Auch Wasserstoffmotoren zählen zum Produktspektrum von Mahle. Das Bild zeigt einen Teststand. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Das Unternehmen ist bekannt als Produzent von Komponenten für den Verbrennungsmotor, setzt aber verstärkt auf die Elektromobilität. Wirtschaftlich zahlt sich das bisher nicht aus.

Wer in Stuttgart-Bad Cannstatt an der Zentrale des Autozulieferers Mahle vorbeifährt, braucht wenig Branchenkenntnisse, um zu erkennen, wofür das Unternehmen steht. Ein übergroßes Modell eines Verbrennungsmotors mit Kolben und Zylindern symbolisiert auf den ersten Blick die Tradition und auch das dominierende Geschäft des Autozulieferers, der weltweit fast 70 000 Menschen beschäftigt.

 

Rund zwei Drittel der Beschäftigten arbeiten am Thema Verbrennungsmotor, bei dem Mahle traditionell eine überaus starke Position hat: Stahl- und Aluminiumkolben, Kolbenringe, Zylinderlaufboxen, Gleitlager und Ventiltriebsysteme – solche Begriffe lassen das Herz eines Maschinenbauingenieurs aus der Verbrennungstechnologie höher schlagen.

Doch schon 2013 übernahm Mahle den Klimatisierungs- und Thermomanagement-Spezialisten Behr und baute damit sein Produktspektrum deutlich in Richtung Elektromobilität aus. Heute gehören Technologien zum schnellen und zum kabellosen Laden von E-Fahrzeugen und für die entsprechenden Stationen ebenso zum Produktspektrum wie elektrische Antriebe und Komponenten für E-Batterien.

Die Kolben vor der Mahle-Zentrale symbolisieren die Verbrenner- Technologie, die weiter eine dominante Rolle spielt. Foto: Mahle

Wirtschaftlich allerdings sind diese Komponenten für Mahle bisher eine Belastung. 1000 Stellen weltweit will das Unternehmen im kommenden Jahr abbauen, kündigte Konzernchef Arnd Franz im Interview mit unserer Zeitung an. Auch im Bereich der Komponenten für die E-Mobilität passe man die Kapazitäten an, weil sich die Nachfrage nicht entsprechend entwickle. „Bei jedem Produkt, das ausschließlich für batterieelektrische Fahrzeuge entwickelt wurde, zahlen wir aktuell drauf.“

Mahle hat viele kreative Ideen

Dabei hat Mahle in der Branche den Ruf, immer wieder mit besonders kreativen Ideen für Aufsehen zu sorgen. Das bionische Radialgebläse für Fahrzeugklimaanlagen verringert den Stromverbrauch und reduziert die Geräuschentwicklung, weil die Form der Lüfterblätter den Flossen des Pinguins nachempfunden wurde, der flink durch das Wasser gleitet.

Auch im Thermomanagement, das für die E-Technologie eine Schlüsseltechnologie darstellt, zeigt sich Mahle innovationsfreudig. Dabei geht es darum, die Batterie stets im optimalen Temperaturbereich zu betreiben und zu laden, was die Reichweite erhöht und die Lebensdauer der Batterie verlängert. Je nach Fahrsituation und Außentemperatur sind die Anforderungen sehr unterschiedlich, was den technologischen Anspruch an das Thermomanagement erhöht.

Schlüsseltechnologie fürs E-Auto kommt von Mahle

Hinzu kommt, dass – andererseits beim Verbrenner – viel weniger Abwärme zur Verfügung steht, die für das Heizen des Fahrzeugs zur Verfügung steht. Strom, der zum Heizen benötigt wird, geht zulasten der Reichweite. Durch eine geschickte Umverteilung von Wärme und durch kompakte Wärmepumpen kann das Thermomanagement diesen zwangsläufigen Reichweitenverlust deutlich verringern.

Klar ist für Konzernchef Franz allerdings auch, dass noch so innovative Technologien für das E-Auto bei Mahle nicht die Beschäftigung schaffen können, die durch einen Wegfall der Verbrennungstechnologie entfallen würde. Denn für die Wertschöpfung beim E-Auto werden weit weniger Beschäftigte als benötigt als für die beim Verbrenner. Es sei „klar, dass sich das Beschäftigungsvolumen, das heute durch den Verbrenner dargestellt wird, durch kein anderes Geschäft innerhalb unseres Unternehmens eins zu eins kompensieren lässt“.

Die weltweite Nachfrage nach Verbrennertechnologie werde man bedienen, solange es sie gibt, so Franz. Bei einem Verbrennerverbot in der EU werde die entsprechende Technologie aber abwandern. Die Fertigung von Produkten in einem Kontinent, in dem es für diese gar keinen Markt mehr gibt, macht für ihn keinen Sinn.

Manchmal spielen die Technologien auch auf unerwartete Weise zusammen. Zu den Produkten von Mahle gehört auch der Motor für den sogenannten Range Extender, mit dem sich die Reichweite von rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen verlängern lässt. Das Auto fährt elektrisch, im Notfall allerdings kommt der Strom aus einem Verbrennungsmotor. Das kann nicht nur Sorgen wegen einer womöglich unzureichenden Reichweite der Batterie zerstreuen, sondern auch dazu führen, dass man die teure, schwere und rohstoff-aufwendige Batterie nicht mehr an der maximalen Anforderung dimensionieren muss, sondern viel kleiner anbieten kann. In Europa gibt es für diese innovative Technologie aber bisher praktisch keinen Markt, was auch Mahle das Umsteuern erschwert.