Der Weg zu einem Kitaplatz ist in Stuttgart oft gar nicht so einfach. Foto: dpa

Bei der Suche nach einem Kitaplatz in Stuttgart wählen sich viele Eltern die Finger wund oder laufen sich die Hacken ab. Obwohl es seit einem Jahr eine zentrale Anmeldeplattform im Internet gibt. Aber die löst nicht alle Probleme.

Stuttgart - Noch immer fehlen in Stuttgart knapp 3000 Kitaplätze, trotz des Ausbaus. Entsprechend groß ist der Andrang auf die vorhandenen Plätze. Groß ist auch die Unsicherheit vieler Eltern, wie sie an einen Platz kommen. Das zeigt die hohe Belastung der Abteilung Kita-Platzmanagement im Jugendamt.

Wie das Platzmanagement arbeitet

Seit zwei Jahren bietet das städtische Kita-Platzmanagement Eltern einen zentralen Beratungsservice für die städtischen Kitas, seit knapp einem Jahr werden von dort aus die städtischen Plätze auch zentral vergeben. Das soll auch Kitas entlasten. Doch die fünf Mitarbeiterinnen seien dem Ansturm kaum gewachsen, „die Familien haben unendlich viele Fragen“, so Katrin Schulze, die das Platzmanagement leitet, im Jugendhilfeausschuss. „Bei der Telefonhotline können wir 30 bis 40 Anfragen pro Tag annehmen – wir merken: das ist zu wenig.“ Viele versuchten es dann per Mail. Aber, so Schulze im Blick auf 30 Beratungen und 50 E-Mails pro Tag: „Wir stoßen mit dieser Personalbemessung an unsere Grenzen.“

Wie Eltern ihr Kind anmelden

Für das Kindergartenjahr ab September 2019 sollten Eltern ihr Kind bis 15. Februar anmelden. Dafür gibt es zwei Wege. Entweder online über die zentrale Plattform https://www.stuttgart.de/kits. Hier können bis zu drei städtische und sieben freie Kitas angegeben werden. Oder persönlich: entweder über die Hotline 2 16-5 54 45 oder direkt beim städtischen Platzmanagement im Jugendamt, Wilhelmsplatz 2a, Zimmer 20-25 – aber nur montags bis freitags 9 bis 12, donnerstags 14 bis 17 Uhr.

Wie die Plätze vergeben werden

Bis zum 1. April erhalten die Familien eine Zu- oder Absage. Beim städtischen Träger erfolgt das seit einem Jahr zentral, bei den freien Trägern läuft das über die Kitas. Bis 1. Mai müssen Eltern rückmelden, ob sie den Platz annehmen. Viele Familien erhalten auch über das Nachrückverfahren später noch einen Platz. Im Prinzip können Eltern ihr Kind jederzeit anmelden. Auch unterjährig werden Plätze vergeben.

Welche Kriterien dafür wichtig sind

Die Stadt vergibt die Kitaplätze nach einem Punktesystem. Bei den Ganztagskitas wird etwa berücksichtigt, ob die Antragsteller alleinerziehend, berufstätig, in Ausbildung sind, ob Geschwisterkinder in einer Einrichtung sind, sowie die Nähe zum Wohnort und ob das Kind behindert ist.

Was der Rechtsanspruch bedeutet

Für ein- und zweijährige Kinder können die Eltern den Rechtsanspruch geltend machen. Dieses Verfahren läuft zunächst getrennt von der Anmeldung und unterliegt Fristen. Im Ausschuss stellte Jugendamtschefin Susanne Heynen klar: „Der Rechtsanspruch kann in Stuttgart nicht erfüllt werden, deshalb gibt es in Stuttgart Kriterien.“ Ihr Vize Heinrich Korn ergänzte: „Es ist nicht so, dass man sich reinklagen kann – das wollen wir nicht.“

Hier geht es zu unserem großen Kitakompass.

Wie viele Kitaplätze es gibt

Stuttgart bietet 8300 Krippenplätze für unter dreijährige Kinder, davon 2424 beim städtischen Träger. Für drei- bis sechsjährige Kinder stehen insgesamt 18 645 Plätze bereit, davon 6960 in städtischer Regie.

Wie es mit dem Ausbau weitergeht

Die Umsetzung der geplanten weiteren Ausbaumaßnahmen schlägt gemäß Haushaltsbeschlüssen mit 2,07 Millionen Euro an Investitionskosten und 3,94 Millionen an jährlichen Betriebskosten zu Buche. Aber es fehlen nach wie vor Fachkräfte. Deshalb können Hunderte Plätze nicht belegt werden. Ein vollständiger Ausbau wird noch Jahre dauern.

Was Fraktionen und Träger meinen

Angesichts der personellen Engpässe beim Kita-Platzmanagement kündigten Iris Ripsam (CDU) und Judith Vowinkel (SPD) Nachbesserungen im kommenden Haushalt an. Einig waren sich alle Fraktionen, dass mit der zentralen Anmeldung und der zentralen Vergabe der städtischen Plätze zwar ein guter Anfang gemacht sei. Aber rund laufen werde es erst, wenn auch die freien Träger komplett in das System einbezogen seien. Allerdings haben diese ihre eigenen Aufnahmekriterien, wie Jörg Schulze-Gronemeyer vom evangelischen Träger deutlich machte.

Was die Eltern sagen

Bertram Wohlfahrt von der Konferenz der Gesamtelternbeiräte begrüßte das zentrale Anmeldeverfahren, forderte aber, das Kriterium der Berufstätigkeit bei der Platzvergabe zu streichen. „Kinder haben einen Rechtsanspruch auf Betreuung unabhängig von der Berufstätigkeit der Eltern.“