In Venezuela hat sich ein schweres Erdbeben ereignet. Foto: AP

In Venezuela bebt die Erde. Eine starke Erschütterung sucht die Küstenregion im Nordosten des Landes heim. In Cumaná werden Verletzte gemeldet.

Caracas - An Venezuelas Küste im Nordosten des Landes ist es zu einem Erdbeben der Stärke 7,3 gekommen. Das meldete die US-Erdbebenwarte USGS am Dienstag. Es sei in einer Tiefe von 123 Kilometern und 20 Kilometer nordwestlich der Stadt Yaguaraparo aufgetreten. In der Hauptstadt Caracas räumten die Behörden am Dienstag einzelne Gebäude, eine regierungstreue Versammlung musste kurzzeitig unterbrochen werden. Die Erschütterung war auch in der mehr als 2000 Kilometer weit entfernten kolumbianischen Hauptstadt Bogotá zu spüren.

Laut USGS handelte es sich um das stärkste Beben, das Venezuela seit 1900 heimsuchte. Durch die Tiefe schien es aber nur begrenzt Schaden angerichtet zu haben. Experten erwarteten weniger Nachbeben. In Cumaná, der größeren Stadt nahe dem Epizentrum, wurde eine Frau in einem Einkaufszentrum verletzt, als sie auf eine Rolltreppe fiel, während Menschen in Panik aus dem Gebäude rannten.

Menschen rannten auf die Straße

Im Zentrum der Hauptstadt Caracas fiel Beton von dem noch im Bau befindlichen Hochhaus Torre de David von den oberen Stockwerken auf den Boden. Feuerwehrleute mussten den Verkehr stoppen. Einen Straßenblock entfernt kamen Kinder mit Atemmasken aus einem Stiftungsgebäude, wo arme an Krebs erkrankte Minderjährige betreut werden. „Wir haben etwas Starkes gespürt und sie haben jeden angehalten, wegzurennen“, sagte Marisela Lopez, die mit ihrer siebenjährigen Tochter unterwegs war.

Bürogebäude wurden geräumt, Menschen rannten auf die Straßen. Während der Erschütterung musste eine regierungstreue Versammlung unterbrochen werden, in der es um eine Reihe umstrittener Wirtschaftsreformen ging.

Der Vorsitzende der Verfassungsgebenden Versammlung, Diosdado Cabello, war in den Momenten nach dem Beben im Staatsfernsehen zu sehen. Er hielt eine Rede, als er wie viele andere von einer Seite zur anderen schaute, und Menschen plötzlich: „Erdbeben!“ riefen. 1997 verloren bei einem ähnlich starken Beben in der gleichen Region Dutzende Bewohner ihr Leben.

Lebensmittel und Wasser sind knapp

Innenminister Néstor Reverol sagte später, Katastrophenschutz- und Rettungsteams seien in Alarmbereitschaft versetzt worden. Todesopfer seien bislang aber nicht gemeldet worden. Er rief die Bevölkerung zu Ruhe und Geduld auf.

Experten haben seit längerer Zeit davor gewarnt, das krisengeplagte Venezuela sei zu schlecht auf große Naturkatastrophen vorbereitet. Krankenhäuser haben kaum medizinische Vorräte, viele Rettungswagen sind nicht mehr in Betrieb, Lebensmittel und Wasser sind knapp. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass die Inflation dieses Jahr eine Million Prozent übersteigen wird.