Nach Angaben des Landesgesundheitsamtes stammt jede vierte registrierte Infektion der vergangenen rund zwei Monate aus dem Ausland und von Urlaubern. Foto: 7aktuell.de/Tim Schips

Mehrere Millionen Deutsche haben schon vor Corona Urlaub in Kroatien gemacht, sie fuhren zum Segeln oder Sonnenbaden dorthin. Aber die Zahl infizierter Reiserückkehrer nach Baden-Württemberg steigt. Ein Fall aus Langenau ist besonders riskant. Das erhöht den Druck.

Stuttgart - Die steigende Zahl der mit Corona infizierten Reiserückkehrer aus Kroatien erhöht den Druck auf Bund und Land, mit Pflichttests oder Einschränkungen zu reagieren. Nach vermehrten Infektionen von Kroatien-Urlaubern in Baden-Württemberg fordert Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn Konsequenzen für Reiserückkehrer aus europäischen Ländern, für die es noch keine Reisewarnung gibt. „Gerade mit Hinblick auf das Reiseziel Kroatien muss etwas getan werden. Der Druck ist da“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag.

Kroatien sofort zum Risikogebiet erklären

Kuhn schlug vor, Kroatien sofort zum Risikogebiet zu erklären, so wie es Österreich bereits vor wenigen Tagen getan habe. „Eine andere Option ist, statt ganzer Länder einzelne Regionen zu Risikogebieten zu erklären“, sagte das Stadtoberhaupt. Möglich sei auch eine Testpflicht für Reiserückkehrer, die aus Ländern oder Regionen mit einer hohen Infektionsgefahr zurückkehrten.

Laut Landesgesundheitsamt stammt jede vierte registrierte Infektion der vergangenen rund zwei Monate aus dem Ausland und von Urlaubern. Seitdem die Reisewarnungen für die EU-Länder und einige weitere europäischen Staaten Mitte Juni aufgehoben worden seien, seien insgesamt 895 entsprechende Covid-19-Fälle in Baden-Württemberg übermittelt worden (Stand 17.8.), teilte das LGA in Stuttgart auf Anfrage mit. Bei insgesamt fast 3400 Fällen seit Mitte Juni erreichte der Anteil 26 Prozent. Nur fast eine Woche zuvor (12.8.) lag die Zahl noch bei 620 Fällen, was einem Anteil von 21 Prozent entspricht.

Party-Hochburg Novalja

Die meisten Fälle (23 Prozent) gehen zwar auf den Kosovo als Infektionsland zurück. Weitere etwa 15 Prozent stammen allerdings aus Kroatien, wo die Zahl der erkrankten Urlauber innerhalb einer Woche deutlich gestiegen ist. Für Schlagzeilen hatten zuletzt unter anderem junge Menschen in Stuttgart und Göppingen gesorgt, die aus dem als Party-Hochburg bekannten Ort Novalja auf der kroatischen Adria-Insel Pag zurückgekehrt waren und andere angesteckt haben sollen.

Urlauber aus Corona-Risikogebieten müssen sich bei der Rückkehr nach Deutschland auf das Virus testen lassen. Aktuell ist dies kostenlos möglich. In Baden-Württemberg können sich Reisende unter anderem auf dem Parkplatz Neuenburg-Ost (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) an der Autobahn A5 sowie am Stuttgarter Hauptbahnhof und an den Flughäfen in Stuttgart, Friedrichshafen und Karlsruhe/Baden-Baden testen lassen.

Test-Panne in Bayern

Für Aufsehen sorgen Fälle wie die jüngste Test-Panne in Bayern, die auch die Behörden in Langenau (Alb-Donau-Kreis) alarmiert: An der deutsch-österreichischen Grenze haben sich vier Männer aus Langenau auf der Heimreise aus dem Urlaub testen lassen - allerdings erhielten sie das Ergebnis der positiven Probe erst eine Woche später und waren zwischenzeitlich unter anderem arbeiten. Sie gehören nach Angaben des Gesundheitsamtes Alb-Donau-Kreis zu den rund 1000 Menschen, die wegen eines Fehlers bei der Datenverarbeitung in Bayern erst sehr spät von ihrer Infektion erfuhren. Die Langenauer Männer hätten seither verschiedenste Kontakte gehabt, die nun zurückverfolgt würden, sagte ein Sprecher des Amtes am Dienstag in Ulm.

Laut SWR war den Männern an der Teststation gesagt worden, es sei alles in Ordnung, wenn sie nach einigen Tagen nichts hörten. Einige seien wieder zur Arbeit gegangen, zitiert der Sender den Bürgermeister von Langenau, Daniel Salemi (parteilos). Nach Angaben des Gesundheitsamtes wurden die Männer ebenso wie eine zunächst nicht bekannte Zahl von Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt.