Die Leiterin der Ludwigsburger StZ-Redaktion, Hilke Lorenz, und der erfolgreiche Filmproduzent Nico Hofmann im Kulturkeller Die Luke in der Maxstraße Foto: factum/Granville

Wie findet ein Produzent seine Stoffe? In der neuen Gesprächsreihe StZ im Gespräch hat der Ufa-Chef Nico Hofmann im Interview mit der Büroleiterin Hilke Lorenz Einblick in seine Arbeitsweise gegeben.

Ludwigsburg - Nico Hofmann – dieser Name ist ungezählten Fernsehzuschauern geläufig. Hofmann hat mehrere Hundert Filme und TV-Serien produziert, unter anderen „Deutschland 83“, „Der Medicus“ und „Die Flucht“. Im Abspann taucht stets sein Name auf. Hofmann ist Vorsitzender der Geschäftsführung der UFA Fiction. Sein Name flimmert alle paar Tage über die Bildschirme in den Wohnstuben der Republik. Doch wer ist dieser erfolgreiche Filmproduzent? Das Gesicht, das zum Namen gehört, kennen nur die wenigsten. Und was ein Filmproduzent macht, kann kaum ein Zuschauer sagen.

 

Mittwochabend, Ludwigsburg, Maxstraße: Vor dem Eingang des Kulturkellers Die Luke hält ein Taxi. Nico Hofmann steigt aus und redet noch ein bisschen mit dem Fahrer, seinem Fahrer. Dieser Herr chauffiert Hofmann seit gut zwei Jahrzehnten durch Ludwigsburg. Der Mann vom Film ist oft in der Stadt. Man könnte ihn einen Teilzeit-Ludwigsburger nennen, Hofmann arbeitet seit 1995 als Dozent an der Filmakademie. Nach dem Plausch mit seinem persönlichen Taxifahrer betritt der gelernte Tageszeitungsjournalist das Souterrain, in dem Leser der Stuttgarter Zeitung von dem 1959 geborenen Hofmann erfahren werden, wie dieser wurde, wer er ist.

Ludwigsburg hat sich massiv zum Guten verändert

Mit Hilke Lorenz, der Leiterin der Ludwigsburger Redaktion, plaudert Nico Hofmann während des Auftakts der neuen Reihe „StZ im Gespräch“ aus dem Nähkästchen. Er sagt, dass ihm die Barockstadt immer besser gefalle, dass sie sich massiv zum Guten verändert habe, jünger wirke und viel attraktiver sei als während seiner ersten Visite vor mehr als 20 Jahren – was auch an den vielen Studenten liege.

Ob er sich als „Chronist der deutschen Geschichte“ sehe? Diese Frage beantwortet Hofmann mit einem knappen „Ja“. Schon 1985 in seiner Abschlussarbeit, hat er sich mit der Historie beschäftigt. Der preisgekrönte Film trägt den Titel „Der Krieg meines Vaters“. Seine Jahre als Student an der Hochschule für Fernsehen und Film in München seien „extrem politisch gewesen“. Auch wenn er sich oft mit der jüngsten deutschen Historie befasse, etwa in „Der Turm“ mit einer außergewöhnlichen Familiengeschichte in der DDR, die NS-Zeit sei „nie durch“.

Erst vor knapp drei Jahren habe sein Zweiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ auch international kontroverse Debatten ausgelöst. Hofmann sagt auf dem StZ-Podium: „Fernsehen hat emotionale Wucht“ und bekräftigt auf Nachfrage, dass es aus seiner Sicht keinesfalls erstrebenswert sei, mehr fürs Kino zu arbeiten. Nur ganz wenige deutsche Kinofilme erreichten mehr als eine Million Zuschauer.

Ein Produzent braucht eine Haltung

Sein kürzlich gezeigter Fernsehfilm „Die Akte General“ über den Staatsanwalt Fritz Bauer, der in den 1960er-Jahren Nazis überführen wollte, sei inklusive Wiederholung und Mediathek von fünf Millionen Menschen gesehen worden. „Das befriedigt mich.“ Er „predige“ seinen Studenten, bei der Berufswahl die Vorteile des Fernsehfilms zu beachten.

Hofmann erzählt, dass er beim Reisen ständig neue Ideen für Filme gewinne. Er sagt, ein Spielfilm müsse im Vergleich zu einer Dokumentation unbedingt einen Mehrwert haben. Und er bekräftigt: ein Produzent brauche eine Haltung. Er habe kürzlich einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin mit unterzeichnet, indem es heißt: „Europa, dieses neue Deutschland und die Flüchtlinge brauchen Sie“. Er möge die Bundeskanzlerin „mehr denn je“. Hilke Lorenz will wissen, ob die Zuschauer wohl einen Film zum Thema zu sehen bekommen. Gut möglich, sagt der Herr Produzent, aber erst „mit einem gewissen zeitlichen Abstand“.

Am 11. Mai kommt Andreas Bär Läsker

Veranstaltung
Der Besuch von Nico Hofmann im Ludwigsburger Kulturkeller Die Luke stellt den Auftakt zu einer neuen Gesprächsreihe der Stuttgarter Zeitung dar. In lockerer Folge und in entspannter Gesprächsatmosphäre laden wir dazu Gäste aus unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen ein, die in Beziehung zu Ludwigsburg stehen. Bei den Gesprächen geht es um die Dinge vor der Haustür und die großen Zusammenhänge. Immer aber soll der Gast, den man nur als Person des öffentlichen Lebens kennt, im Mittelpunkt stehen. Nächster Gast bei „StZ im Gespräch“ wird am 11. Mai der Musiker und passionierte Veganer Andreas Läsker von den Fantastischen 4 sein.

Ort
Der Ludwigsburger Kulturkeller Die Luke liegt in der Maxstraße 1 in der Weststadt. Er wird von dem gleichnamigen Verein in Regie von Eliane und Andreas Prangenberg betrieben. Von Donnerstag bis Sonntag finden dort Musik- und Theaterveranstaltungen statt. Für ihre Arbeit mit Flüchtlingen hat der Verein den Sonderpreis der Bürgerstiftung bekommen.