Sonnenuntergang über Neugereut. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg/art

Der erste Frühlingsmonat, der März, hat meteorologisch alles präsentiert, was es so gibt. Der April fängt frisch an.

Stuttgart - Im März hat es die Menschen schon immer nach draußen gezogen. Die Natur erwacht langsam, in der Luft liegt eine Ahnung von drei Kugeln Eis mit Sahne vom Italiener, umwabert von den Auspuffgasen reaktivierter Motorräder, die dann sonntags komplett ohne Abstand geparkt am Glemseck in der Sonne blitzen. Der wintermüde Stuttgarter ordert im März im Vorverkauf Freibad-Dauerkarten, Tickets für den VfB und Motoröl für den Rasenmäher. Andere wachsen noch mal die Ski für ein paar Frühlingsschwünge im Hochschwarzwald oder laden Freunde zum ersten Freiluftgrillen ein, bei dem dann der nagelneue Grillterminal in der Größe eines SUV präsentiert wird. Doch, so war das mal. Ist natürlich heute komplett anders. Seit dem 16. März 2020 stehen hierzulande die Skilifte still, und der VfB hat zum letzten Mal am 8. März vor einem Jahr vor voller Hütte gegen Bielefeld gekickt (danach nur noch zweimal in der Bundesliga vor ein paar wenigen Zuschauern bis zum zweiten Lockdown). Und grillen kann man auch nur noch so gut wie alleine.

Hektisches Auf und Ab

Dabei hätte der März 2021 meteorologisch alles hergegeben und präsentierte sich wettertechnisch als hektisches und extremes Auf und Ab – vor allem bei den Temperaturen. Am 31., also am letzten Tag des Monats, kletterte das Thermometer an der Messstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Schnarrenberg auf exakt 24 Grad. „Damit wurde ein Stuttgarter Temperaturrekord für März nur knapp verfehlt“, sagt DWD-Meteorologe Andreas Pfaffenzeller, „der stammt mit 24,6 Grad vom 28. März 1989.“ Aber auch ohne Rekord gab es allerfeinstes Biergartenwetter zum Monatsende. Daran hätte gut zehn Tage vorher keiner zu denken gewagt. Am 20. März, einen Tag vor dem kalendarischen Frühlingsbeginn, schaffte es das Thermometer am Schnarrenberg nach frostiger Nacht nur auf maximal 3,3 Grad. Das nennt man dann Märzwinter, auf den kurz darauf der Frühsommer folgte. Für Wetterfühlige eine heftige Rallye. Insgesamt war der Monat mit einer Mitteltemperatur von 6,2 Grad um 0,4 Grad zu kühl. Zumindest wenn man es mit dem neuen langjährigen Mittelwert von 1991 bis 2020 vergleicht. Gegenüber der vorigen Referenzperiode war der Monat - wir ahnen es – zu warm. Und das um fast ein Grad. Kälte im März war also im Zeitraum 1961 bis 1990 ganz normal und der Bibber-Faktor sogar deutlich höher.

Zu wenig Regen – trotz teils heftiger Schauer

Keine zwei Meinungen gibt es beim Niederschlag: Trotz teils heftiger Regen und Schneeschauer wurden am Ende nur knapp 24 Liter Niederschlag am Schnarrenberg gemessen, das ist nur gut die Hälfte dessen, was ein März draufhaben sollte – egal welche Referenzperiode man nimmt. Glaubt man alten Bauernregeln, ist ein trockener März aber gar nicht so schlecht. Da heißt es zum Beispiel: „Gibt’s im März zu vielen Regen, bringt die Ernte wenig Segen.“ Dann wird ja alles gut, zumal sich die Sonne im März richtig ins Zeug legte. Die gut 165 Stunden sind deutlich mehr als in jedem anderen Vergleichszeitraum erreicht wurde.

Der März war also meteorologisch ein launischer Gesell. Jetzt sind wir im April, der ja genau diesen Ruf hat. Und dem laut Prognose auch mit Macht gerecht werden will. Nach viel Sonne bei fallenden Temperaturen bis Ostersonntag, soll danach ein herber Absturz folgen. Gut möglich, dass am Dienstag nach Ostern die Höchsttemperatur nur noch fünf Grad beträgt. Auch Schneeschauer sind drin. Dann wären wir wieder da, wo wir Mitte März waren. Ungewöhnlich ist das nicht. „Die Luft strömt aus der Polarregion zu uns, und da werden jetzt erst die tiefsten Temperaturen des Winters erreicht“, sagt Pfaffenzeller. Wir warten dann auf die nächste Südströmung und auf eine sinkende Inzidenz.