Winterliche Impressionen, wie hier 2004 in Möhringen, sind in Stuttgart eher selten. Foto: Horst Rudel

Stuttgart erlebt wohl zum neunten Mal nacheinander grüne Weihnachten. Nach Heiligabend aber hat der Winter eine kleine Chance.

Stuttgart - Freunde stimmungsvoller Weihnachten mit verschneiter Landschaft müssen jetzt tapfer sein. Für Stuttgart sind weiße Weihnachten so unwahrscheinlich wie ein nennenswerter Gewinn im Lotto. Schuld daran ist eine für die Jahreszeit allerdings ziemlich typische Großwetterlage mit Westwinden. Zurzeit sind das sogar Südwestwinde, die direkt aus dem noch milden Nordafrika und Spanien zu uns strömen. Ungewöhnlich ist allerdings die Zähigkeit dieser für die Jahreszeit viel zu warmen Westlagen, für die Experten auch den Klimawandel verantwortlich machen. Kurzum: Die aktuelle Großwetterlage lässt Schneekulissen im Land nur in Hochlagen über 1200 Meter zu. Im Hochschwarzwald könnten an Heiligabend aber tatsächlich die Flocken fliegen.

Mit dem Christkind kommt der Wind

Andreas Pfaffenzeller, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD), sieht die Weihnachtstage in Stuttgart wettertechnisch so: „An Heiligabend soll es nach den aktuellen Modellen stark bewölkt, windig und regnerisch werden, das Ganze bei Temperaturen zwischen vier und sieben Grad.“ Kurzum: richtiges Schmuddelwetter. Die beiden Weihnachtsfeiertage werden ein bisschen kühler, und am 26. Dezember könnte auch ein wenig die Sonne scheinen.

Nur zur Erinnerung: das verschneite Stuttgart aus der Radlerperspektive

Eine Vorhersage knapp eine Woche zuvor ist noch mit großen Unsicherheiten behaftet, aber es gib derzeit kein Wettermodell, das in unseren Breiten Winterwetter für Weihnachten sieht. Am ersten Weihnachtsfeiertag soll aber die Windströmung kurzzeitig auf Nordwest drehen, das würde für ein paar Stunden kältere Luft bedeuten. Nicht wirklich Winter, „aber auf Stuttgarts Höhenlagen könnte es in der Nacht zum 25. vielleicht sogar zu Schneeschauern reichen“, sagt Andreas Pfaffenzeller. Aber der Schnee dürfte auf dem warmen Boden nicht liegen bleiben – wenn er denn überhaupt fällt. Danach könnte es Richtung Silvester zumindest kurzzeitig ein wenig kälter werden.

In wenigen Stunden 20 Zentimeter Schnee

Wie gesagt, wirklich ungewöhnlich ist das aktuelle Wetter nicht, aber neun Jahre nacheinander keine weißen Weihnachten hat es in Stuttgart seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 68 Jahren auch noch nicht gegeben. Insgesamt lag seit 1951 nur 17-mal eine messbare Schneedecke an den Weihnachtstagen in der Stadt. Und dabei gab es Häufungen. Zwischen 1960 und 1970 wurden sieben weiße Weihnachten in Stuttgart registriert, 1961 bis 1964 sogar viermal nacheinander. Davon sind wir aktuell weit entfernt. Seit dem Jahr 2000 war es nur dreimal weiß an Weihnachten in Stuttgart, das letzte mal 2010. Der damalige Wintereinbruch pünktlich zu Heiligabend bescherte Stuttgart in wenigen Stunden 20 Zentimeter Schnee und damit den höchsten Wert, der jemals der DWD-Station am Schnarrenberger gemessen wurde – Winter pur und mit Macht.

Es werde Licht

Danach sieht es im Moment nun wirklich nicht aus, dafür gibt es bald ein wenig mehr Licht. Am 22. Dezember exakt um 5.19 Uhr ist Wintersonnenwende, die zugleich den kürzesten Tag und den tiefsten Sonnenstand des Jahres markiert. Von da an nimmt die Lichtzeit zu, bis Silvester gewinnt der Tag schon wieder sieben Minuten – allerdings nur am Nachmittag. Der Sonnenaufgang wird am Jahresende sogar noch einmal zwei Minuten später sein als bei der Sonnwende. Vereinfacht gesagt liegt das daran, dass sich die Bahn der Sonne am Firmament nicht nur nach oben, sondern auch nach Osten verlagert. Das bedeutet, dass die Tageslänge bis Ende Januar am Nachmittag um 50 Minuten zunimmt, am Morgen aber nur um 20 Minuten.

Alle Hoffnung liegt auf dem Januar

Ob man dann die längeren Tage bei einem Schneespaziergang genießen kann, ist heute nicht mal im Ansatz vorhersehbar. Nur so viel: Ende Januar liegt deutlich häufiger Schnee als an Weihnachten. Statistisch betrachtet.