Angespannt: Der Wohnungsmarkt in Stuttgart Foto: Petsch

Der Wohnungsmarkt in Stuttgart ist angespannt. Der Haus- und Grundbesitzerverein fordert deshalb ein Umdenken: Hochhäuser sollten kein Tabu mehr sein.

Der Wohnungsmarkt in Stuttgart ist angespannt. Der Haus- und Grundbesitzerverein fordert deshalb ein Umdenken: Hochhäuser sollten kein Tabu mehr sein.

 

Stuttgart - Schon kurz nach Beginn des Tags der offenen Tür bei der 19 500 Mitglieder zählenden Interessenvertretung der Stuttgarter Haus- und Grundbesitzer war der Besucheransturm in der Gerokstraße groß, und im Laufe des Tages gewann der Verein 88 Neumitglieder. „Wir sind damit unserem Ziel, bald die Schallmauer von 20 000 Mitgliedern zu durchbrechen, ein Stück weit näher gekommen“, bilanziert der Haus-und-Grund-Vorsitzende Klaus Lang.

Die vielen gesetzlichen Neuregelungen, darunter jüngst die Rauchmelderpflicht, stellen die Immobilienbesitzer fortwährend vor neue Herausforderungen. „Viele unserer Gäste haben über die Regelungsflut und politische Vorgaben wie die Mietpreisbremse geklagt“, sagt Klaus Lang.

Im Gespräch mit Gästen erhielt der Vorsitzende Hinweise darauf, dass Immobilienbesitzer im Stadtgebiet Mieter gezielt hinausekeln und ihre Häuser zu Sammelunterkünften von Arbeitern für die Baustellen in der Stadt umgestalten. Dabei erzielen sie offenbar traumhafte Renditen. „Im Oktober 2013 hat ein Hausbesitzer in unserer Nähe im Internet inseriert und sein Anwesen mit bis zu 20 Betten für 25 Euro pro Übernachtung zur Verfügung gestellt“, sagt ein Gast, der namentlich nicht genannt werden will. Seither sei das Haus in bester Wohnlage von Arbeitern aus Osteuropa bewohnt, die nach Feierabend auf der Straße telefonierten. Sie würden mit Kleinbussen mit Kennzeichen aus Ostdeutschland und aus Osteuropa abgeholt und zurückgebracht. Das Wohnungsangebot sei inzwischen aus dem Internet genommen worden. „Ich bezweifle, dass die sanitären Anlagen und der Brandschutz in diesem Haus dem Verwendungszweck genügen“, sagte der Anwohner.

Im Zentrum der rund 180 Beratungsgespräche standen Fragen zum Mietrecht. Außerdem ging es darum, welche Nebenkosten auf Mieter umgelegt werden können, wie eine Eigenbedarfskündigung ausgesprochen werden muss und wie auf die Drohung von Mietminderung zu reagieren ist. Beratungsbedarf gab es auch zu Fragen der energetischen Sanierung.

Im nicht immer spannungsfreien Verhältnis zwischen Haus und Grund Stuttgart und der grün-rot-linken Mehrheit im Stuttgarter Rathaus gibt es offenbar auch Übereinstimmungen. Klaus Lang: „Wir sind keine Fundamentalopposition zu Oberbürgermeister Kuhn und teilen seine Einschätzung, dass in der Landeshauptstadt jährlich rund 1800 Wohnungen, darunter 600 geförderte, entstehen müssen.“ Allerdings gehe die Stadtverwaltung davon aus, dass dies innerhalb der Stadtgrenzen zu geschehen habe. Haus und Grund dagegen setze dabei auch auf Baugebiete in der durch den öffentlichen Nahverkehr an die Landeshauptstadt angeschlossenen Region.

Damit in Stuttgart nicht die letzte Wiese bebaut werde, komme die Stadt, so Lang, wohl künftig um Hochhäuser nicht mehr herum: „Weil die innerstädtische Verdichtung irgendwann an ihre Grenzen stößt, geht der Trend in europäischen Großstädten nach oben.“ Allerdings sei die Stadt durch die unglückliche Diskussion um den Trump-Tower auf dem Pragsattel ein gebranntes Kind.