen noch ein richtig teures Hobby und wenigen Betuchten vorbehalten war. Das ist lange her. Und so wurden bei den Kakteentagen selbst jene fündig, die nicht so viel ausgeben können. Die Preisspanne reichte von zwei Euro für einen Minikaktus bis zu Beträgen im zweistelligen Bereich.

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26 Euro musste man beispielsweise für ein Exemplar der bunt blühenden Trichocereus-Hybriden hinlegen, die Edeltraud und Alfons Lausser an ihrem Stand anboten. Das Ehepaar aus der Oberpfalz war zum ersten Mal in Korb, dennoch sind die Laussers alles andere als Neulinge im Kakteenbusiness. Begonnen hat alles im Jahr 1978: Da bat Edeltraud Lausser ihren Mann, doch einen Samenkatalog aus einem Geschäft mitzubringen. Das tat er auch – und kaufte für sich selbst spaßeshalber noch ein Tütchen mit Kakteensamen, die er aussäte. „Das hat wunderbar geklappt, obwohl wir keine Ahnung hatten, wie das geht“, erzählte Edeltraud Lausser, die bei der Messe ein passendes T-Shirt trug: Vorne drauf prangten drei Kakteen, darunter der Spruch: „Don’t touch me“.

Mit einer Tüte Samen hat alles angefangen

Die ersten Zuchterfolge haben das Ehepaar Lausser damals im wahrsten Sinne des Wortes angestachelt: Aus dem faszinierenden Hobby wurde ein Haupterwerb, seit 1996 leben die beiden vom Kakteenverkauf und haben seither viele, viele Fachbücher gelesen und Erfahrungen gesammelt. Die Aufzucht von Kakteen sei nichts für Ungeduldige, sagt Edeltraud Lausser. Von der Aussaat bis zum Verkauf vergehen acht bis zehn Jahre. Doch das Warten lohne sich, die Formen- und Farbenvielfalt der Kakteen sei einfach faszinierend. Das Ehepaar hat auch schon viele Male die Ursprungsländer bereist, zum Beispiel Mexiko, wo Alfons Lausser sogar zwei neue Arten entdeckte, die nun nach ihm benannt sind: Thelocactus lausseri und Turbinicarpus lausseri.

Die meisten mögen es heiß

Ohne Latein kam man in der Remstalhalle auch sonst nicht weit: Rebutia krainziana und Frailea pumila – nur zwei Arten, die am Stand des Lokalmatadors Uhlig aus Kernen über den Tisch gingen. Tony Mehner hatte dort alle Hände voll zu tun mit dem Kassieren und Einpacken der Ware in Zeitungspapier. „Das hier ist ein echtes Fachpublikum“, sagte der Korber, „es gibt andere Messen, da muss man die grundlegenden Dinge erklären, aber hierher kommen Leute, die seit 60 Jahren Kakteen haben.“

Allerdings waren auch etliche Kinder und Menschen mittleren Alters unterwegs – was Detlef Bauer auf Werbung im Radio und in sozialen Netzwerken zurückführte. Nachwuchs scheint es also zu geben – und auch das sich verändernde Klima komme Kakteen entgegen, sagt Bauer, schließlich gelte für die allermeisten: „Je heißer, desto besser.“