Foto: Wilhelma

In der ersten Woche seines Lebens ist Gorillajunge Tano von Prag nach Stuttgart gereist - hier die Fotos.

Stuttgart - Die Aufzuchtstation der Wilhelma hat einen neuen Schützling aufgenommen: Der erst vor einer Woche, am 8. November, im Prager Zoo geborene Gorillajunge Tano (Suaheli für "der Fünfte") hat nun in Stuttgart seine neue Heimat gefunden.

Weil seine unerfahrene Mutter Bikira sich um ihren Erstgeborenen nicht richtig kümmerte, brachte ihn der Prager Zoo in Abstimmung mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) in die Wilhelma, wo sich die offizielle Aufzuchtstation für Gorillas befindet. Zumindest der Herkunft nach ist Stuttgart für den kleinen Tano dabei keine absolute Fremde: Denn er ist ein Urenkel der früheren Stuttgarter Gorillas Dina und Banjo – und seine Mutter Bikira wurde 1995 bis 1998 ebenfalls in Stuttgart von Hand aufgezogen. Seine erste Nacht hat Tano im Schwabenland bereits gut überstanden - trinkend und schlafend.

Zunächst in Quarantäne

Tano ist nun in der Wilhelma zunächst in Quarantäne hinter den Kulissen, für die Besucher also nicht zu sehen. Dafür wird er seine zwei Ersatzmütter Margot Federer und Bea Jarczewski in der nächsten Zeit gut auf Trab halten: Diese betreuen ihn in Wechselschicht rund um die Uhr, geben ihm alle zwei bis drei Stunden das Fläschchen. 2500 Gramm wog der Kleine bei der Ankunft, ein normales Gewicht für sein zartes Alter. Da er überdies einen altersgemäßen Appetit besitzt und von der Pflegerin schon kurz nach der Ankunft problemlos das Fläschchen annahm, sind alle zuversichtlich, dass er schnell wächst und gedeiht.

Doch ein Gorilla braucht nicht nur Muttermilch, sondern vor allem anfangs auch die Körperwärme seiner Mutter. Da Bikira ihren Sohn jedoch nach der Geburt liegen ließ, drohte Tano zu unterkühlen und wurde vorsichtshalber in den Brutkasten gelegt. Versuche, Tano danach der Mutter zurückzugeben, scheiterten. Es blieb nur noch der Weg in die Handaufzucht, wollte man nicht den Tod des Kleinen riskieren. In der Aufzuchtstation erhält er von den erfahrenen Pflegerinnen nun neben Milch auch so viel Körperkontakt wie möglich, zwischendurch sorgt eine Wärmflasche für mollige Temperaturen, ein Klammertuch dient als Ersatz fürs Mutterfell und ein „Herzsimulator“ ahmt Mamas Herzschlag beruhigend nach.

Stellung in der Gruppe war nicht gefestigt

Warum Bikira sich nicht selbst um ihr Kind kümmerte, kann mehrere Gründe haben: Zum einen hat sie in ihrer vorigen Heimat Belfast offenbar von anderen Gorillamüttern bislang nichts übers Mutterdasein lernen können – ein Anschauungsunterricht, der für junge Gorillafrauen wichtig ist. Zum anderen kam sie erst im Dezember 2010 nach Prag und ihre Stellung in der Gruppe war noch nicht gefestigt. Als sich nach der Geburt andere Gruppenmitglieder neugierig näherten, war sie daher wohl nicht selbstbewusst genug, um sich ungerührt weiter ihrem Kind zu widmen, sondern ließ es liegen.

Einer der großen Vorteile der europaweiten Aufzuchtstation für Menschenaffenkinder in der Wilhelma ist, dass die Kleinen von Anfang an mit Artgenossen zusammen sein können – was in der neuen Menschenaffenanlage auch im Hinblick auf die erwachsenen Tiere noch besser umgesetzt werden kann. Noch ist es aber nicht soweit: Sofern Tano daher weiterhin der einzige Schützling im Aufzuchthaus bleibt, was nie vorhersehbar ist, wird er jedoch baldmöglichst ins alte Menschenaffenhaus und in die Nähe von Claudia und der Gorillafamilie umziehen.

Wann und wie oft die Besucher ihn also in Zukunft sehen können, ist noch offen. Die Wilhelma wird die Besucher dazu per Internet und Aushänge jedoch weiter auf dem Laufenden halten.

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