Stuttgarts Kunstmuseumsdirektorin Ulrike Groos vor einem Baumeister-Bild Foto: Kunstmuseum

„Willi Baumeister international“ hieß 2013 eine Ausstellung zum Werk des 1955 gestorbenen Stuttgarter Malers im Kunstmuseum Stuttgart. Jetzt ist Baumeister in Peking und in New York zu sehen – mit gutem Grund, wie Stuttgarts Kunstmuseumsdirektorin Ulrike Groos im Interview erzählt.

Frau Groos, Arbeiten von Willi Baumeister sind aktuell international zu sehen, große Ausstellungsprojekte sind in Vorbereitung. Sind das Signale für ein neues Interesse an Willi Baumeister? Und spürt man dieses Interesse auch im Kunstmuseum Stuttgart?
In der 2013/14 in Stuttgart, Duisburg und Berlin gezeigten, viel beachteten Ausstellung „Willi Baumeister International“ wurden erstmals die zahlreichen internationalen Kontakte Baumeisters umfassend dargestellt. Sein Netzwerk war vor allem auf Frankreich konzentriert. Le Corbusier lud ihn nach Paris ein, so begann eine der vielen lebenslangen Künstlerfreundschaften.
Freundschaften, die sich auch in Spanien und Italien entwickelten.
Richtig. Baumeisters Erfolg in Frankreich war in den 1930er Jahren ungebrochen. Selbst die Diffamierungen durch die Nationalsozialisten hatten auf Baumeisters Erfolg im Ausland zunächst keine Auswirkungen. Bis 1939 wurden seine Werke in Galerien und Museen in Italien, Frankreich, der Schweiz und England gezeigt.
Was brachte den Einschnitt?
1941 wurde er mit Mal- und Ausstellungsverbot belegt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aber konnte Willi Baumeister an seine frühen Erfolge anknüpfen und sich in die internationale Kunstwelt integrieren. Er war der bekannteste westdeutsche Künstler. Als im Zuge der deutsch-französischen Freundschaft Kunstwerke als Freundschaftsgeschenke gereicht wurden, wählte man als Repräsentanten für Deutschland Willi Baumeisters Gemälde „Jour Heureux“ aus. Dieses befindet sich heute im Centre Pompidou in Paris.
Konnte er auch selbst die internationalen Kontakte neu knüpfen?
1949 war er der erste deutsche Künstler, der nach dem Krieg in Frankreich eine Einzelausstellung bekam. Auch im außereuropäischen Ausland wurde Willi Baumeister vermehrt wahrgenommen. 1952 fand seine erste Einzelausstellung in den USA statt. Baumeisters internationale Wirkung weitete sich in den 1950er Jahren weiter aus. Er war nicht nur an Ausstellungen in Europa, sondern auch in den USA, Brasilien ujavascript:void(null)nd Japan beteiligt. Die Präsentationen Baumeisters jetzt bei der Armory-Show in New York und in Peking zeigen, dass das internationale Interesse an Baumeister wieder wächst.
Gibt es weitere Projekte?
2017 und 2018 werden in Gruppenausstellungen in der Fundació Joan Miró in Barcelona, im Busch-Reisinger-Museum der Harvard University in Cambridge und im Musée d’art moderne de la Ville de Paris Werke Baumeisters zu sehen sein. Wir spüren hier eine Zunahme der internationalen Leihanfragen.
Welche Rolle spielt hier aus Ihrer Sicht das in Ihrem Haus integrierte Archiv Baumeister?
Das Archiv Baumeister ist seit 2005 Teil des Kunstmuseums Stuttgart – der korrekte Name lautet tatsächlich „Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart“. Das Archiv ist eine Forschungsstätte für Wissenschaftler, Kuratoren, Studenten. Diese werden dort hervorragend betreut und mit allen Informationen zu ihren Forschungsgebieten versorgt. Damit ist der gesamte schriftliche Nachlass Baumeisters weiterhin in Stuttgart – dem Ort, an dem Willi Baumeister fast sein ganzes Leben verbrachte.
Und das bildnerische Werk?
Durch die Kooperation von Archiv und Sammlung befindet sich der weltgrößte Bestand mit rund 160 Gemälden, 1300 Zeichnungen und über 200 druckgrafischen Werken Willi Baumeisters im Kunstmuseum Stuttgart. Die Zusammenarbeit zwischen Museum und Archiv ist für beide Seiten eine inhaltliche, wissenschaftliche und künstlerische Bereicherung. Für Forscher und Kuratoren die ideale Anlaufstelle, um zügig an Informationen, Bildmaterial und gegebenenfalls auch Leihgaben für Ausstellungen zu gelangen.