Der Blick beim Richtfest richtet sich auf die Dächer der Container. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Sanierung der Wagenhallen beginnt im Januar. Einige Mieter haben nur wenige Meter weiter eine Zwischenlösung gefunden und ziehen in Container um.

Stuttgart - Die Sanierung der Wagenhallen beginnt im Januar und dauert ein Jahr. Einige Mieter haben nur ein paar Meter weiter aber eine Zwischenlösung gefunden und ziehen in Container um. Den Startschuss für dieses Provisorium feierten die Kreativen am Samstag mit einem Richtfest.

Das neue Domizil der Kunstschaffenden ist fertig – zumindest die Rohfassung. Die neu entstandene Containersiedlung „Container City“ bietet den Mietern der Wagenhallen die Möglichkeit, ihre Arbeit fortzusetzen, während die Halle saniert wird. Das noch unfertige Arrangement wird in den kommenden Monaten Gestalt annehmen. Vorerst sind die Beteiligten froh, dass das Ausweichquartier überhaupt steht.

Festrede auf dem Dach der Container

Am Samstag feierte der Kunstverein nun das Richtfest. Bei Butterbrezeln, Häppchen, Sekt, Bier und Espresso aus einer alten, knarzigen italienischen Maschine läutete man das neue Refugium ein. Dazu gab es standesgemäß eine Richtfestrede. Der offensichtlich schwindelfreie Andreas Knauf vom Kunstverein hielt sie auf dem Dach zweier aufeinander gestapelter Container. Auf einer leidlich befestigten Leiter kletterte er hinauf und wünschte, neben dem spärlich belaubten Richtbaum stehend, der Containerstadt „Glück und Segen“. Dann warf er unter dem Jubel der Anwesenden sein Sektglas auf den gegenüber stehenden Container.

Für Robin Bischoff, den Vorsitzenden des Kunstvereins, ist der Umzug in die Containerstadt ein wichtiger Schritt. „Vor vier Wochen war hier noch gar nichts, jetzt stehen alle Container an Ort und Stelle“, sagte Bischoff. Er dankte den Firmen, die dem Projekt unter die Arme greifen, und der Stadt, welche die Container bald mit Strom- und Wasseranschlüssen versorgt. Die unfertige Container-City soll die kommenden Monate ausgebaut und weiterentwickelt werden.

Die Hälfte der Künstler sind umgezogen

Impulse dafür erhoffen sich die Verantwortlichen vom Workshop „Baumschule“, der vom 6. bis 13. August stattfindet. Aurel von Schröder ist beim „Selbstbauworkshop für Baubegeisterte und Kommunikationsdesigner“ dabei. Der Zimmermann wird sich um die Dachkonstruktionen zwischen den Containern kümmern. „Es gibt auch Vorträge zum Thema Stadtplanung“, sagte er. „Man bekommt ein gutes Programm von erfahrenen, kreativen Menschen.“

Etwa die Hälfte der Künstler der Wagenhallen sind in die Container umgezogen. Das Theaterkollektiv O-Team etwa. „Wir haben unser Büro und Lager hier“, sagte Mitarbeiter Samuel Hof. Figurenspielerin Antje Töpfer produziert ihre Stücke künftig in einem der Stahlbehälter. „Ob man umzieht, hängt natürlich auch davon ab, was man macht“, sagte der Vorstand des Kunstvereins, Pablo Wendel. Bei Malern oder Bildhauern liege der Umzug nahe. Wer auf viel Technik angewiesen sei, der scheue die Container eher. „Viele sind auch noch auf der Suche nach einer neuen Unterkunft“, so Wendel.

Mindestens ein Jahr dauert die Sanierung der Halle: Elektrik, Dach und Oberlichter werden erneuert. Die Innenarchitektur des sanierten Gebäudes entwirft das Stuttgarter Atelier Brückner. „Nach der Sanierung nutzen die Künstler die Halle auch als Atelier“, so Wendel. Vorher diente sie – zumindest auf dem Papier – nur als Lager. Neben der Sanierung sei ein kleiner Neubau vorgesehen. Die offizielle Einweihung der Container-City findet am 8. Oktober statt.