Serena Williams bei den French Open. Foto: AFP/MARTIN BUREAU

Tennisspielerin Serena Williams hat zwar Verletzungspech, doch bei den diesjährigen French Open hat die härteste Aufschlägerin der Tour wieder gezeigt, wie wichtig ihr die Mode ist.

Stuttgart - Denkt man an Tennis, ist man schnell bei den Briten und ein paar passende Klischees. Diese Monarchisten, unkt man, fahren andauernd mit moosgrünen Geländewagen durch die Gegend, trinken täglich hektoliterweise Schwarztee und haben immer Angst vor Elfmetern. Zudem sind die Engländer die Hüter einer wichtigen Gepflogenheit im Sport, die leider nur noch selten respektiert wird: Das Tragen blütenweißer Tenniskleidung. Einzig beim alljährlichen Turnier auf dem heiligen Rasen von Wimbledon kann man noch sehen, was Stil und Anstand hat. Selbst Serena Williams, die extravagante Gangsta-Rapperin des Tenniszirkus, muss regelmäßig ihre Wunschgarderobe der Tradition anpassen – und als weißes Unschuldslämmchen übers englische Gras hoppeln.

Spielen und auffallen

Doch man tut der härtesten Aufschlägerin des Damentennis Unrecht, wenn man ihre Neigung zu neonfarbenen Schweißbändern und hautengen Bodys als modische Barbarei abtut, die irgendwann Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre mit dem Stilbruch des koboldhaften Tennispunks André Agassi ihren Anfang nahm. In den 20er Jahren war es nämlich die legendäre französische Spielerin Suzanne Lenglen, die nicht nur mehrfach die Meisterschaften in Wimbledon gewann, sondern vor allem für ihr skandalöses Auftreten auf dem Tennisplatz bekannt war. Ihre Markenzeichen waren: nackte Arme, Stirntücher, dekolletierte Kleider und Wollstrümpfe, die an Strapsen hingen. Irre für die damalige Zeit. Wenn also in diesen kühlen, pandemischen Ausnahmezeiten in Paris großes Tennis gespielt wird und manche über den Taucheranzug von Serena Williams lästern . . . einfach nicht hinhören. Französische Tradition ist, wenn man nicht nur spielt, um zu gewinnen. Sondern auch, um aufzufallen.