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Lange wurde er unterdrückt, jetzt ist er an der Macht: Der ANC feiert 100. Geburtstag.

Kapstadt - In Anwesenheit zahlreicher afrikanischer Staats- und Regierungschefs sowie mit über 100 000 Südafrikanern hat der Afrikanische Nationalkongress (ANC) am Sonntag sein hundertjähriges Bestehen gefeiert. „Wir haben uns unsere Freiheit mit Blut, Schweiß und Tränen erkämpft“, betonte Südafrikas Präsident und ANC-Chef Jacob Zuma auf der zentralen Veranstaltung im Stadion von Mangaun (Provinz Freistaat).

„Ein Leuchtturm im Kampf gegen Diskriminierung und Unterdrückung für die ganze Welt“, würdigte der britische Premierminister David Cameron in einem Grußschreiben die älteste Befreiungsbewegung Afrikas. ANC-Führer wie Oliver Tambo oder Nelson Mandela blieben eine Inspiration nicht nur für Südafrika, sondern für die Menschen in aller Welt.

Bischof Desmond Tutu segnete die Fackel

„Was der ANC erreicht hat, hat uns stolz gemacht, Afrikaner zu sein“, sagte der Präsident des Nachbarlandes Mosambik, Armando Guebuza, bei einem Galadinner am Samstagabend in Bloemfontein. In der Nacht zum Sonntag hatte Präsident Zuma in Anwesenheit zahlreicher Staatsgäste und Repräsentanten Südafrikas bei einer mitternächtlichen Gedenkveranstaltung in der Waaihoek Wesleyan Kirche in Bloemfontein eine Fackel entzündet. Hier war die Organisation am 8. Januar 1912 zunächst als „Südafrikanischer Eingeborenen-Kongress“ gegründet und dann 1923 umbenannt worden.

Die Flamme sei ein „Symbol des Widerstands gegen die Apartheid“ und werde nun durch ganz Südafrika geschickt werden, so der ANC. Bischof Desmond Tutu, der 1984 für seinen gewaltfreien Kampf gegen die Apartheid den Friedensnobelpreis erhalten hatte, segnete die Fackel.

Der ANC stellt unangefochten die Regierung Südafrikas

Am Samstagmorgen hatte Zuma an einem traditionellen Zulu-Opferritual vor der Kirche teilgenommen. Getötet wurde symbolisch ein Ochse. Staatsgründer Nelson Mandela nahm an den Feiern nicht teil. Der 93-Jährige sei zu gebrechlich, erklärte die Partei. Zu den ANC-Feierlichkeiten, die das ganze Jahr andauern sollen, gehörten am ersten Wochenende ein Golfturnier, zahlreiche lokale ANC-Veranstaltungen und Festessen sowie Gottesdienste.

Der ANC hatte mit seinem Kampf gegen das rassistische Apartheidsystem die Herrschaft der weißen Minderheit in Südafrika Anfang der 1990er Jahre beenden können. Vor allem unter dem Einfluss Mandelas gelang dem ANC mit einer Politik der Aussöhnung der friedliche Übergang zu einer funktionierenden Demokratie und zum Rechtsstaat. Seit den ersten demokratischen Wahlen 1994 hat der ANC eine deutliche Mehrheit im Parlament und stellt unangefochten die Regierung.