Das Stuttgarter Rathaus am Marktplatz. Die Stadt zählt zu den „Big 5“ der Arbeitgeber in Stuttgart – doch steht sie auch an der Spitze? Foto: dpa

Fünf Arbeitgeber schaffen mehr als 100.000 Arbeitsplätze in Stuttgart. Doch wer ist der größte? Spoiler: Mercedes oder Porsche sind es nicht.

„Big 5“ – die großen Fünf - werden Elefant, Nashorn & Co. genannt, die auf Afrikas Safaris Touristen locken. Doch auch Stuttgart hat seine „Big 5“, wenn es um die größten Arbeitgeber in der Stadt geht. Sie alle bieten Jobs im fünfstelligen Bereich. Zusammen schaffen sie in der Stadt mehr als 100.000 Stellen. Doch wer sind die größten? Und wo gibt es die Jobs?

 

Dafür haben wir mehr als zwei Dutzend Unternehmen und Betriebe sowie alle Landesministerien angeschrieben und sie um die aktuellen Beschäftigtenzahlen ausschließlich für Stuttgart gebeten.

Porsche holt in den „Big 5“ mächtig auf

Kaum ein Unternehmen wird stärker mit Stuttgart assoziiert als Porsche. Der Automobilbauer findet sich auf einem hinteren Rang der Big 5 – hat aber die Zahl seiner in Stuttgart Beschäftigten in den vergangenen sechs Jahren massiv ausgebaut. Zählte die Porsche AG Ende 2018 noch 10.600 Beschäftigte an den Standorten Zuffenhausen und Weilimdorf, waren es Ende 2024 bereits knapp 15.000. In der Region Stuttgart beschäftigt Porsche derzeit 23.600 Mitarbeitende.

Die Stadt Stuttgart ist als Arbeitgeberin eine Macht. 16.900 Beschäftigte zählt sie derzeit. Dabei sind auch die rund 2800 Beschäftigten der vier Eigenbetriebe der Stadt inkludiert, die wirtschaftlich selbstständig agieren. Neben den bekannten Betrieben Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) und Stuttgarter Bäder sind das leben & wohnen und die Stadtentwässerung. Nicht eingerechnet ist das Klinikum Stuttgart (Katharinenhospital, Krankenhaus Bad Cannstatt, Olgahospital), das 9500 Beschäftigten Arbeit bietet. Das Klinikum wurde 2019 in eine gemeinnützige Kommunalanstalt des öffentlichen Rechts umgewandelt.

Die Stadt Stuttgart ist als Arbeitgeberin eine Macht

Die Stadt hat die Zahl ihrer Stellen in den vergangenen vier Jahren massiv ausgebaut: Insgesamt kamen 2100 Stellen hinzu, die in den vergangenen beiden Doppelhaushalten festgezurrt wurden. Man habe erfolgreich Personal gewinnen können, zeigt man sich vonseiten der Stadt zufrieden – auch weil es für die Beschäftigten ein kostenfreies Deutschland-Jobticket, eine Stuttgart-Zulage und Wohnungsangebote gebe. „Dennoch stehen trotz aller Erfolge derzeit noch rund 2150 Stellen zur Besetzung an.“

Bosch sticht bei den Beschäftigten Porsche aus

Auch der Technologie- und Industriekonzern Bosch ist und bleibt eine Größe und bringt noch mehr Menschen in Lohn und Brot als die Stadt. 18.000 Beschäftigte zählte das Unternehmen Ende 2024 in Stuttgart, die allermeisten von ihnen arbeiten in Feuerbach. In der Region beschäftigt Bosch 37.300 Menschen. Die Beschäftigtenzahlen liegen damit auf dem Niveau von vor sechs Jahren.

Die Landesverwaltung ist mit Abstand die größte Arbeitgeberin

Der weitaus größte Arbeitgeber in Stuttgart ist aber das Land. Was daran liegt, dass Stuttgart Landeshauptstadt ist und typische Landesaufgaben steuert wie Hochschulen und Bildung, Polizei, Kultur, Justiz und Gesundheitswesen. Zentral für die Steuerung ist die Landesregierung mit dem Staatsministerium und den elf Ministerien. Insgesamt beschäftigte das Land in Stuttgart – im Amtsdeutsch Dienstort genannt – Ende 2024 sage und schreibe mehr als 39.000 Menschen. Doch wie kommt es zu der hohen Zahl?

Die Zahl der Beschäftigten im Staatsministerium und den elf Ministerien selbst ist vergleichsweise überschaubar. 356 sind es etwa im Staatsministerium, 517 im Umweltministerium und 640 im Sozialministerium. Doch die Ministerien zählen zu den obersten Landesbehörden, denen wiederum andere Behörden untergeordnet sind. So zählt das Innenministerium selbst 630 Beschäftigte, das nachgeordnete Polizeipräsidium Stuttgart allerdings 2500 Beschäftigte und das Regierungspräsidium Stuttgart 2280.

Das Justizministerium beschäftigt 325 Menschen – hinzu kommen aber die in Stuttgart angesiedelten Gerichte, unter anderem das Oberlandesgericht (572 Beschäftigte), Land- und Amtsgericht (insgesamt 790 Beschäftigte) und die Staatsanwaltschaft Stuttgart (443). Die Beschäftigtenzahl bei der JVA Stuttgart liegt bei 446 Personen.

Ein großer Player ist das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Hier zählen die Hochschulen dazu, darunter die Uni Stuttgart (5700 Beschäftigte), die Uni Hohenheim (2100), aber auch andere Hochschulen und Akademien für Medien, Technik, Musik und Bildende Künste – insgesamt weit über 10.000 Stellen. Zum Wissenschaftsministerium zählen auch die Staatstheater Stuttgart mit 1450 Beschäftigten und die großen Museen.

Auch das Eich- und Beschusswesen bietet Beschäftigung

So geht das munter weiter: Ans Kultusministerium angedockt sind unter anderem die Schulabteilung des Regierungspräsidiums, das Staatliche Schulamt Stuttgart und das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg. Dem Finanzministerium wiederum ist nicht nur die große Oberfinanzdirektion nachgeordnet (1640 Beschäftigte), sondern auch die kleine Wilhelma (300).

Zudem gibt es Posten, mit denen man so nicht immer rechnet, wie eine Auflistung des Statistischen Landesamts zeigt, das selbst 640 Beschäftigte zählt. Darunter sind die Landesanstalt Schienenfahrzeuge, der Landesbetrieb Eich- und Beschusswesen und die Tierseuchenkasse Baden-Württemberg. Alle drei kommen allerdings mit wenigen Beschäftigen aus. Die Zahl der Landes-Beschäftigten in Stuttgart ist im Übrigen die vergangenen Jahre deutlich gewachsen – vor vier Jahren waren es noch 1000 Stellen weniger.

Und wie schlägt sich Mercedes-Benz?

Und wie sieht es bei Mercedes-Benz aus? Die Gruppe, deren Geschäfte seit 2019 getrennt von den Daimler-Truck-Geschäften geführt werden, ist traditionell wenig auskunftsfreudig, was einzelne Zahlen betrifft. Ende 2024 zählte man im Großraum Stuttgart rund 66.000 Beschäftigte, heißt es auf Nachfrage, darunter 33.500 am Standort Sindelfingen.

Was Stuttgart betrifft, führt die Unternehmenswebseite für das Werk in Untertürkheim 13.500 Beschäftigte auf. Mit Mettingen, das allerdings zum Landkreis Esslingen zählt, sind es 23.000. Dazu kommen weitere Standorte und Unternehmenseinheiten in Stuttgart. Allerdings könne es sein, dass die Beschäftigten zwar einem Standort zugewiesen sind, aber tatsächlich an einem anderen Standort arbeiten, betont eine Unternehmenssprecherin.

Unter dem Strich dürfte Mercedes-Benz von der Beschäftigtenzahl mit Bosch, Porsche und der Stadt Stuttgart konkurrieren – wahrscheinlich aber am unteren Ende.