Ein Drittel der 273 Schüler der Friedensschule kommt täglich zum Essen. Foto: Symbolbild/dpa

Die Evangelische Gesellschaft schließt die Schulküche der Friedensschule im Westen. Damit reagiert das Sozialunternehmen auf den Streit um die Zuschüsse für Schulsozialarbeit.

Die Evangelische Gesellschaft schließt die Schulküche der Friedensschule im Westen. Damit reagiert das Sozialunternehmen auf den Streit um die Zuschüsse für Schulsozialarbeit.

Stuttgart - Die Mittagspause ist für die Friedensschüler ein Höhepunkt. In der Schulküche, die mit Bundesmitteln 2004 eingerichtet wurde, zaubern zwei Köchinnen Selbstgekochtes auf die Teller. „Die beiden verwenden Bio-Gemüse und Bio-Salat, und die Kinder bekommen auch anstandslos einen Nachschlag, wenn sie besonders großen Hunger haben“, sagt Rosalinde Freyd, die Rektorin.

Ein Drittel der 273 Schüler kommt täglich zum Essen. Die Schülerspeisung ist ein Alleinstellungsmerkmal der Werkrealschule in der Bismarckstraße. „Das frisch gekochte Essen hat uns sogar Anmeldungen von Schülern eingebracht“, sagt die Rektorin. Organisiert wird die Schülerspeisung seit dem Jahr 2007 von der Evangelischen Gesellschaft (Eva), die auch Schulsozialarbeit anbietet. „Wir haben viele arme Kinder, für die das Essen die einzige warme Speise am Tag ist und viele Kinder berufstätiger Eltern“, sagt Rektorin Freyd. Deshalb entschied man sich dafür, der Eva die Schulspeisung zu übertragen und dafür nur einen Euro zu verlangen.

Eva finanziert die Kosten für Personal und täglich 60 bis 110 Essen aus Spenden – seit 2007 insgesamt mit einer Summe von mehr als 270 000 Euro. „Leider hat die Stadt dieses aus unserer Sicht wegweisende Projekt trotzdem all die Jahre nicht finanziert“, so der Vorstandsvorsitzende Heinz Gerstlauer. Da jeder Euro nur einmal ausgegeben werden könne, werde das Angebot zum Schuljahresende eingestellt.

An anderen Schulen, die den Ganztagsbetrieb anbieten, schreibt die Stadt die Essensversorgung aus, setzt dann, je nach Ausschreibungsergebnis, einen Caterer ein. Die Ganztagsschulen bekommen ein Jahresbudget von bis zu 50 000 Euro für die Essensversorgung ihrer Schüler. Elterninitiativen, die selbst kochen, seien allerdings auch schon unterstützt worden, beispielsweise mit einem Zuschuss für eine 400-Euro-Kraft oder Geld für eine Geräteanschaffung, „das war von Fall zu Fall verschieden“, sagt die Leiterin des Schulverwaltungsamts. In den Ausbau der Ganztagsbetreuung für die Schüler der Werkrealschule investiere die Stadt allerdings nicht, sagt Korn – die Friedensschule ist zur Aufhebung vorgeschlagen. Im Mittelpunkt stehe der Ausbau der Grundschulen zu Ganztagseinrichtungen.

Was bei der Stadt verwundert und verärgert, ist die Verbindung, die von der Eva zwischen Schülerspeisung und Schulsozialarbeit gezogen wird. Weil in den Doppelhaushalt 2014/15 der Stadt Stuttgart für die Schulsozialarbeit keine Finanzierung für Leistungsanteile eingestellt wurde, sei der Beschluss im Vorstand der Eva zum Schließen der Schülerspeisung gefallen.

In der Tat hatte die Sozialverwaltung ursprünglich vorgeschlagen, dass jeder der Stuttgarter Träger jeweils 20 Prozent einer festgesetzten Summe sowie fünf Prozent mehr für jede Sozialarbeiterstelle bekommen sollten. Dies deshalb, weil die Zahl der angestellten Schulsozialarbeiter inzwischen stark gewachsen ist und geführt werden muss. Jugendamtsleiter Bruno Pfeifle beziffert die zusätzlichen Kosten dafür auf 325 000 Euro pro Jahr.

Bei den Haushaltsplanberatungen setzte sich jedoch ein Antrag von Grünen und SPD durch: Es wurden 16,5 zusätzliche Stellen beschlossen, je sechs davon für zwölf Gymnasien und zwölf Grundschulen sowie zwei Stellen für vier Werkrealschulen und eine halbe Stelle für die Bismarck- und Elise von König-Schule. Die Kosten für Schulsozialarbeit erhöhen sich 2014 damit um rund 668 000 Euro und 2015 um rund 679 000 Euro. Die freien Träger können nur noch darauf hoffen, dass sich der Gemeinderat daran erinnert, die Übernahme von Tariferhöhungen zu 100 Prozent durch die Stadt in Aussicht gestellt zu haben.