Begegnung mit einem der außergewöhnlichsten Wesen der Tierwelt: Eine Giraffe in der Dämmerung im Hluhluwe-iMfolozi Park, dem ältesten Nationalpark Afrikas. Foto: Doormann

In der sanft gewellten Hügellandschaft des Wildparks KwaZulu-Natal kann man noch alle Großwildtiere Afrikas in freier Wildbahn beobachten.

Durban - Auf der Strandpromenade von Durban in sommerlicher Wärme entlangzuradeln, das ist wie Copacabana auf afrikanisch: Linkerhand der Indische Ozean mit goldfarbenem Strand, rechts die Kette der Hotelhochhäuser, Cafés und Restaurants. Auch die Wellenformen auf dem Pflaster könnten der brasilianischen Berühmtheit nachempfunden sein. Kurz halten die Radler vor lebensgroßen Sandskulpturen am Rande: mal eine Meerjungfrau, mal ein grinsendes Skelett wie hingefläzt auf einem Sofa aus Sand. Die „Golden Mile“, wie die Strandpromenade von Durban genannt wird, zieht sich mehr als acht Kilometer am Meer entlang und ist zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 rundum erneuert worden.

Etliche Attraktionen locken nun Besucher an, darunter ein Snake Park mit mehr als 100 Schlangenarten und die uShaka Marine World mit einem der größten Aquarien der Welt. Auf der Mile kann man bis vor die Haustür des neuen topmodernen Stadions radeln, das die Form eines riesigen Korbes hat und schon von weitem zu sehen ist. Gleich einem Griff spannt sich ein Stahlbogen darüber, in dem man mit einer Seilbahn hinauffahren oder zu Fuß 550 Stufen nach oben steigen kann. Auf der Aussichtsplattform in 106 Meter Höhe genießen die Radler den fantastischen Blick. Durban, Südafrikas drittgrößte Stadt und die zweitgrößte der Provinz KwaZulu-Natal, ist eine quicklebendige Stadt mit indischem Flair. Im 19. Jahrhundert, zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft, waren indische Vertragsarbeiter in der damaligen Provinz Natal angeworben worden, um auf den Zuckerrohrfeldern wie Sklaven zu schuften.

In vielen Restaurants werden indische Speisen angeboten

Unter den Einwanderern befand sich Mahatma Gandhi. Er kam als junger Rechtsanwalt 1893 nach Durban und erlebte die Rassendiskriminierung am eigenen Leib. Hier entwickelte er seine Strategie des gewaltfreien Widerstands, saß im Gefängnis und kämpfte 21 Jahre lang für die Rechte der Inder. Heute hat Durban gut drei Millionen Einwohner, neben mehrheitlich schwarzafrikanischen Zulus eine halbe Million Menschen indischer Abstammung. In vielen Restaurants werden indische Speisen angeboten. Doch das beste Indisch Curry genießt man auf der Terrasse des legendären Oyster Box Hotel mit Blick auf den Indischen Ozean, beim Leuchtturm an der ruhigen Nordküste von Umhlanga Rocks.

Auf dem Büfett stehen elf verschiedene Currys mit Lamm, Huhn, Fisch oder vegetarisch, von mild bis scharf gewürzt. Köstlich sind das Garnelen-Curry und Gemüse-Korma, aber der Favorit ist zweifellos das traditionelle Durban Lammcurry Spicy. Dazu schmeckt ein Glas Hannibal-Rotwein aus 15 verschiedenen Weinreben. „Es ist sehr schade, dass KwaZulu-Natal vor 20 Jahren von der Reisekarte verschwunden ist“, sagt der deutsche Hotelier Horst Frehse aus Kapstadt. Bis 1993 sei diese Provinz ein fester Bestandteil im Rundreiseprogramm von Südafrika-Reisenden gewesen. Doch bei den Vorwahlen zur ersten demokratischen Regierung habe es hier einen kleinen Bürgerkrieg gegeben, so dass die Reisebüros um die Provinz einen Bogen machten. „Seitdem ist KwaZulu-Natal weg von dem Platz, an den es eigentlich gehört“, sagt Frehse und schwärmt von der Vielfältigkeit dieser Region.

Auf Safaritour erlebt man die Tiere in einer weiten Landschaft

Außer Traumstränden gebe es im Landesinnern die Drakensberge, Savannen, Seen und Wetlands, man könne die Kultur der Zulu kennenlernen und in Naturreservaten die Big Five der afrikanischen Tierwelt aufspüren. Mitten im Zululand, 280 Kilometer nördlich von Durban, liegt der älteste Wildpark Afrikas: das Hluhluwe-iMfolozi Game Reserve. „Ursprünglich war das Gebiet zwischen dem Weißen und dem Schwarzen Mfolozi-Fluss das traditionelle Jagdgebiet der Zulu-Könige“, sagt Naturführer Mandla Mtimbu, ein Zulu mit langen Rastazöpfen. Als der Park 1895 gegründet wurde, ging es vor allem um den Schutz der Breitmaulnashörner, die damals fast ausgestorben waren. Heute ist ihre Zahl in dem 960 Quadratkilometer großen Nationalpark auf geschätzte 2000 gewachsen, dazu kommen etwa 200 schwarze Spitzmaulnashörner. Damit besitzt dieses Wildreservat die größte Rhino-Population der Welt. Auf Safaritour erlebt man die Tiere in einer weiten, hügeligen Landschaft, durchzogen von Wasserläufen und bewaldeten Bergrücken.

Mal sind es ganze Herden von Nashörnern, friedlich grasend mit Büffeln, Zebras und Nyala-Antilopen, mal eine umherziehende Nashorn-Familie. 5500 Büffel, 700 Elefanten, 250 Löwen, 80 Leoparden und Tausende Antilopen gibt es im Park. Spätnachmittags im offenen Geländewagen hält der Fahrer plötzlich. Eine Elefantenherde bricht ganz nahe aus dem dichten Buschwerk, in ihrer Mitte etliche Junge. Direkt vor dem Auto überqueren sie den Pfad. Langsam rollt das Fahrzeug weiter, das schrille Konzert der Zikaden bohrt sich ins Gehör, während es rasch dämmert. Über dunklen Büschen ragt der lange Hals einer Giraffe auf, und im Unterholz zeichnen sich die massigen Rücken von Nashörnern ab. Frühmorgens um kurz vor fünf auf der Terrasse des Hilltop Camp schaut man sprachlos einem fantastischen Sonnenaufgang über den Bergen zu. Heißer Kaffee steht bereit, während sich der Himmel in Breitwand-Cinemascope glutrot einfärbt.

„Viele Leute, die heute hier arbeiten, haben hier früher gelebt“

Als es heller wird, geht es wieder auf Pirschfahrt, diesmal auf der Suche nach drei Löwen, die am Vortag gesichtet wurden. Ihre Spur führt in ein dicht bewachsenes Feld, wo die Löwen kaum sichtbar hinter einem Busch schlafen. „Viele Leute, die heute im Park als Fahrer, Führer oder Personal arbeiten, haben hier früher gelebt“, sagt Mandla. „Sie mussten das Land verlassen, als das ursprüngliche Reservat weiter ausgedehnt wurde.“ In den neuen Siedlungen seien von der Mandela-Regierung als Entschädigung Straßen, Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser gebaut worden.

Nicht anders erging es den schwarzen Bewohnern des iSimangaliso Wetland Park, die in den 50er Jahren, in der Zeit der Apartheid, von ihrem Land an der Ostküste vertrieben wurden. Auf 14 000 Hektar ließen die damaligen Herren riesige Kieferplantagen für die Holzproduktion anlegen. Später mussten 14 Millionen Bäume gefällt werden, damit sich das Land wieder erholen konnte. Im Dezember 1999, fünf Jahre nach dem Ende der Apartheid, wurde der iSimangaliso Wetland Park (iSimangaliso bedeutet „Wunder“) wegen seiner ökologischen Einzigartigkeit als erstes Schutzgebiet Südafrikas zum Unesco-Weltnaturerbe erklärt. „Unser Land konnten wir nach der Revolution nicht zurückbekommen“, sagt Tourguide Theo aus dem Volk der Zulu, während er seine weißen Gäste durch den Nationalpark chauffiert. „Aber wir erhielten neue Häuser, 500 insgesamt in den umliegenden Dörfern, und soziale Einrichtungen.“

Es gebe für 70 ehemalige Bewohner Arbeit im Park, auch als Tourguides. „Einer von ihnen bin ich“, freut sich Theo. Tage bräuchte man, um das 332 000 Hektar große Naturparadies aus Küstenwäldern, Mangroven und Korallenbänken, aus Stränden, Seen und verzweigten Flussmündungen per Geländewagen, Kajak oder mit Wanderstiefeln zu erkunden. Es reicht vom Lake St. Lucia bis an die Grenze Mosambiks. 526 Vogelarten gibt es hier, darunter Pelikane und Störche. An den Stränden legen Schildkröten ihre Eier ab, Wale und Delfine tummeln sich vor der Küste, und bei einer Bootsfahrt auf dem St.-Lucia-See, der in Wirklichkeit Afrikas größter Meeresarm ist und wie ein Fluss aussieht, kann man träge im Wasser liegende Flusspferde und Krokodile beobachten.

So wird das Wetter für die Weltreise

Infos zu Südafrika

Anreise
Mit South African Airways ( www.flysaa.com ) täglich von München nonstop nach Johannesburg und weiter nach Durban, hin und zurück ab 833 Euro. Ein Touristenvisum erhält man bei der Einreise mit einem Reisepass, der noch mindestens sechs Monate gültig ist.

Unterkunft
Durban Umhlanga: The Oyster Box Hotel (fünf Sterne plus), 2 Lighthouse Road Umhlanga Rocks 4317, direkt am Indischen Ozean, ÜF im DZ ab 141 Euro pro Person, www.oysterboxhotel.co.za .

Hluhluwe-iMfolozi Game Reserve: Hilltop Camp (drei Sterne plus), schönstes Camp im Park mit tollem Blick, Übernachtung ohne Verpflegung ab 56 Euro, www.hluhluwegamereserve.com .

iSimangaliso Wetland Park: Viele Übernachtungsmöglichkeiten in St. Lucia, zum Beispiel Amazulu Lodge Hotel (vier Sterne), 107 McKenzie Street, ab 42 Euro, www.amazululodge.com .

Alle Hotels sind buchbar über den Reiseveranstalter Thomas Cook ( www.thomascook.de ), der für Südafrika neun Rundreisen im Programm hat. Darunter eine 18-tägige Busrundreise „Südafrika Intensiv“ ab Johannesburg/bis Kapstadt (pro Person ab 1229 Euro). Eine 14-tägige Rundreise mit KwaZulu Natal in der De-luxe-Variante kostet ab 1261 Euro pro Person.

Essen und Trinken
Um Durban ist die indische Küche stark vertreten. Beliebt sind unterschiedlich scharf gewürzte Curry-Gerichte mit Fleisch, Fisch, Meeresfrüchten oder Gemüse. Südafrikaner lieben das „braaivleis“, das Grillen aller Fleischarten bis hin zu Wild wie Springbock, Oryx oder Kudu, und auch in Hotels oder Wildcamps wird gern gegrillt.

Was Sie tun und lassen sollten
Auf jeden Fall sollten Sie in Durban durch das indische Viertel und den angrenzenden Victoria Street Market schlendern.

Auf keinen Fall sollten Sie am Ufer des St.-Lucia-Sees spazieren gehen, weil eine Begegnung mit umherstreifenden Flusspferden tödlich sein kann.

Allgemeine Informationen
South African Tourism, www.southafrica.net .