Pura Vida, das reine Leben, beschreibt ein Lebensgefühl in Costa Rica. Karin Merkle hat sich bei ihrem ersten Aufenthalt in das mittelamerikanische Land verliebt – und in die Faultiere. Foto: privat

Karin Merkle hat das Rucksackreisen für sich entdeckt. Nun steht ihr ein ganz besonderes Abenteuer bevor: Die 69-Jährige wird zwei Monate lang einen Freiwilligendienst auf einer Wildtierauffangstation in Costa Rica leisten.

Die kleinen Knopfaugen, die braunen Nasen, die scheinbar stoische Gelassenheit: Faultiere haben es Karin Merkle angetan. Bei ihrem ersten Besuch in Costa Rica, bei dem sie eine Tour über die Toucan Rescue Ranch, eine Wildtier-Auffangstation, mitmachte, habe es gefunkt. „Es war Liebe auf den ersten Blick. Also einseitig“, sagt die Vaihingerin und lacht. Die Faultiere, sagt sie, scheinen immer zu lächeln.

 

Drei Monate lang war Karin Merkle in diesem Frühjahr in Mittelamerika unterwegs, sieben Wochen davon in Costa Rica. „Ich liebe Regenwälder“, sagt die 69-Jährige. Die Natur und die Tiere in Mittelamerika hätten ihr besonders gefallen. Und die Auffangstation, weswegen sie sich für einen Freiwilligendienst bewarb – und angenommen wurde. Auf der Ranch, auf der sie im Herbst zwei Monate lang arbeiten wird, werden vor allem Faultiere betreut, aber zum Beispiel auch Vögel oder Affen.

Alleine reisen habe viele Vorteile, sagt die Vaihingerin

Als Unruheständlerin, wie sie sich selbst bezeichnet, hat Karin Merkle das Rucksackreisen für sich entdeckt. Angst, als alleinreisende Frau in der Fremde unterwegs zu sein, habe die pensionierte Lehrerin, die früher am Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasium in Echterdingen unterrichtet hat, keine. Abends, wenn es dunkel sei, gehe sie nicht mehr raus. „In der Zeit bereite ich meine Tage vor und nach, ich sichte meine Bilder“, sagt Karin Merkle. Alleine reisen habe Vorteile: „Man kommt leichter in Kontakt mit anderen Menschen.“

Die Vaihingerin plant ihre Reisen so gut es geht im Voraus. „Wo immer möglich, fahre ich mit den Öffentlichen und buche private Unterkünfte, zum Beispiel über Airbnb. Ich will die Bevölkerung kennenlernen“, sagt sie. Vor ihrem Abflug informiert sich Karin Merkle auch im Detail über Land und Leute. „Ich bin gerne am Planen. Und die Vorfreude steigt ungemein“, sagt sie.

Sie war schon auf Spitzbergen und der Osterinsel

Gesehen hat sie schon viel: Kambodscha, China, Brasilien, die Osterinsel, La Reunion, Spitzbergen und die Galapagos-Inseln sind nur einige Beispiele. „Meine erste Rucksackreise allein machte ich nach Bali, das war 2015“, sagt sie. Ein bisher unerfüllter Wunsch ist eine Reise in die Antarktis. Das Wort Flugscham mag sie nicht. „Ohne Flieger komme ich schwer nach Mittelamerika.“ Außerdem fliege sie nicht mal eben für einen Shopping-Nachmittag nach Mailand. „Ich arbeite in Costa Rica für den guten Zweck.“

Mit den Faultieren knuddeln dürfen wird Karin Merkle nicht. „Das sind keine Kuscheltiere, sie wollen nicht angefasst werden.“ Außerdem, das hat sie schon gelesen, könnten Faultiere mit ihren starken Krallen den Arm eines Menschen zerquetschen. Vermutlich werde sie Käfige ausmisten und Futter zubereiten. Das mache ihr aber nichts aus. „Ich freue mich darauf, die Faultiere in aller Ruhe beobachten zu können.“ Dass die Pfleger dort den direkten Kontakt mit den Tieren so gering wie möglich halten, ist wichtig. Denn sie sollen später wieder ausgewildert werden. „Ich hoffe, dass ich auch bei solch einer Aktion mal dabei sein darf“, sagt Karin Merkle.

Die Kosten für ihre Reise trägt die Vaihingerin selbst. Zugunsten der Auffangstation hat sie Geld gesammelt. Denn die Ranch bekomme keine staatliche Unterstützung, müsse sich selbst finanzieren über Touren und Spenden. Und abgesehen von Futter brauche sie zum Beispiel GPS-Sender-Halsbänder oder Transportboxen. Einige Wünsche der Ranch hat Karin Merkle schon organisiert und wird sie mitbringen, wenn sie im Herbst ihre Arbeit dort beginnt.

Toucan Rescue Ranch

Auffangstation
Die Mitarbeiter der Toucan Rescue Ranch retten costa-ricanische Wildtiere, päppeln sie auf und wildern sie, wann immer möglich, wieder aus. Der Schutz der Natur, die Bildung der Bevölkerung sowie die Forschung sind weiterer Bestandteil der Arbeit. Mehr Informationen stehen auf der englischsprachigen Internetseite toucanrescueranch.org.

Spenden
Wer etwas zugunsten der Faultiere spenden will, kann Kontakt zu Karin Merkle aufnehmen per E-Mail an k.merkle1304@gmail.com. Man kann auch direkt über die Homepage der Auffangstation spenden.